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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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ihn töten, Inkunzi?«
    Mit einer ungeduldigen Geste schob der große Mann den Revolverlauf an seiner Schläfe weg. »Nein, warte noch. Wenn er Faxen macht, schieß ihm ins Bein.«
    »Nazo-ke, Inkunzi.«
    »Runter von mir«, befahl Inkunzi.
    Ich drehte den Kopf. Zwei von ihnen standen mit schussbereiten AKs hinter mir. Langsam stand ich auf. Inkunzis Revolver war eine Smith & Wesson, das mächtige Modell 500, zwei Kilogramm makelloser Stahl. Ich ließ ihn ins Gras fallen. Inkunzi fluchte in einer afrikanischen Sprache, hob die Waffe am Lauf auf und schwang sie in meine Richtung. Doch sie war zu schwer für einen Überraschungsschlag. Ich duckte mich mühelos weg, packte ihn am Arm und versuchte, ihn umzureißen. Ein AK-Kolben traf mich im Rücken. Ich fiel vornüber. Sofort trat mich Inkunzi in die Rippen, ein dumpfer Schlag, ein plötzlicher Schmerz. Die anderen beiden traten von hinten auf mich ein, aber mit Sportschuhen, weniger hart. Ich trat zurück, traf einen von ihnen am Knie und versuchte aufzustehen, meine einzige Chance. Inkunzi packte mich am Kragen und riss mich wieder um. Noch einer kam hinzu, jetzt waren sie zu viert. Es regnete Tritte. Ich drehte mich auf den Rücken, um meine Wirbel zu schützen, zog die Knie hoch an die Brust und schlug die Arme um den Kopf. Ich wurde hin und her geschleudert, überall Schmerzen, ein dumpfer Schlag gegen meinen Kopf, und noch einer, ich schob meine geballten Fäuste hin und her, um meinen Kopf zu schützen, ich lächelte ansatzweise, zog mich an einen sicheren Ort in meinem Kopf zurück und sah die Schuhsohle zu spät, die auf mein Gesicht zielte.
     
    Mir dröhnte der Schädel, ich roch Staub, hörte dumpfe Geräusche und sah hüpfende Schatten im tanzenden Licht. Von Kopf bis Fuß tat mir alles höllisch weh.
    Ein Auge war zugeschwollen. Ich konnte nicht scharf sehen.
    |168| Gestalten. Nahmen Form an.
    Ich lag vor dem Mercedes, in einer unbequemen Position, einen Arm unter mir. Sie mussten mich bis hierher geschleift haben.
    Links von mir kauerte Floh, die Hände hinter dem Kopf. Neben ihr kniete Lourens, Inkunzis Revolver am Hinterkopf. Zwischen uns lagen unsere Sachen auf der Straße verstreut, meine Sporttasche, Flohs Arztkoffer, Thermoskannen, Becher, Kissen, Kleider, Werkzeug.
    Neben mir lag die Leiche des Mannes, den wir überfahren hatten. Totenstill.
    Es war, als sei die Zeit stehengeblieben. Niemand regte sich.
    Geräusche drangen zu mir durch. Vom Lkw her, Metall auf Metall. Jemand schlug mit einem Hammer auf das Fahrzeug ein. Stimmen von Männern, die miteinander redeten.
    Floh schluchzte.
    Ich wusste nicht, wie lange ich schon so dalag.
    Zwei Kerle gingen an mir vorbei. Ein intensiver Dieselgeruch stieg mir in die Nase. »In den Tanks ist nichts«, sagte der eine.
    »Sie sind nicht im Lkw«, sagte der andere.
    Inkunzi fluchte. »Wo sind sie?«, fragte er Floh.
    »Ich weiß nicht.« Sie war am Ende.
    Langsam hob ich den Kopf. Ein Gewehrlauf stieß mich in den Rücken. »Der hier ist wach.«
    »Gut«, sagte Inkunzi und blickte mich an. »Ich erschieße den Jungen hier, wenn du es mir nicht sagst.«
    »Was soll ich sagen?«, wollte ich erwidern, aber meine Stimme gehorchte mir nicht. Ich versuchte es erneut, brachte aber nur ein heiseres Flüstern hervor. Es verursachte ein höllisches Brennen an der Innenseite meiner Rippen.
    »Du weißt, was wir wollen. Wo ist die Fracht?«
    »Was meint er denn bloß?« Flohs Stimme verriet ihre verzweifelte Angst.
    »Das weißt du genau!«, entgegnete Inkunzi.
    |169| »Nein, keine Ahnung«, sagte sie flehentlich.
    »Dann erschieße ich ihn.« Er spannte den Hahn.
    »Nein!«
    Jemand bückte sich neben der reglosen Gestalt an meiner Seite und rollte sie herum. »Snake ist tot, Inkunzi.«
    »Scheiße. Bist du sicher?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Er war ein Idiot. Prüf ganz genau nach … Warte. Wo ist ihr Revolver?«
    Der Mann ging zu unseren Sachen hinüber. »Da drüben.«
    Inkunzi kam heran. »Gib sie mir«, sagte er, schob seine Smith & Wesson in den Gürtel und nahm die andere Waffe von seinem Handlanger an. Es war meine Glock.
    »Warum schleppt eine Lady eine solche Knarre mit sich rum?«
    »Sie gehört mir«, krächzte ich.
    »Was?«
    »Sie gehört mir.«
    »Umso besser«, sagte Inkunzi, ging zur Leiche von Snake, setzte den Lauf an den Schädel und drückte ab. Blut, Gewebe und Knochen spritzten. Floh stieß einen schrillen Angstlaut aus. Lourens würgte, beugte sich nach vorn und kotzte.
    »Und jetzt erschießen

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