Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
Gewicht verloren.
    »Mevrou Flint, ich bin Jack Fischer, und das ist unser Leitender Sicherheitsberater Mat Joubert.«
    Sie schüttelte beiden flüchtig die Hand, als kleine zarte Frau etwas eingeschüchtert von den beiden großen Männern mittleren Alters.
    »Bitte, setzen Sie sich doch.« Joubert fand, dass es ein bisschen nach einem Befehl klang, obwohl sich Fischer bemühte, galant zu sein.
    »Danke«, sagte sie mit einem tapferen Lächeln. Sie nahm die Handtasche von der Schulter und ließ sich auf einem Stuhl nieder.
    |454| Sie gruppierten sich um den großen Mahagonitisch, Fischer am kurzen Ende, Joubert und Tanja Flint einander gegenüber.
    »Mevrou, zunächst möchte ich Sie bei Jack Fischer en Genote willkommen heißen …« Bei seiner Handbewegung blitzte der große Ring an Jacks Finger. Er war um die sechzig, aber seine dicken schwarzen Haare waren kaum von Grau durchzogen, der Seitenscheitel schnurgerade, der Schnauzer üppig.
    »Danke.«
    »Hat Mildred Ihnen etwas zu trinken angeboten?«
    »Danke, das hat sie, aber ich möchte nichts.« Wieder umklammerte sie mit beiden Händen das Mobiltelefon und rieb mit dem Daumen über die Rückseite.
    »Ausgezeichnet, ausgezeichnet. Ich möchte Ihnen versichern, dass ich, auch wenn ich nicht selbst ermittle, täglich auf dem Laufenden gehalten werde. Mit Meneer Joubert bekommen Sie einen der Besten in ganz Südafrika. Er hat vor kurzem nach zweiunddreißig Jahren bei der SAPD den Dienst quittiert, war Senior Superintendent und Leiter des Dezernats für Schwer- und Gewaltverbrechen hier am Kap. Er hat Erfahrung, Mevrou, er kennt sich aus, er ist ein brillanter Ermittler. Nun, aber bevor ich Sie seiner Obhut überlasse, noch ein paar verwaltungstechnische Einzelheiten. Sie wissen, dass Sie eine Kaution hinterlegen müssen, falls wir den Fall übernehmen?«
    »Ja, das habe ich gelesen …«
    »Ausgezeichnet.« Ein breites Lächeln unter dem üppigen Schnauzer. »Wir arbeiten für einen Stundentarif von sechshundert Rand, hinzu kommen noch Reisespesen sowie Ausgaben für Laboruntersuchungen, externe Berater et cetera, aber wir klären alles mit Ihnen ab. Zwar sind wir nicht die Billigsten, aber die Besten. Und die Größten. Unser System verhindert außerdem, dass Sie mehr ausgeben, als Sie bereit sind zu investieren. Innerhalb der nächsten zwei Tage werden wir Ihnen Bescheid geben, ob wir die Ermittlungen in Ihrem Fall für erfolgversprechend halten. Sobald unsere Arbeitskosten achtzig Prozent Ihrer Kaution aufgezehrt haben, melden wir uns bei |455| Ihnen. Wenn sie hundert Prozent erreichen, verlangen wir eine weitere Vorauszahlung.«
    »Ich verstehe.«
    »Auf diese Art und Weise bleiben Ihnen Überraschungen erspart, wissen Sie?«
    Sie nickte.
    »Haben Sie noch Fragen?«
    »Nein … Nein, im Moment nicht.«
    »Ausgezeichnet. Nun gut, Mevrou Flint, sagen Sie uns, wie wir Ihnen helfen können.«
    Sie legte das Telefon behutsam vor sich auf den Tisch, holte tief Luft und sagte. »Es geht um meinen Mann. Danie. Er ist am 25. November letzten Jahres verschwunden.« Als ihr die Tränen in die Augen stiegen, blickte sie Mat Joubert an und fügte hinzu: »Ich werde nicht weinen. Ich habe beschlossen, dass ich heute nicht hier sitzen und weinen werde.«

82
    Sie entrichtete die Kaution in Höhe von dreißigtausend Rand beim Leiter der Buchhaltung, Fanus Delport, während Joubert in seinem neuen Büro auf sie wartete. Er war ein bisschen angespannt. Zum ersten Mal in seiner Laufbahn musste jemand für seine Leistungen direkt bezahlen. Außerdem war es sechs, sieben Jahre her, dass er persönlich ermittelt hatte, an vorderster Front. »Es ist wie Fahrrad fahren«, hatte ihm Jack Fischer vor zwei Monaten beim Bewerbungsgespräch prophezeit, »du brauchst nur wieder aufzusteigen, und los geht’s.«
    Mat hoffte, dass er recht hatte.
    Tanja Flint erschien in der Tür. »Kann ich reinkommen?«
    »Natürlich«, antwortete er, stand auf und wartete, bis sie eingetreten war und Platz genommen hatte. Er beobachtete, wie sie sich in dem Zimmer umsah. Es war noch kahl, die Mahagoni-Wandpaneele leer. Die einzigen persönlichen Gegenstände waren |456| der Lederumschlag für seinen Notizblock, die Aktentasche mit den beiden Broten darin und das gerahmte Foto auf seinem Schreibtisch.
    »Heute ist mein erster Tag hier«, erklärte er.
    »Ah. Dann habe ich wohl Glück.«
    Er war sich nicht sicher, wie das gemeint war.
    Sie zeigte auf das Foto. »Ihre Familie?«
    »Ja, meine Frau und …

Weitere Kostenlose Bücher