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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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vorgestellt hatte, braungrau und stark strukturiert in der hellen Beleuchtung, bedeckt von rosaroten, septischen Geschwüren im Nacken, auf dem Rücken und auf der Kruppe. Sie glänzten, matt und krankhaft.
    »Jesses!«, stieß Wickus Swanepoel hervor, der, neben dem Bedford postiert, die Vorgänge beobachtete. »Was haben die Viecher denn?«
    Floh zog mit der Spitze Flüssigkeit aus der Flasche auf. »Nekrolitische Dermatitis, im Geschwürstadium.«
    |147| »Du bist Tierärztin«, stellte Swannie beeindruckt fest.
    »Können die Tiere davon eingehen?«, fragte sein Vater.
    »Weitere Krankheitssymptome sind häufig Anämie und gastro-intestinale Störungen«, antwortete sie. »Darin liegt die Gefahr.«
    »Jesses!«, sagte Wickus.
    Sie drückte dem Nashorn die Spritze in die Kruppe, ganz hinten, oben in die starken Hinterbacken. »Sie sind sehr schwach, stark gestresst. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Könntest du mir einen Gefallen tun und die Socke wieder zurück ins Ohr stopfen?«
    »Das ist eine Socke?«
    »Ja. Das Einzige, wozu Socken von Rugbyspielern gut sind. Als Ohropax, um die Tiere ruhig zu halten.«
    »Da soll mich doch einer! Klingt für mich, als sei sie ein Bulls-Fan«, sagte Wickus, der von hier unten aus voll und ganz auf seine Kosten kam. »Genau wie wir.«
    Floh nahm ihre Tasche und zwängte sich durch zum zweiten Käfig. Wir standen da wie angewurzelt und starrten ihren kleinen, geilen Hintern an.
    »Was spritzt du ihnen?«, fragte Swannie.
    »Azaperon. Hundertfünfzig Milligramm. Es beruhigt und hilft gegen die Nebenwirkungen des M99.«
    »Ach so«, sagte Swannie, erneut voll grenzenloser Bewunderung.
    Und Lourens le Riche stand da und glotzte sie an wie eine Antilope im blendenden Scheinwerferlicht.
     
    Der Ladevorgang nahm über eine Stunde in Anspruch. Fünfzehn Männer schwitzten, zogen, schoben, hoben, senkten und bugsierten die Käfige Zentimeter für Zentimeter vom Bedford in den Laderaum des Mercedes. Wickus leitete die Arbeit mit deutlich weniger Flüchen als zuvor. Floh griff, wenn nötig, mit einem Minimum an Worten und einem Maximum an Stirnrunzeln ein.
    |148| Bis Lourens endlich die Türen schloss und die Riegel vorschob. Floh eilte auf ihn zu. »Du bist der Fahrer in die Karoo.«
    »Lourens«, stellte er sich vor und streckte ihr die Hand hin.
    Sie ignorierte sie, wischte sich mit dem linken Handrücken den Schweiß von der Stirn, ging zur Beifahrertür des Mercedes und sagte: »Dann lass uns losfahren.«
    Dies war der erste Hinweis darauf, dass sie mitkommen würde.
     
    Wir brachen erst um zwanzig vor zehn auf. Floh warf eine blutrote Reisetasche und den Arztkoffer in die Kabine, kletterte hinterher und machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem. Als ich nach ihr einstieg, sah sie mich an und fragte: »Kommst du auch mit?« Wobei sie nicht sonderlich erfreut klang.
    »Das ist Oom Lemmer«, sagte Lourens nur. Dann holte er zwei große weiche Kissen für sie hervor, legte sie über die Motorabdeckung zwischen den beiden Sitzen, verstaute ihr Gepäck und schob die Kissen zurecht, eines unter ihren Hintern, eines in ihren Rücken.
    Die Swanepoels standen draußen vor meinem Fenster und hatten nur Augen für sie. »Du weißt ja jetzt, wo wir wohnen, Cornél. Komm uns doch mal besuchen!«, rief Wickus Swanepoel hoffnungsvoll. Sein Sohn bestätigte die Einladung mit einem Nicken, die dichten Augenbrauen verzückt hochgezogen. Dann winkten sie uns zum Abschied zu, und wir fuhren los, hinein in die Dunkelheit.
     
    Ihr Geruch durchzog die Kabine des Mercedes, eine interessante Mischung aus Seife, Shampoo und Schweiß. Sie saß mit angezogenen Beinen da, und ihre Körpersprache drückte aus, dass sie unzufrieden war. Vermutlich, weil wir uns zu dritt den wenigen Platz teilen mussten und sie auf persönlichen Freiraum und den Luxus eines eigenen Sitzes verzichten musste.
    Lourens rief Nicola an und sagte Bescheid, dass wir unterwegs waren.
    |149| Floh warf einen Blick auf die Digitaluhr an ihrem Handgelenk. »Zwischen halb zwei und zwei muss ich sie wieder spritzen«, instruierte sie Lourens.
    Gespannt wartete ich auf seine Reaktion. Wie würde er als Karoobursche mit dieser … Erscheinung umgehen?
    Er holte einige Papiere aus dem Seitenfach der Tür und reichte sie ihr, seine Bewegungen ruhig und sicher. »Das obere ist die Routenplanung, das untere eine Karte. Gegen zwei Uhr müssten wir von hier aus etwa dreihundert Kilometer zurückgelegt haben, vielleicht ein bisschen mehr.«
    Sie

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