Rote Sonne - heisse Kuesse
einen Freund, der zu Hause auf dich wartet?“, wollte ihre „Cousine“ wissen, nachdem der Hauptgang abgeräumt worden war.
„Nein. Was ist mit dir? Hast du jemanden?“
Lucia zuckte gleichgültig die Schultern. „Niemand Besonderes. Ich kann jeden haben, wenn mir danach ist.“
Die Arroganz der Reichen, dachte Jenny. Dante hatte offensichtlich dieselbe Einstellung. Ohne jeden Skrupel hatte er Anya ausrangiert. Nur keine emotionale Bindung eingehen. Ich wäre sicher gut beraten, mir das zu merken .
„Was machst du, wenn du ganz allein bist?“, fuhr Lucia fort.
„Ich zeichne oder male.“
„Was zeichnest du denn?“
„Vor allem Porträts.“ Jenny bereitete es ein diebisches Vergnügen, sie mit der Wahrheit zu schockieren. „Ich habe als Straßenmalerin gearbeitet. Im Venedig-Forum in Sydney habe ich gegen Bezahlung Porträts von Passanten angefertigt.“
„ Großer Gott! Dann hättest du ja genauso gut betteln gehen können.“
„Mir gefällt es. Es gibt so viele interessante Gesichter, wie das von Dante zum Beispiel. Ich wollte ihn zeichnen, noch bevor er mich darum gebeten hat.“
„Er hat eine Straßenmalerin gefragt, ob sie ihn porträtieren würde?“ Lucia empfand das anscheinend als Skandal.
Dantes dunkle Augen warnten Jenny, nicht mit dem Feuer zu spielen. Dann sah er Lucia ausdruckslos an. „Ich wollte Bella erst kennenlernen, bevor sie erfuhr, wer ich bin und warum ich gekommen war.“
„Dieses Porträt würde ich gern sehen“, sagte Marco unvermittelt. Seine Augen blitzten voller Interesse, verliehen seinem Gesicht, das von Schmerz und Müdigkeit gezeichnet war, einen Rest von Vitalität. „Hast du es mitgebracht, Dante?“
„Nein“, erwiderte er bedauernd.
„Ich habe es nicht beendet“, erklärte Jenny. „Als er mir sagte, wer er war …“
„Hat sie ihre Sachen zusammengepackt, ist davongelaufen und wollte mit keinem von uns etwas zu tun haben“, ergänzte Dante.
„Aber warum denn nur?“, rief Lucia ungläubig.
„Weil wir in ihrem Leben bisher nie eine Rolle gespielt haben … was wir aber hätten tun sollen“, sagte Marco seufzend und fügte zu Jenny gewandt hinzu: „Vielleicht könntest du für mich ein Porträt von Dante zeichnen, während du hier bist“
Sie zuckte entschuldigend die Schultern. „Ich habe meine Zeichensachen gar nicht dabei.“
„Kein Problem, das kriegen wir schon hin. Dante, bist du so nett und sorgst dafür, dass Bella alles bekommt, was sie benötigt?“
„Gleich morgen früh, Nonno “, versprach er.
„Nur einen Zeichenblock und etwas Zeichenkohle, das reicht“, sagte Jenny hastig, denn sie wollte nicht noch mehr von der Familie annehmen.
Marco wischte ihre Bemerkung mit einer Geste fort. „Welcher Künstler würde nicht gern die Farben Capris einfangen wollen? Du tust mir einen Gefallen und leistest mir Gesellschaft. Dafür sollst du hier auch deinen Neigungen nachgehen können. Besorge alles, Dante“, erwiderte er bestimmt.
Es würde tatsächlich die Stunden … Tage … Wochen … Monate ausfüllen …
Jenny griff die Idee dankbar auf, denn sie erkannte, dass sie auf diese Weise Dantes und Lucias Gesellschaft entfliehen konnte. Solange sie sich ihrer Kunst widmete, konnte sie ganz sie selbst sein, in ihrer eigenen Welt.
Sie lächelte den alten Mann an. „Danke. Ich würde gern probieren, ein paar Landschaften zu zeichnen.“
Er lächelte zurück. „Und mir wird es Spaß machen, dich glücklich bei der Arbeit zu sehen.“
„Hast du denn irgendeines deiner Bilder schon verkauft?“, fragte Lucia hochmütig. Offensichtlich war sie verärgert über Nonnos Wohlwollen gegenüber seiner neuen Enkelin und wollte Jennys Talent herunterspielen.
„Ja, aber nicht für viel Geld“, erwiderte Jenny.
Ein gönnerhaftes Lächeln umspielte Lucias Lippen. „Ich kenne den Besitzer einer der besten Galerien Roms. Wenn ich ihn darum bitte, gibt er uns sicher gern eine Einschätzung deiner Arbeit.“
Jenny schüttelte den Kopf. „Danke, aber auf diesem Niveau bewege ich mich bestimmt nicht.“
„Oh!“ Es klang fast wie Hohn.
„Es wird vielleicht Zeit, dass du dein Leben besser strukturierst“, bemerkte Marco mit leisem Vorwurf in der Stimme. „Du solltest dich mehr um deine Bildung kümmern, damit du etwas Sinnvolleres tun kannst, als dauernd auf Partys zu gehen.“
„Es sind Wohltätigkeitsveranstaltungen, auf denen Geld für gute Zwecke gesammelt wird“, rechtfertigte Lucia sich. „Guten Zwecken dient man am
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