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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Mutters Erklärungen waren so matt in seinem ungeformten Verstand wie das Leben in ihrem schnell versteinernden Körper.
    Unbeholfen stand er auf und schüttelte die letzten Stücke seiner Eierschale ab. Mit noch feuchten Schwingen, die sich eng um seinen Körper wickelten, wackelte er auf die trübe Lichtquelle vor ihm zu.
    Dort blieb er lange Zeit stehen, atmete die scharfe, kalte Luft und versuchte zu verstehen, was er sah.
    Da war Licht, und Licht war Feuer, und Feuer mußte er haben. Da waren Lichter weit über ihm, und er öffnete seine Flügel, um zu sehen, ob er zu ihnen fliegen könne. Die Luftströme an der Höhlenmündung würden ihn über das Tal tragen, aber nicht, das erkannte er bald, so hoch, wie die kleinen Lichter waren. Die unten waren näher. Sorgfältig prüfte er die Ströme, trat zurück, so weit er konnte, wackelte zur Höhlenmündung, so schnell er konnte, und warf sich wie ein startender Vogel in den Strom. Erleichtert und entzückt ließ es sich tragen, als habe er eine gefährliche Aufgabe gemeistert. Er folgte dem Strom bis zu dem nächsten der Lichter.
    Dann ließ er sich fallen und umkreiste das Blockhaus im Tal.
    Er konnte die Hitze spüren. Begeistert segelte er näher heran und atmete tief. Das Stroh des Daches geriet ihm in die Nasenlöcher und kitzelte. Er nieste gewaltig, und ein großer Teil des Daches flog davon. Drinnen, unter dem Dach war Feuer! Er steckte seinen Kopf nach unten. Ein schrilles Kreischen aus dem Innern der Hütte tat seinen Ohren weh, doch er öffnete das Maul, um einen großen Bissen zu nehmen. Er fühlte einen schwachen Stich auf der Haut, zog sich zurück und fand einen kleinen Pfeil in einer Schuppe stecken.
    Das Feuer hatte gut geschmeckt, auch wenn diese Feuermacher ein bißchen bissen. Hoffnungsvoll überprüfte er seine Feuerbuchse.
    Nichts. Es war eine gute Mahlzeit gewesen, hatte aber nichts entzündet. Traurig flog er zu der nächsten Hitzequelle weiter.
    Vielleicht würden diese Flammenhalter nicht beißen.
    Die Sensitive stand an der Tür und schnüffelte. Ana, ebenso vollständig bewaffnet wie die Männer hinter ihr, spähte ihr über die Schulter. »Ich sehe nichts - aber ich spüre etwas«, sagte sie schließlich. »Es erinnert mich an den Feuerriesen, der in dem Berg lebte, wie meine Mutter erzählte. Erinnerst du dich?« wandte sie sich an Doro. »Er brachte den Sterblichen das Geschenk des Feuers, und dafür wurde er unter den Bergen in Ketten gelegt. Bei der Geschichte mußte ich immer weinen.«
    Doro rümpfte die Nase. »Und du ängstigtest mich mit Geschichten, wie der Erdenriese, der die Bürden der Sterblichen trägt, sich eines Tages regen und sie alle abschütteln und uns zurückgeben werde. Und jetzt regt er sich!«
    Ana drehte sich um und sah Doro scharf an. »Geschähe uns recht, wenn er es täte«, erklärte sie mitleidlos. »Na, wir spüren es beide.
    Gehen wir, Leute.«
    Doro kehrte in ihre Küche zurück, eine Handvoll Frauen zur Seite.
    Drei Männer folgten ihr und hielten an der Tür Wache, während sie die Überreste vom Abendessen sorgfältig in einen Deckelkrug löffelte und diesen auf ein hohes Brett stellte. Sie zählte ihre Eier und ihren Käse, ihr Brot, ihre Butter, ihre Milch und ihr Trockenobst. Die Erde grollte von neuem, doch sie versuchte es zu ignorieren. Dabei fragte sie sich empört, warum Ana gemeint hatte, der Erdriese werde seine Pflicht jenen gegenüber, die sich auf ihn verließen, vergessen. Nun, auch wenn ältere und höherstehende Leute seelenruhig Menschen verließen, die sie brauchten, sie, Doro, würde nicht gehen!
    Wieder grollte die Erde, und Doro hörte ein schwaches Brüllen mit einem merkwürdig jammernden Unterton. Dann geriet das Dach in Bewegung.
    Ana schritt ruhig in die Nacht hinaus. Ihre Leute und Roevnas Reiter kamen dicht hinter ihr. Sie folgte der gedanklichen Spur, die ihre Intuition aufgegriffen hatte. Die Nacht war sehr dunkel, die Sterne glühten von oben wie winzige Herdfeuer herab. Herdfeuer!
    Es gab deren eine ganze Reihe im Tal, und auch wenn sie für die Nacht mit Asche bedeckt waren, mußte ein bißchen Glühen sichtbar sein. Sie blieb plötzlich stehen. Doros Mann Charlot drängte sich bis in die erste Reihe ihrer verwirrten Leute vor und fragte: »Was ist das, Landmutter?«
    Der Lärm mußte alles, was sie verfolgten, aufmerksam machen.
    Ruhe gebietend, winkte sie mehreren ihrer Gefolgsleute und zeigte auf die Dorfstraße. »Seht nach, ob die Dorfbewohner in Gefahr sind«,

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