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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sagte sie mit leiser Stimme. »Dann schickt jemanden mit Nachricht zu Doro und einen zu mir, und wenn die Leute euch brauchen, bleibt dort, ganz wie ihr es für richtig haltet. Aber mich dünkt, wir müssen uns nun doch in drei Gruppen aufteilen.« Der bewundernde Blick, den Charlot ihr zusandte, ärgerte sie.
    Landmutter, also wirklich! War er über das hölzerne Schwert nicht hinausgewachsen, bevor er Doro heiratete? »Los!« befahl sie, und dann versuchte sie, mit nur drei Gefolgsleuten zurückbleibend, den Drachengeruch von neuem aufzunehmen.
    Alt? Lang in den Zähnen? Der Geruch, den sie fand, war babyhaft; ihr Ärger über Doro und Charlot mußte durchsickern. In dem Versuch, ihre Gedanken zu klären, schirmte sie ihre Laterne ab und ging vorsichtig auf den Berg zu.
    So spät in der Nacht und in dieser Dunkelheit bot das Terrain mehr Gefahren als irgendwelche Tiere. Erst später würde ein Mond aufgehen. Kleine Löcher, unbemerkt bei Tageslicht, ließen sie stolpern. Der Weg verlief nicht ganz so, wie sie sich an ihn erinnerte.
    Ana stellte ihre Laterne hin, sah auf den Boden und ließ ihren Augen Zeit, sich an das Sternenlicht zu gewöhnen. Auf dem heimtückischen Pfad kam sie nur langsam voran, und sie verließ sich hauptsächlich auf den Sinn, der sie nach oben führte.
    Schließlich stand sie vor einer senkrechten Klippenwand. Sie hängte ihre Laterne an einen Stock und hob sie damit in die Höhe.
    So entdeckte sie weit oben eine Höhle.
    Im Dunkeln hinaufzuklettern, wäre Torheit gewesen. Wenn Doro das je versucht hätte, würde Ana sie eine Woche lang ins Haus eingesperrt haben. Nicht etwa, daß Doro so abenteuerlustig gewesen wäre, dachte Ana, und die alte Enttäuschung überkam sie von neuem. Wieder einmal mußte sie sich sammeln, oder sie würde den Drachengeruch für immer verlieren. Wenn ihre Sorgen um Doro sie bei dieser Suche störten, wobei mochten sie sie sonst noch gestört haben? Das war ein unwillkommener und beunruhigender Gedanke.
    Sie wartete am Fuß der Klippe, wie lange, wußte Ana nicht, bis das volle Licht Liriels über die Berge im Osten aufstieg. Jetzt konnte sie klettern! Der Mondschein überflutete die Klippenwand. Er erzeugte nicht das scharfe Relief, wie es die Sonne getan hätte, sondern Übergänge von Licht und Schatten, in denen sich nur ein erfahrener Nachtjäger zurechtfand. Und wie oft war Ana von ihrer Mutter solcher Dummheiten wegen ins Haus eingesperrt worden, wo sie nähen mußte! Ana nahm von neuem die Spur des Drachen wahr und nickte.
    Ein Mann hinter ihr hielt eine Seilschlinge in der Hand und flüsterte: »Ich bin der beste Kletterer von uns allen, Lady.«
    »Dann übernimmst du die Verankerung, ihr beiden geht in die Mitte«, stimmte Ana zu und schlang ein Ende des Seils durch den Ring an ihrem Gürtel. »Merkt euch unseren Weg gut; ich habe keine Lust, da oben aufs Tageslicht zu warten.« Sie setzte einen bestiefelten Fuß auf den nächsten Stein - war es ein unausgebrütetes Drachenei? - und begann zu klettern.
    Der Weg war lang und mühselig, denn auch mit Mondschein und Laternenlicht sah man schlecht. Sie machten das Klettern nur gerade eben möglich, sie und Anas andere Sinne. Ana wollte das Leben ihrer Leute nicht sinnlos aufs Spiel setzen, so unbekümmert sie von Natur aus auch war, und die Männer wollten wiederum sie nicht in Gefahr bringen. So waren sie beim Hinaufsteigen vorsichtiger, als jeder allein es gewesen wäre.
    Der kleine Mond stand hoch am Himmel, und die Kletterer waren erschöpft, als sie die Höhlenmündung erreichten. Wenn sie jetzt von etwas angegriffen wurden, würden sie leichte Beute sein. Mit trockenem Mund und wunden Gliedern ruhten sie sich im Eingang aus, knabberten an den Rationen, die sie an den Gürtel geschnallt hatten, und sahen sich bei Laternenlicht um. Die Höhle bot ihnen reichlich Raum, um aufrecht zu gehen, und der Drachengeruch war stark. Ja, es war ein Geruch nach außerordentlich hohem Alter, würdig und sterbend, wenn nicht bereits tot. Ana spülte sich den Mund noch einmal mit Wasser aus, bevor sie aufstand und den drei Männern zuflüsterte, sie sollten Wache halten. Das Messer in der anderen Hand, hob sie die Laterne hoch.
    Zur ihrer Linken war eine große Felsformation, die einmal die Gestalt eines Drachen gehabt haben könnte. Hochaufragend ruhte er vor ihr. Der unbewegliche Schwanz streckte sich nach hinten in die Höhle hinein, der formlose Kopf war der frischen Luft und dem Sternenlicht zugewendet, als habe

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