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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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verborgen.
    Sie lud die AK, wie Lukas es ihr beigebracht hatte. Mit der linken Hand fasste sie unten durch, zog das Schloss zurück und ließ es wieder los. Mit dem rechten Daumen drückte sie den langen Sicherheitshebel hinein, von oben nach unten. Der Mann im Krankenwagen hörte die metallischen Geräusche, blickte auf, sah sie. Ein hochgewachsener Farbiger mittleren Alters mit schwarzer Haartolle. Auf der Stirn hatte er ein dunkles Mal, direkt über dem linken Auge, groß und hässlich. Sein Mund öffnete sich.
    Sie richtete das Gewehr auf ihn. Er hob die Hände.
»Asseblief!«
Bitte, auf Afrikaans, aus seinem Mund.
    Von ihrem Standort aus konnte sie Lukas sehen. Er lag vornübergebeugt, noch halb kniend, den Kopf auf dem Beton, ihr zugewandt, als ruhe er sich aus. Das Blut glänzte im Licht, eine große, dunkelrote Pfütze. Eines seiner Augen war geöffnet, weit und starr, das andere war grauenvoll verstümmelt.
    Etwas in ihr zerriss, eine Welt brach zusammen.
     
    Rajkumar schwitzte, dunkle Flecken bildeten sich auf seinem Rücken und unter seinen Armen. Er rief den Postausgang auf. Mentz stand hinter ihm.
    |444| Die Nachrichten waren abgespeichert.
    »Gott sei Dank«, schnaufte er und öffnete eine nach der anderen.
     
    Milla hörte sie kommen, ein Rattern auf dem Zement.
    Die Räder der Trage.
    Mit zwei Schritten war sie beim Krankenwagen und stieg ein. Der Mann mit dem langen Schopf sah sie mit verängstigtem Blick an, die Hände schützend erhoben. »Ich bin nur der Arzt!«
    Sie kroch bis ganz hinten in die Ecke, bis an das Schiebefenster zur Fahrerkabine. Sie bohrte dem Arzt den Lauf zwischen die Rippen, so dass er auf der Bank nach vorn rutschen musste.
    Dann kamen sie, fünf von ihnen, die Gewehre über die Schulter gehängt. Einer hielt einen Tropf hoch, vier schoben das provisorische Bett. Eine Gestalt lag darauf, unter Decken, Bart und Haare graumeliert.
    Die Träger sahen sie. Der Schreck huschte wie ein Schatten über ihre Gesichter.
    Der Patient folgte ihrem starren Blick und sah sie ebenfalls. Langsam drehte er den Kopf zu ihr um und schaute sie an. Bleiche Haut. Tiefliegende, schwarze Augen, Falten, Umrisse, Gesichtszüge, Bart – es dauerte eine Ewigkeit, bis es ihr dämmerte.
    Sie kannte ihn.
    Fragmente taumelten ihr durch den Kopf, Stücke, Brocken, Worte, ein zersplitterter Spiegel, der sich zusammenfügte. Sie erkannte, sie verwarf, sie verstand, ihr schwindelte, Synapsen blitzten, funkten und knisterten, eine bizarre Realität ergab endlich einen Sinn.
    Der Arzt flüsterte respektvoll und flehentlich: »Bitte nicht schießen!«
    Damit brachte er sie wieder zu sich. Milla atmete tief durch und befahl: »Schiebt ihn rein!«
    Sie regten sich nicht.
    Milla nahm dem Arzt den Gewehrlauf aus den Rippen und |445| gab einen Schuss ab, der im Innenraum ohrenbetäubend laut dröhnte.
    Die Männer zuckten zusammen. Draußen brüllte jemand auf. Korditgeruch stach ihr in die Nase. Sie lehnte sich nach vorn und setzte dem Patienten den Lauf an den Kopf.
    »Schiebt ihn rein!« Sie erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder.
    Sie hoben die Trage an und schoben sie langsam hinein.
    Der große Mann erschien um die Ecke des Krankenwagens, eine Pistole mit Schalldämpfer in der Hand.

80
    Rajkumar und Mentz standen in der Leitstelle und verfolgten das Geschehen über Funk. Die Turbomotoren des Super Lynx 300 dröhnten. Mazibukos Stimme sagte: »Sind unterwegs, verbleibende Zeit bis zum Ziel: sieben Minuten.«
    Quinns Stimme klang ruhig, jedes Wort war deutlich zu verstehen: »Major, ich habe einen neuen Befehl, wiederhole, habe einen neuen Befehl. Fracht könnte menschlich sein, extrem wichtig, abfangen und schützen um jeden Preis, bitte bestätigen!«
    »Roger, Leitstelle, Ziel ist möglicherweise menschliche Fracht, extrem wichtig, abfangen und schützen um jeden Preis!«
    Rajkumar sah Mentz an, in der Hoffnung, sie würde das Geheimnis mit ihm teilen. Doch sie sagte nichts, ihre Miene war angespannt.
    »Roger, Major. Halten Sie Ausschau nach einem schwarzen BMW X5, Rechtsanwalt Tau Masilo und ein Mitglied der CIA sind unterwegs, fünf, sechs Minuten vom Ziel entfernt, unbewaffnet. Sie warten, bis sie Blickkontakt mit ihnen haben, an der Ecke Portswood /Beach Roads und nähern sich dem Landeplatz von Osten her, die Beach runter, bitte bestätigen.«
    »Roger, Leitstelle, schwarzer BMW X5, Eintreffen in fünf |446| Minuten, kommt nach unserer Ankunft die Beach Road von Osten her runter.«
    Stille.
    Rajkumar

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