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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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beschützen?
    Floh tat genau das, womit ich nicht gerechnet hatte. Bevor sie sich zwischen Armaturenbrett und Sitz quetschte, nahm sie die Glock an sich. Ich griff danach, aber zu spät: Rechts von uns erschien wie aus dem Nichts eine Schattengestalt, ein Mann, bewaffnet, die Arme schwenkend. Lourens riss das Steuer herum, um ihn nicht über den Haufen zu fahren.
    Der Lkw rutschte über den lockeren Kies, und im ersten Moment befürchtete ich, Lourens hätte die Kontrolle verloren.
    Er erwischte den Mann. Ein ekelhafter Schlag.
    Ich beschloss, dass ich raus musste, damit sie zwei Ziele hatten, schnallte mich los, suchte mein Gleichgewicht, trat die Tür auf und ließ mich hinausfallen, in der Hoffnung, dass unsere Scheinwerfer mich unsichtbar machten.
    |165| Ich flog durch die Luft, kam hart mit den Füßen auf dem Boden auf, nutzte den Schwung aus und ließ mich durch das hohe Gras am Straßenrand rollen, über Steine und Erdklumpen, die MAG fest an mich gepresst, weiter und weiter, bis sich plötzlich Stacheldraht in meinen Rücken bohrte, tief und schmerzhaft. Keuchend sprang ich auf und sah, wie die Bremsleuchten des Mercedes in einer Staubwolke zum Stillstand kamen. Nur zehn Meter von mir entfernt erhoben sich zwei Gestalten aus dem Gras, Sturmgewehre im Anschlag, und rannten auf den Lkw zu. »Licht aus!«, riefen sie. »Licht aus!« Einer kniete sich neben die Kabine und zielte auf die Tür, der andere sprang hoch, riss die Tür auf, sprang wieder ab und kniete sich neben seinen Kameraden. »Licht aus!«, brüllten sie erneut. Im aufwirbelnden Staub zeichneten sich Gestalten und Scheinwerfer ab.
    Lourens schaltete das Licht aus.
    »Und jetzt raus.«
    Träge verflüchtigte sich der Staub. Ich sah, dass die Angreifer Schwarze waren, bewaffnet mit AK47-Gewehren. Vor dem Mercedes tauchten drei weitere auf, Gewehre im Anschlag, auf die Windschutzscheibe zielend.
    Floh und die Glock warteten dort. Hoffentlich war sie so intelligent, wie ich glaubte.
    »Hände hoch!«, rief jemand auf der anderen Seite des Lkws. »Und jetzt runterspringen!«
    Lourens kletterte heraus.
    »Auf den Boden.«
    Ich sah zuerst seine Füße, unter dem Lkw hindurch, dann ging er in die Knie.
    »Hinlegen.«
    Er legte sich in den Staub, die Hände auf dem Hinterkopf.
    »Du, da drin!«, rief einer von denen, die auf dieser Seite knieten. »Komm raus!«
    Ich richtete mich langsam auf, kniete mich ins Gras, hob die MAG, richtete sie auf den Angreifer, der mir am nächsten war, und hoffte, dass Floh gehorchte.
    |166| »Ich hab gesagt: Raus da!«, rief er.
    Hinten auf dem Lkw regten sich die Nashörner, stampften, schnaubten gereizt. Die Füße der Angreifer schlurften über den Kies, AKs wurden durchgeladen. Flohs Hände erschienen im Fenster, dann ihr Kopf. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Der kühle Lauf einer Feuerwaffe drückte leicht gegen meinen Hals. Dicht hinter mir sagte eine ruhige Stimme: »Waffe fallen lassen.«
    Ich ließ die MAG sinken.
    Unsere Verfolger – sie mussten gesehen haben, wie ich herausgesprungen war.
    Vorsichtig legte ich die Flinte hin, noch immer auf den Knien. Der Mann umkreiste mich, bis er in mein Gesichtsfeld trat. Ein großer, kräftiger Schwarzer mit einem massiven silbernen Revolver in beiden Händen zielte mit ausgestreckten Armen zwischen meine Augen.
    Dann lächelte er. »Mister Stuntman.«
    Er ging einen Schritt auf mich zu und trat nach mir. Ich schützte mich mit den Armen und duckte mich, so dass er mich tief traf, in den Magen. Ich fiel rückwärts um und rollte mich weg, doch er verfolgte mich, trat wieder zu, traf mich in den Rücken. Ich änderte die Richtung, wälzte mich auf ihn zu, wartete auf den nächsten Tritt, packte seinen Stiefel und zerrte mit aller Kraft daran. Er verlor das Gleichgewicht, schlug mit voller Wucht auf den Boden und stieß einen überraschten Schmerzlaut aus. Ich sprang auf ihn und rammte ihm das Knie in den Magen, so dass er mit weit offenem Mund nach Luft rang. Mit der linken Hand griff ich nach seinem Revolverarm, mit dem rechten Ellenbogen brach ich ihm die Nase. Ich fühlte, wie das Blut auf mich spritzte, seine Revolverhand öffnete sich, ich packte die Waffe, presste sie ihm gegen die Schläfe, spannte den Hahn und legte mich mit meinem ganzen Gewicht auf ihn.
    »Amasimba«, flüsterte er heiser und fasste sich mit beiden Händen an die Nase. »Verdammter Idiot.«
    |167| Ich fühlte einen Lauf an meinem Hinterkopf und hörte eine Stimme sagen: »Soll ich

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