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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Dabei erkannte er schon früh die Bedrohung, die die POCA-Gesetze und ihre Anwendung durch die Spezialeinheit Skerpioene darstellten.
Seine Angst, dass die Behörden seinen ansehnlichen Finanz- und Immobilienbesitz beschlagnahmen könnten, bewog ihn zur Anstellung zweier wichtiger Gewährsmänner, die er beide während seiner Gefängnisaufenthalte kennengelernt hatte. Der erste, der ehemalige Buchhalter Muhammad Perkins (49, 1982–1988 Gefängnisstrafe wegen Betrugs), sollte sicherstellen, dass die Einnahmen der Restless Ravens erstens nicht auf |91| den Namen de la Cruz angelegt und zweitens derart strukturiert wurden, dass sie kaum beschlagnahmt werden konnten. Als Nächstes suchte er einen General, einen Haudegen, der den Ravens durch Mord, Gewalt und Einschüchterung Respekt verschaffte, aber auch ein Gegengewicht darstellte, um den Einfluss von Schatzmeister Perkins einzuschränken. Seine Wahl fiel auf Terrence Richard Baadjies (50, »Terry«, »Terror«, »der Terrorist«), der bereits mit fünfzehn von einem Jugendgericht wegen Mordes verurteilt worden war und später wegen Drogenhandel, vorsätzlicher Körperverletzung und Totschlags Gefängnisstrafen verbüßte.
Beide Stellenbesetzungen erwiesen sich als Glücksgriffe. Als die Skerpioene und vor allem die Einheit zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens der SAPD in der Zeit zwischen 2000 und 2006 auf der Kaphalbinsel zweihundert Millionen Rand an Bandenkapital beschlagnahmte, blieben die Restless Ravens unbehelligt.
Da Terror Baadjies und seine Truppen außerdem ständig darauf bedacht waren, die Geschäfte schwächerer Syndikate gewaltsam zu übernehmen, entwickelten sich die Restless Ravens in derselben Zeit zu einer der erfolgreichsten Verbrechenrorganisationen am Kap. De la Cruz’ Ansehen innerhalb von CORE wuchs dadurch ebenfalls noch einmal beträchtlich.
    Dass sich immer mehr junge Farbige auf der Kaapse Vlakte den Ravens anschlossen, lässt sich durch den sozioökonomischen Niedergang der farbigen Gemeinschaft seit 1994 erklären. Die wichtigsten Faktoren sind:
• Die Droge Tik (auch als Meth oder Chrystel bekannt): 91 % aller Tik-Abhängigen sind farbig und durchschnittlich 16,6 Jahre alt.
• 18 % aller farbigen jungen Leute zwischen 14 und 34 sitzen wegen Straftaten im Gefängnis.
• 21,8 % der farbigen Jugendlichen im Alter von 16 gehen nicht zur Schule.
|92| • 48 % der farbigen Gemeinschaft sind ökonomisch inaktiv oder arbeitslos. (Bei einer Gesamtzahl von 2,7 Millionen sind 975   000 ökonomisch inaktiv und 340   000 arbeitslos.)
     
    • Schlussbemerkung
Der Erfolg der Restless Ravens (und die Tatsache, dass die POCA-Gesetze ihnen gegenüber bisher wirkungslos blieben) hat ihnen inzwischen die Aufmerksamkeit beschert, die sie vermeiden wollten. Laut einem aktuellen Artikel in
Die Burger
(28. August 2009) hat die neue DA-Regierung der Provinz Westkap den Auftrag erteilt, einen Sonderstaatsanwalt mit der Untersuchung der Aktivitäten dieser Gruppe zu betrauen – hauptsächlich im Hinblick auf eine Anklage wegen Steuerhinterziehung.

16
    (15. September 2009. Dienstag.)
    Am späten Nachmittag rief Mentz sie lächelnd in ihr Büro und bat sie jovial, Platz zu nehmen. Sie berichtete, der Minister habe nach dem Mittagessen angerufen und sich nach neuen Entwicklungen erkundigt. Sie konnte ihm von Walvisbaai berichten, und da sagte er: »Janina, der Präsident und ich schätzen Ihre Arbeit sehr, aber vor allem die Art und Weise, wie Sie mit diesen Informationen umgegangen sind. Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihr Budget. Sollten Sie mehr benötigen, wenden Sie sich an uns, denn die Sache hat für uns höchste Priorität. Und noch etwas: Vielleicht sind Ihnen bereits Gerüchte über den neuen Supergeheimdienst zu Ohren gekommen, sie sollen ja überall in Umlauf sein. Nun, Janina, ich möchte Ihnen sagen, dass Ihre Behörde vorläufig von den Plänen des Ministers ausgenommen ist.«
    Janina Mentz lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und sah die beiden Männer hochzufrieden an.
    |93| Masilo schob die Daumen unter seine Hosenträger und verzog das Gesicht zu einem breiten Lächeln.
    Rajkumar, der ewige Pessimist, störte sich jedoch an dem Wort »vorläufig«.
    Mentz beschwichtigte ihn, diesmal sogar ohne das obligatorische Stirnrunzeln und die unterdrückte Gereiztheit. »Das war genau das, was wir wollten, Raj, es war unser Hauptziel, und wir haben es erreicht. Wir sollten uns erst einmal freuen. Und bei Ihnen beiden möchte ich

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