Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
sondern auch das Flugzeug frei von dem Flügel, und es begann zu rutschen. (Später, als es vorbei war, hatte sie Zeit, sich klarzumachen, daß allein dieser rechte Flügel, der über dem Ast hing, das Flugzeug in dem Baum festgehalten hatte.) »Herr des Lichts!« schrie Marguerida, ohne zu wissen, daß sie schrie, glitt den Baumstamm entlang und streckte ihre rechte Hand nach unten, während sie das Ende des Seils mit der linken ergriff. »Donald, faß!«
    Mit aus Verzweiflung geborener Geschwindigkeit kletterte er über das unter ihm wegrutschende Flugzeug, ganz wie ein Mann, der gegen den Strom schwimmt und nur wenig vorankommt. Er streckte den Arm aus, und sie faßte ihn. Die Furcht verlieh ihnen beiden Kraft. Mit einem gewaltigen Ruck zog Marguerida ihn hoch, und irgendwie standen sie dann beide auf demselben Ast und klammerten sich verzweifelt aneinander und an den Baumstamm.
    Weit unter ihnen traf das Flugzeug einen Sims und zerbarst in Splitter.
    »O Gott, Marguerida«, murmelte Donald. »Was bin ich für ein verdammter Idiot! Ich hatte die Schwerkraft vergessen. Das tut man, bis sie einen packt. Die Schwerkraft kommt als Feind gleich hinter der Dummheit, und das Universum verzeiht einen Fehler nie.«
    »Es hat dich diesmal leicht davonkommen lassen«, antwortete sie.
    »Kannst du jetzt loslassen? Wir müssen wieder nach oben. Willst du zuerst gehen, oder soll ich?«
    »Ich gehe.« Er kletterte das Seil hoch, sehr vorsichtig und ohne nach unten zu blicken. Dann zog er die Tragfläche herauf, sorgsam darauf bedacht, sie nicht zu beschädigen, und zuletzt ließ er das Seil wieder für Marguerida nach unten. Als sie oben ankam, nahm er ihre Hände und drückte sie einen Augenblick fest. »Oh, Verzeihung«, sagte er.
    »Nichts passiert.« Sie machte sich daran, aus Ästen und dem Seil eine Schleife für die Tragfläche zu bauen.
    Sobald sie die Tragfläche bis an das Flugzeug gebracht hatten, setzte die Reaktion ein. Marguerida war es eisig kalt; sie saß am Feuer und wärmte ihre Hände. Donald jedoch war voller nervöser Energie und arbeitete wie wild an dem Flugzeug, löste die Bolzen des beschädigten Flügels und versuchte, das Ersatzteil anzubringen.
    Schließlich mußte Marguerida aufstehen und ihm helfen, aus Ästen einen Rahmen zu konstruieren, der die Tragfläche an Ort und Stelle hielt. Irgendwann bei dieser Arbeit klärten sich ihre Gedanken endlich und nahmen Gestalt an.
    Donalds Flugzeug war aus den Bäumen befreit, die neue Tragfläche und der Matrix-Antrieb waren angebracht. »Bis zum Sonnenuntergang sind es vielleicht noch zwei Stunden«, sagte Marguerida. »Fliegen wir jetzt, oder warten wir bis morgen früh?«
    »Das mußt du entscheiden«, antwortete er. »Ich bin nur der Pilot; du bist der Chefingenieur. Fühlst du dich der Sache gewachsen? Du hast einen schweren Tag hinter dir.«
    »Ich?« fragte sie lächelnd. »Also, mir geht es blendend. Ich glaube, ich könnte mit einem zugebundenen Auge ein Banshee besiegen.
    Gehen wir.«
    Eine Bewahrerin muß ihren Leuten ein Beispiel geben, dachte sie. Und wenn Darkover mit der Tradition brechen und ein Bündnis mit Terra schließen muß, dann muß ich das auch tun.
    Sie setzte sich auf den Platz neben ihm. Der Matrix-Antrieb war vor dem Höhenmesser angebracht, so daß sie ihn mit einer Hand erreichen konnte, während Donald die Flugkontrollen benutzte. Es war, wie er gesagt hatte, Platz für zwei im Cockpit, solange sie sich vertrugen. »Ich werde dich nach Thendara bringen, wenn es mir irgendwie möglich ist«, sagte er. »Die Leute dort werden dich brauchen. Das wissen sie vielleicht selbst noch nicht, aber sie werden es herausfinden.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ich muß den terranischen Behörden die Sache mit Tamiano melden. Vielleicht lassen sie mich das Flugzeug behalten, aber das glaube ich nicht so recht. Was danach werden soll, weiß ich nicht.«
    »Und ich habe immer geglaubt, Terraner seien praktisch veranlagt!« Marguerida schüttelte den Kopf. »Du kommst am besten mit mir in die Comyn-Burg. Ich bin mir noch nicht sicher, was du dort tun sollst, aber ich trage die Verantwortung für dich. Mit dem Recht des Entdeckers oder so in der Art.«
    »Du für mich?« Sie sahen sich an, plötzlich fast schüchtern. »Wenn du es sagst …« Er löste die Radbremsen des Flugzeugs, es rollte den Hang hinunter, wurde schneller und hob sich in die Luft. Die Matrix sang in Margueridas Geist, eine perfekte Quinte über dem Lied ihres eigenen

Weitere Kostenlose Bücher