Rote Sonne - heisse Kuesse
die Gelegenheit ergab, ohne dass Dante dazwischenfunken konnte. Wenn sie für Lucia eine kleine Veränderung erreichen konnte, dann hätte sie selbst weniger Schuldgefühle. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob Lucia ihr die Einmischung nicht vielleicht doch verübeln würde. Sie hatte sie an diesem Vormittag noch nicht gesehen und wusste nicht, ob ihr der gestrige Ausbruch leidtat. Ihre nächste Begegnung würde über diese Frage Aufschluss geben. Sie musste es einfach abwarten.
Beunruhigender als der Gedanke an Lucia war allerdings die neue Intimität mit Dante. Es war nicht ihr Plan gewesen, sich auf ein längeres Verhältnis mit ihm einzulassen. Doch inzwischen wurde klar, dass er vorhatte, tagsüber als ihr Cousin aufzutreten und nachts ihr Liebhaber zu sein. Noch eine Lüge, die schwer auf ihrem Gewissen lastete. Ihr Körper verlangte nach ihm, egal wie dumm und gefährlich es war, sich so hemmungslos auf ihn einzulassen.
Während sie nun seinen Mund zeichnete, spürte sie seine Küsse an jeder Stelle ihres Körpers. Ein Blick auf ihn genügte, und die aufregendsten Erinnerungen stiegen in ihr auf. Er hatte gesagt, er wolle mehr von ihr. Und sie wusste, sie würde nicht die Kraft haben, ihn abzuweisen, wenn er heute Nacht in ihr Zimmer kam.
Gönn dir doch das Vergnügen, sagte sie sich, es ist nur von kurzer Dauer. Sie hoffte, dass sie sich lächelnd an ihn und seine Welt erinnern würde, wenn sie wieder in Sydney wäre. In der Zwischenzeit musste sie die Rolle der Enkelin spielen und aufpassen, dass sie keinen groben Schnitzer beging.
Sie war gerade dabei, letzte Hand an das Porträt zu legen, als die friedliche Stimmung auf der Terrasse abrupt unterbrochen wurde.
„Guten Morgen, alle zusammen“, flötete Lucia, die über den Klippenpfad auf sie zukam. Offensichtlich hatte sie ein morgendliches Bad im Pool genommen. Sie trug einen roten Bikini, dazu einen passenden Sarong um die Hüfte und auf dem Kopf einen großen, ebenfalls roten, sehr modischen Strohhut, den sie schief ins Gesicht gezogen hatte. „Na, Nonno , wie klappt’s mit der Malerei?“ Sie schenkte ihrem Großvater ein versöhnliches Lächeln und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Sieh selbst“, antwortete er und lächelte zu Jenny hinüber. „Ich denke, du wirst zugeben müssen, dass Bella mehr Talent hat, als du dachtest.“
„Wirklich?“
Ihr ungläubiger Ton reizte Jenny. Es war schwierig, jemandem Sympathie entgegenzubringen, der es darauf anlegte zu verletzen. Sie spürte, wie sie sich verspannte, als sich Lucia hinter sie stellte, um Dantes Porträt zu betrachten. Ihre Nervosität nahm noch zu, als sie Lucia lachen hörte.
„Du wirst begeistert sein, Dante. Idealistischer kann man dich nicht darstellen.“
„Idealistisch?“, fragte er und warf Jenny einen amüsierten Blick zu.
„Ich nehme an, Straßenkünstler wollen auf diese Weise ihre Kunden zufriedenstellen“, fuhr Lucia spöttisch fort. „Der wahre Charakter spielt dabei keine Rolle, wobei sie natürlich auch nichts über ihr Gegenüber wissen. Allerdings, liebste Cousine, hatte ich angenommen, dass du Dante inzwischen besser kennst. Schließlich hast du genug Zeit mit ihm verbracht.“
Peinlich berührt, starrte Jenny auf ihr Bild und spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Erst jetzt sah sie mit aller Deutlichkeit, dass sie ihren Gefühlen freien Lauf gelassen und eine romantische Version von Dante gezeichnet hatte. Die Augen blickten sanft und liebevoll, und sie hatte seinem Mund eine Sinnlichkeit verliehen, die sich nur mit der Erinnerung an die vergangene Nacht erklären ließ.
„Wo ist seine Arroganz geblieben?“ Lucia ließ nicht locker. „Und sein Zynismus? All die Eigenschaften, die ihn nach oben gebracht haben.“
„Ich kenne ihn anscheinend doch noch nicht gut genug“, murmelte Jenny und sah Marco entschuldigend an. „Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht.“
„Ganz und gar nicht. Ich bin froh, dass Dante sich dir gegenüber von seiner besten Seite gezeigt hat.“ Er streckte die Hand aus. „Wenn du fertig bist, würde ich es mir gern genauer ansehen.“
Jenny erhob sich und reichte ihm das Bild. Befangen nahm sie wahr, dass Dante ebenfalls aufgestanden war und zu ihnen herüberkam, um das Porträt in Augenschein zu nehmen. Was würde er davon halten? Musste nicht sein scharfer Verstand sofort erkennen, dass ihr Unterbewusstsein ihr einen Streich gespielt hatte? Der Gedanke, dass sie ihre geheimsten Empfindungen preisgegeben
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