Rote Spur
Firma gekommen und habe noch beim Spar Brot, Milch und Salat eingekauft. Ich war so gegen Viertel nach sechs zu Hause und machte Essen, denn mittwochs schauen wir uns immer
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an, das war Danies Lieblingsserie, sie fängt um halb acht an. Das Essen war so gegen sieben Uhr fertig, aber da war er noch nicht zu Hause. Bei Danie wusste man allerdings nie, manchmal hat er sich noch mit irgendjemandem verquatscht, er ist so spontan, und deswegen hat er sich manchmal ein bisschen verspätet. Um zehn nach sieben habe ich ihn dann angerufen, sein Handy klingelte, aber er ging nicht ran. Ich habe keine Nachricht hinterlassen, denn ich dachte, er wäre vielleicht noch im Training. Um fünf vor halb acht habe ich mir allmählich Sorgen gemacht, denn
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verpasste er nie, er war ganz verrückt danach. Er hat immer ›Danie Flint‹ gesagt, Sie wissen |459| schon, genau wie ›Denny Crane‹. Da habe ich ihn noch einmal angerufen, aber wieder hat er sich nicht gemeldet. Diesmal habe ich ihm eine Botschaft hinterlassen, er solle mich anrufen, ich würde die Sendung so lange aufnehmen. Ich dachte, vielleicht hätte er sein Handy auf Vibrationsalarm gestellt oder vergessen, es einzuschalten. Um acht Uhr habe ich wieder angerufen. Sein Handy hat nicht mehr so lange geklingelt, Sie wissen schon, wie das geht, wenn man einen Anruf verpasst oder eine Nachricht auf der Mailbox hat. Da dachte ich, es hätte vielleicht einen Alarm gegeben, denn wenn einer der Busse einen Unfall hatte oder so etwas Ähnliches, rufen sie ihn an, dann muss er einspringen. Daraufhin habe ich Neville Philander angerufen, seinen Kollegen, aber Neville sagte, nein, Danie habe um fünf Uhr Feierabend gemacht, und er wisse nichts von einem Alarm, aber er werde sich erkundigen. Anschließend habe ich Danies Freunde angerufen und seine Mutter, die in Panorama wohnt, aber niemand hatte ihn gesehen. Da habe ich ihn wieder auf dem Handy angerufen, bin ins Auto gestiegen und habe mich auf die Suche nach ihm gemacht, bin zum Sportstudio gefahren, aber …« Mit einer resignierten Geste drückte sie aus, dass er nicht dort gewesen war.
»Die Polizeidienststelle liegt genau neben dem Sportstudio in Table View. Ich bin hingegangen und habe gesagt, mein Mann sei verschwunden, aber der Beamte fragte, seit wann, und ich antwortete, er hätte um sieben Uhr zu Hause sein müssen, und da sagte er, ›Mevrou, es ist doch erst neun Uhr‹, und ich antwortete, er hätte mir aber nicht Bescheid gegeben, Da hat er mich gefragt, ob wir uns gestritten hätten. Ich sagte nein, und er sagte, ›Mevrou, ich kenne die Männer‹, und ich sagte, aber nicht meinen Mann. Da sagte er: ›Er ist bestimmt bei seiner Freundin‹, und da fing ich an zu weinen.«
Joubert empfand spontan das Bedürfnis, die ehemaligen Kollegen in der Dienststelle zu verteidigen, die täglich mit häuslichen Problemen jeder erdenklichen Art konfrontiert wurden. Doch er schüttelte nur den Kopf und fragte leise: »Und dann?«
»Dann bin ich wieder nach Hause gefahren, denn ich habe befürchtet, |460| Danie sei inzwischen zurück und wüsste nicht, wo ich war. Vielleicht war sein Handy gestohlen worden. Ich dachte, es müsse irgendeine Erklärung geben, ich müsse nur die Ruhe bewahren, bestimmt war es nur eine Lappalie. Aber er war nicht zu Hause und ging auch immer noch nicht an sein Handy. Neville rief von der Arbeit aus an und sagte, es hätte keinen Alarm gegeben. Dann habe ich noch einmal seine Mutter angerufen, denn ich wollte sichergehen, dass ich nicht paranoid war, aber sie sagte auch, das sehe Danie gar nicht ähnlich. Da bin ich wieder ins Auto gestiegen und habe alle Orte abgeklappert, wo er hätte sein können. Vielleicht war er mit seinen Freunden auf ein Bier ins Cubana oder in den Sports Club gegangen. Aber er war nirgendwo. Um elf bin ich wieder zum Sportstudio gefahren, da war der Parkplatz fast leer, und ich habe seinen Audi gesehen. Ich bin ausgestiegen und hingegangen, und als ich hineingeschaut habe, habe ich seine Sporttasche auf dem Rücksitz liegen sehen. Ich habe überprüft, ob das Auto abgeschlossen war, aber die Tür ließ sich öffnen, und da wusste ich, dass etwas Schlimmes mit ihm passiert sein musste. Also bin ich wieder zur Polizeiwache gegangen. Sie haben mir so einen jungen Kerl in Uniform mitgeschickt, der sich das Auto angesehen hat. Danach sind wir wieder zurück, und ich musste zwei Formulare ausfüllen. Eins davon war eine Haftungsfreistellung. Seit wann
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