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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Feier des Tages eine Zigarre rauchen konnte.
    Rajkumar war nicht nach Feiern zumute. »Der Höchste Rat lässt sich mit einer Bande aus der Kaapse Vlakte ein – das ergibt keinen Sinn.«
    »Natürlich tut es das«, erwiderte Masilo.
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Rajkumar.
    Masilo erklärte es ihm. Der Höchste Rat arbeitete auf der einen |96| Seite mit Inkunzi Shabangu zusammen, der die Diamantenlieferung unterwegs abfangen wollte, und jetzt redeten sie mit Terror Baadjies von den Ravens, den Käufern der Steine. »Sie wollen sich nach allen Seiten absichern. Wenn Shabangu es schafft, die Steine zu stehlen, kaufen sie sie von ihm, wenn nicht, wollen sie einen Deal mit den Ravens aushandeln.«
    Rajkumar war noch immer nicht überzeugt. »Aber zu welchem Preis?«
    »Du musst dir klarmachen, was da gespielt wird. Diamantenschmuggler stehen alle vor demselben Dilemma: Wie können sie das meiste Geld für ihre Ware herausschlagen, wo doch internationale Verträge und Gesetze den Verkauf von Edelsteinen heutzutage stark erschweren. Das große Geld liegt inzwischen in Indien, wo mehr Steine verarbeitet werden als in den Niederlanden. Aber um sie an die Inder zu verkaufen, braucht man drei oder vier Mittelsmänner, die alle einen Anteil kassieren. Die Ravens werden voraussichtlich vierzig Prozent vom Gesamterlös erhalten, wenn sie die Steine über ihre Absatzkanäle verkaufen. Der Höchste Rat hat jedoch einen Trumpf im Ärmel: Sayyid Khalid bin Alawi Macki. Ich erinnere daran, dass er ein Geldwäscher ist und wahrscheinlich einen direkten Draht zu den Indern besitzt. Daher kann er den Ravens fünfzig, sechzig Prozent anbieten und in Indien immer noch über achtzig Prozent erzielen. Dabei reden wir über eine Lieferung im Wert von an die hundert Millionen Rand. Der Höchste Rat kann schlimmstenfalls mit einem Reingewinn von zwanzig Millionen rechnen. Mehr, wenn Shabangu die Lieferung abfängt, die dann trotzdem noch die erstgenannte Summe erzielen wird.«
    »Ich meinte eigentlich nicht den kommerziellen Profit«, erwiderte Rajkumar gelassen. »Sondern ich frage mich, was es sie kosten wird, mit einem Verbrechersyndikat, einer Drogenbande, Geschäfte zu machen? Pagad wird ihnen die Hölle heiß machen, die ganze Extremistengemeinschaft wird Amok laufen.« Er strich sich mit beiden Händen die Haare über die Schultern. |97| »Was ich damit sagen will: Ihr Ziel muss sehr, sehr wichtig sein, wenn sie ein so hohes Risiko eingehen. Groß. Größer als die Maßstäbe, in denen wir bisher gedacht haben. So groß, dass in ihren Augen der Zweck die Mittel heiligt. Wenn es wirklich um einen terroristischen Anschlag geht, dann wird es richtig hässlich. Damit sind das sehr schlechte Neuigkeiten.«
    »Schlecht?«, fragte Masilo. »Wir werden sie aufhalten, Raj. Und denk doch mal so wie unsere Direktorin: Was unsere Zukunft angeht, sind es meiner Meinung nach sehr gute Nachrichten.«
     
    Jessica trat zu Milla an den Schreibtisch und flüsterte: »Komm mal kurz mit.«
    Milla folgte ihr in die Damengarderobe. Die Göttin holte einen Lippenstift aus ihrer Handtasche, stellte sich vor den Spiegel und frischte ihr Make-up auf. »Der Freund eines Freundes kommt dieses Wochenende aus Johannesburg runter. Er ist Gehilfe in einer großen Anwaltskanzlei in Jo’burg, gut aussehender Typ, der sich über ein bisschen Gesellschaft freuen würde.«
    »Ach?«
    »Ja, er ist vierundzwanzig und …«
    »Vierundzwanzig?«
    Die Göttin lachte sie an und steckte den Lippenstift wieder ein. »Das perfekte Alter. Da stecken sie voller Energie. Wie gesagt, er ist Anwaltsgehilfe in einer großen Kanzlei in Jo’burg, nur übers Wochenende hier und wirklich sehr attraktiv.«
    »Ich weiß nicht, Jess …«
    »Lass dich von ihm in einen Club ausführen, trink was, tanz ein bisschen, amüsier dich. Wenn er nicht dein Typ ist, verbringst du einen netten Abend. Wenn er dein Typ ist, fickst du ihm das Hirn raus.«
    Milla errötete. »Ich …«
    »Ach, Milla, genieß doch ein bisschen dein Leben.«
    Milla unterdrückte ihr großes Unbehagen. »Ich überleg’s mir.« |98| Mentz stellte die eine Frage, mit der sie nicht gerechnet hatten. »Warum Terrence Baadjies, die eiserne Faust?«
    »Wie bitte?«, fragte Tau Masilo, um Zeit zu gewinnen.
    »Warum hat Tweetybird de la Cruz seinen General zum Höchsten Rat geschickt? Warum nicht Muhammad Perkins, das Finanzgenie?«
    Sie hatte die Berichte ganz genau gelesen, er hätte es wissen müssen. Er ärgerte sich

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