Rote Spur
mich für die ausgezeichnete Arbeit bedanken.« Dann fügte sie hinzu. »Bitte gratulieren Sie auch dem Info-Team von mir. Seine gestrige Leistung war hervorragend. Sagen Sie Mevrou Killian, sie soll mit allen essen gehen. Ich übernehme die Rechnung.«
Die beiden Männer verbargen ihr Erstaunen. Sie konnten sich nicht erinnern, Janina Mentz je zuvor so erlebt zu haben.
Mentz wandte sich lächelnd an Masilo. »Und, wie läuft es bei unserem Mann in Walvisbaai?«
Der Anwalt berichtete, dass Osman laut Agent Reinhard Rohn die Nacht im Protea Hotel verbracht habe und am nächsten Mittag um 12:55 zurück nach Kapstadt geflogen sei. Hier sei er von einem Team erwartet worden, das ihn diskret bis zum Treffpunkt des Höchsten Rates in der Chamberlainstraat Nummer 15 beschattet habe, wo er vermutlich Bericht erstattete. Quinn habe Rohn inzwischen damit beauftragt, in Walvisbaai zu bleiben, um das Rätsel zu lösen.
»Und was wissen wir über Consolidated Fisheries, Raj?«
Raj reichte ihr Jessicas Zusammenfassung und bemerkte, das Info-Team habe keinerlei Beweise dafür finden können, dass das Unternehmen in irgendeiner Form in ungesetzliche Machenschaften verwickelt sei. »Die Firma gehört zur Erongo-Unternehmensgruppe, die an der namibischen Börse notiert ist. Sie verfügt über eine Fischereiflotte von neun Hecktrawlern, eine Fischverarbeitungs- und -konservenfabrik und fischt in der Benguela-Region. Nichts Auffälliges.«
»Aber«, wandte Tau Masilo beflissen ein, stets der gewissenhafte |94| Jurist, der seine Hausaufgaben erledigt hatte, »jetzt hören Sie sich das einmal an.« Er rückte ein Dokument vor sich zurecht und las vor: »Alle Schiffe, die in Walvis Bay Harbour einlaufen wollen, müssen zweiundsiebzig Stunden vorher folgende Informationen per E-Mail oder Fax übermitteln: Internationale Schiffssicherheitszertifikatsnummer, Sicherheitsstatus des Schiffs, Datum des Auslaufens aus dem letzten Hafen, et cetera.«
Masilo blickte zu Mentz auf. »Alle Schiffe …«, wiederholte er und legte eine Kunstpause ein, bevor er fortfuhr: »mit
Ausnahme
von Fischerbooten …«
»Verdammt!«, fluchte Rajkumar.
»Ich schlage vor, Mevrou, dass wir drei Teams in Walvisbaai einsetzen, denn dort werden sie die Waffen an Land bringen. Garantiert.«
(17. September 2009. Donnerstag.)
Das elektro-akustische Mikrofon in der Außenwand der Chamberlainstraat 15 lieferte zum ersten Mal Ergebnisse.
Um kurz nach elf Uhr vormittags traf Shahid Latif Osman ein und betrat das Haus, was die Agentin auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf Video und Foto festhielt. Sie trug ihr Headset, erwartete aber nicht, über das Mikrofon viel zu hören, denn normalerweise besprachen sich die Männer selten oben im Wohnzimmer.
Doch zu ihrer Überraschung hörte sie Osmans Stimme: »Alles ruhig?«
Mitschrift: abgehörtes Gespräch zwischen S. L. Osman und B. Rayan, Chamberlainstraat 15, Woodstock
Datum und Uhrzeit: 17. September 2009, 11:04
SLO: Alles ruhig?
BR: Keine besonderen Vorkommnisse, Oom.
SLO: Bist du sicher, Baboo?
BR: Ja, ganz sicher.
SLO: Hast du die Garage ausgeräumt?
|95| BR: Ja, Oom. Der Wagen passt locker rein.
SLO: Na schön. Warte in der Garage. Wenn ich Bescheid gebe, öffnest du die Türen und schließt sie, sobald das Auto drin steht. Baadjies trägt einen Sack über dem Kopf, aber er weiß, dass es eine reine Vorsichtsmaßnahme ist. Du wirst ihn hier entlang führen und dann runter. Dann kommst du wieder rauf. Je weniger Gesichter er sieht, desto besser. Verstanden, Baboo?
BR: Verstanden, Oom.
Die Agentin überprüfte, dass das Gespräch auf dem Laptop gespeichert war, bevor sie Quinn anrief.
Quinn eilte in die Leitstelle, wo er rasch die Bildschirme einschaltete und die Live-Video- und Geräuschaufnahmen einstellte. Er kam gerade rechtzeitig, um zu beobachten, wie Baboo Rayan den zweiten braunen Holztürflügel der Garage von Nummer 15 aufstieß, rasch überprüfte, ob es Zuschauer gab, und sich dann wieder in die dunklen Schatten der Garage zurückzog.
Ein weißer Chrysler Neon bog in die Einfahrt ein und fuhr in die Garage. Baboo Rayan schloss hastig die Türen.
Quinn lauschte angestrengt.
Knapp zwanzig Sekunden lang blieb alles ruhig. Dann hörte er Osmans Stimme: »Langsam, Terry, jetzt geht es die Treppe runter.«
Eine unbekannte Stimme sagte: »Okay.« Es folgten Schritte, dann herrschte Stille.
Sie standen auf dem Dach des Wall-Street-Chambers-Gebäudes, so dass Masilo zur
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