Rote Sonne über Darkover - 5
köstlich und erlaubt uns einen Blick auf die Gesellschaftsordnung im Gebirge, wo die Frauen unabhängiger und autonomer als im Tiefland sind.
›Wie läßt man einen Baby-Drachen ein Bäuerchen machen? Sehr, sehr vorsichtig.‹
Ich muß noch hinzufügen, daß Pat AUF GAR KEINEN FALL mit der Patricia Mathews verwechselt werden darf, die sirupsüße Romane wie LOVE’S TENDER FURY schreibt. (MZB).
Roevna ritt an der Spitze einer schwerbeladenen, aber an Personal knappen Handelskarawane unter dem stolzen Läuten der Pferdeglocken in High Rolls ein. Sie war eine kräftig gebaute Frau in den Dreißigern, gut gekleidet mit einer gestrickten wollenen Jacke und einem langen Hosenrock. Der besorgte Blick war an ihr ungewohnt.
Pferdepfleger und Wagenlenker, Wachen und Händler waren genug vorhanden - bombastische, bärtige Männer und fadendünne Frauen. Aber ihre Stellvertreterin und Handelsmeisterin hatte diesen Winter im Seehafen von Temora gekündigt, um einem Kapitän zu folgen, der ihr noch größere Reichtümer versprochen hatte. Dame Peliel, ihre Sensitive, war alt und leidend. Sie wollte noch bis zum Feather River mitreiten und sich dort zur Ruhe setzen.
Es hieß, die Frauen von High Rolls besäßen die Gabe der Sensitiven, doch sei sie in den meisten Fällen latent - ganz bestimmt hatten sie die Gabe, zu Reichtum zu kommen. Wie dem auch sei, Roevna konnte eine neue Mitarbeiterin aus dieser befestigten Siedlung brauchen.
Das Land von High Rolls sah jedoch irgendwie verkehrt aus.
Selbst so hoch im Gebirge mit der winterlichen Kühle noch in der Luft und Flecken von ungeschmolzenem Schnee neben den Wegen hätte der Frühling im Anmarsch sein müssen. Im letzten Winter hatten sie eine fabelhaft reiche Ernte gehabt. Roevna war damals auf dem Weg in ihr Winterlager durchgekommen. Sie hatte die von Früchten strotzenden Obstgärten und das fette, kräftige Vieh gesehen.
Warum waren die Felder jetzt noch kahl? Warum sprossen an den Bäumen die flaumigen gelb-grünen Vorboten nicht? Wo waren die silbernen Kätzchen, die früh blühenden Goldblumen? Wo waren die nach Norden ziehenden Vögel, die neugeborenen Tiere? Für ein ungewöhnlich kaltes oder spätes Frühjahr war die Zeit viel zu weit fortgeschritten. Nein, das Land lag immer noch in den Fesseln des Mittwinters!
Roevna bekam es mit der Angst zu tun! Sie trieb ihr Leitpferd zu einem schnelleren Gang an und ritt auf das merkwürdig gefrorene Land ihrer Verwandten.
Rauch stieg aus dem großen Steinkamin über dem aus Baumstämmen und Steinen erbauten Haus auf. Sauber geschnittenes Holz war auf der vorderen Veranda bis unter die Traufe gestapelt. Ein großer, stämmiger Hund, der noch sein langes, blau-weißes Winterfell trug, schlief friedlich an dem Tor in den mannshohen Holzwänden. Da schrie Dame Peliel plötzlich erschrocken auf.
Roevna riß den Blick von der friedlichen Szene los und drehte sich zu dem ersten Wagen hin, auf dem die alte Sensitive saß, den Rücken gegen eine Spiere gelehnt, die Beine unter einem dicken Pelzmantel ausgestreckt, das runzlige Gesicht vor Konzentration verzogen. »Dame Peliel?« fragte die Händlerin vorsichtig.
»Der Drache!« antwortete die alte Sensitive ungeduldig. »Spüren Sie ihn nicht? Irgend etwas ist ganz und gar nicht in Ordnung.«
Ihre Arbeitgeberin schüttelte den dunkelroten Kopf. Die Sensitive nickte zu dem schneebemützten Berg links hin, dessen Krater kalt, ohne Rauchfahne war. »Drachenheim«, stellte sie mit der resignierenden Stimme eines Menschen fest, der ständig erwartet, daß andere sehen, was er sieht, und jedesmal enttäuscht wird. »Der Berg hat im letzten Herbst geraucht. Er ist groß; der Drache wird ein alter sein, lang in den Zähnen.«
»Was geschieht, wenn ein Drache stirbt?« fragte Roevna. »Oder sterben sie nicht?«
»Meistens versteinern sie nur.« Dame Peliel betrachtete das Tal.
»Und einige dieser Felsblöcke sind Eier, die nicht ausgebrütet worden sind.«
Roevna erschauerte. »Irgend etwas hält dieses Land in seinem Griff, das stimmt. Sind es die Windungen eines toten Drachen?«
Eine Katze raste in kätzischen Angelegenheiten über den Hof. Der Hund ließ sich nicht stören und schlief weiter. Vielleicht hätten die Tiere sich gestört fühlen müssen. »Zu den Toren!« entschied Roevna. »Haltet Augen und Ohren offen, vor allem Ihr, Dame Peliel.«
Die beiden Ladys von High Rolls waren offensichtlich Mutter und Tochter. Doro, die sie als erste begrüßte, war glatt und
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