Rote Sonne - heisse Kuesse
Er packte sie bei den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen.
„Lucia …“, knurrte er verächtlich, und seine Augen schossen Blitze. „Was hat sie denn in der Zeit getan, als sie Nonno ganz für sich allein hätte haben können? Sie ist zum Shoppen nach Rom gefahren und hat Anyas Besuch eingefädelt. Erweckt das bei dir den Eindruck, dass ihr etwas an ihrem Großvater liegt?“
Keine Antwort. An ihrem gedankenverlorenen Blick erkannte er, dass sie zu begreifen begann. Er würde es noch deutlicher machen.
„Lucia hätte Wochen mit ihm verbringen können, wenn sie gewollt hätte. Aber nein. Ihr liegt nur etwas an Machtspielchen. Heute hat sie es auf dich abgesehen und versucht, dir das Gefühl zu geben, du wärst ein unwillkommener Eindringling. Dazu hat Lucia kein Recht. Und vergiss nicht, sie hält dich für Bella. Deine Freundin Bella, die wie eine Schwester für dich war. Was glaubst du, wie Bella sich fühlen würde, wenn sie hier wäre?“
Nachdenklich versuchte sie sich vorzustellen, wie ihre Freundin die Angriffe ihrer Cousine empfunden hätte.
„Das ist grausam“, legte er nach. „Und wenn du Lucia gewinnen lässt, dann ist es mein Großvater, der darunter leidet, nicht sie. Sie würde triumphieren, wenn du abreist. Nonnos Gefühle sind ihr vollkommen gleichgütig. Und er ist es, der zählt. Nur er. Die kurze Zeit, die ihm noch bleibt, will er mit dir verbringen.“
Dante küsste sie erneut in der Hoffnung auf eine Fortsetzung ihrer stürmischen Begegnung, doch sie ging nicht darauf ein.
„Musst du dir immer über alles Gedanken machen?“, murmelte er. „Vergiss die anderen.“ Dann setzte er all seine Erfahrung ein, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Endlich gab sie nach und öffnete die Lippen.
Er hatte gewonnen. Erregung ergriff ihn. Er wollte ihr Lust bereiten, ihr Begehren anheizen, es langsam, ganz langsam immer weiter steigern, bis sie alles andere vergaß.
Entzückt über die Bereitwilligkeit, mit der sie sich ihm nun hingab, bedeckte er ihren Körper mit Küssen und ließ sich von seinem Instinkt leiten, bis sie beide von einer Welle der Leidenschaft mitgerissen wurden, die alles andere auslöschte.
Nur langsam kehrte er in die Gegenwart zurück, unwillig den Zauber zu durchbrechen. Er bedeckte ihre Stirn, die geschlossenen Augenlider, Nase und Lippen mit Küssen und flüsterte: „Sag, dass du hierbleibst.“
Er spürte ihren warmen Atem, als sie leise erwiderte: „Ich bleibe.“
Er hatte es geschafft.
Nie war ihm ein Triumph süßer erschienen.
12. KAPITEL
Die neue Staffelei war auf der Terrasse neben Marcos Liege aufgestellt worden, sodass er zusehen konnte, wie Jenny seinen Enkel zeichnete. Die tüchtige Theresa Farmilo, die private Pflegerin, sorgte dafür, dass es dem alten Herrn an nichts fehlte. Ein großer Sonnenschirm schütze die kleine Gruppe vor der heißen Vormittagssonne.
Einige Meter entfernt saß Dante unter einem zweiten Sonnenschirm an einem Tisch. Jenny hatte ihn gebeten, sich zwanglos mit seinem Großvater zu unterhalten. Es hätte sie beim Zeichnen nur verunsichert, wenn er sich schweigend in Pose gesetzt hätte. Zudem war es auch interessanter, seine sich beim Reden lebhaft verändernden Gesichtszüge einzufangen. Allerdings auch schwieriger.
Der Mann stellte eine einzige Herausforderung dar. Sie hatte keine klare Vorstellung mehr davon, was richtig und falsch war. Ebenso unwiderstehlich, wie er ihr fantastische sexuelle Höhenflüge schenkte, vermochte er es auch, ihr die Besorgnis um Lucia auszureden und sie davon zu überzeugen, dass es richtig war, bei seinem Großvater zu bleiben. Bisher war es ihr nicht im Ansatz gelungen, sich gegen ihn durchzusetzen.
Tu einfach, was er von dir will, schoss es ihr durch den Kopf. Es schien einfacher, ihm seinen Willen zu lassen. Sie verfügte nicht über die Kraft, sich ihm zu widersetzen. Außerdem ist es seine Familie, und er kann sie sicher besser einschätzen als ich, dachte sie. Gleichwohl konnte sie sich nicht komplett von allem freimachen, was sie mittlerweile über Lucias Leben wusste: die ständigen Umzüge, häufig wechselnde Bezugspersonen und niemand, der dem jungen Mädchen echtes Interesse entgegenbrachte. Auch wenn ihre Lebensumstände völlig andere waren, konnte sie sich doch in Lucia hineinversetzen. Und sie wusste, dass sich Einsamkeit nicht mit Reichtum kompensieren ließ. Geld taugte nur als Mittel gegen Existenzsorgen.
Vielleicht sollte sie Marco einmal darauf ansprechen, wenn sich
Weitere Kostenlose Bücher