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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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hochgezogenen Augenbrauen an. Ich schüttelte den Kopf, denn ich hatte keine Antworten zu bieten.
    Wir fuhren weiter. Sie brachte wieder ein Gespräch in Gang, als wäre das ihre vornehmliche Aufgabe.
    Ich starrte hinaus auf die vorbeiziehende Landschaft und versuchte, einen Sinn in alldem zu erkennen. Der Schlüssel lag in dem Umladeprozess auf der Farm der Swanepoels. War irgendjemand dabei gewesen, der nicht mit angepackt hatte, der nicht geholfen hatte, zu schieben und zu ziehen, um die Käfige zu platzieren?
    |183| Nein.
    Wickus hatte vom Boden aus Befehle gebrüllt. Floh hatte auf dem Dach des Mercedes gestanden. Swannie war mit einer Hälfte der Arbeiter auf dem Bedford beschäftigt, während Lourens und ich mit den übrigen Männern an den Tauen gezogen hatten, um die Nashörner Zentimeter für Zentimeter hinüberzubugsieren.
    Alle hatten mitgeholfen, schwitzend und konzentriert. Je deutlicher ich mir die Szenen vor Augen rief, desto sicherer war ich mir, dass es keine Gelegenheit gegeben hatte, irgendetwas anderes zu verladen, zu verstecken oder irgendwo zu befestigen.
    Das Handy in meiner Tasche piepte. Ich zog es heraus. Eine SMS von Emma. SEHEN UNS HEUTE ABEND AUF D.S FARM. VERMISSE DICH SEHR. XXX.
    Meine Erleichterung war so groß, dass ich zu spät bemerkte, dass Floh ebenfalls auf das Display starrte.
    Sie sah mich an, und ihr schiefes Lächeln besagte: Ah, jetzt weiß ich etwas über dich.
     
    Um Viertel vor elf kreuzten wir die N8 zwischen Kimberley und Bloemfontein. Um elf wies Lourens auf das Straßenschild nach Magersfontein hin.
    »Heißt so nicht ein Buch?«, fragte Floh.
    »Dort hat eine Schlacht im Burenkrieg stattgefunden«, erklärte er. »Mein Uropa hat dort gekämpft. Paardeberg liegt auch ganz in der Nähe. Und Modderrivier.«
    »Haben wir gewonnen?«
    »Bei Magersfontein und Modderrivier waren wir in der Überzahl und haben die Khakis vernichtend geschlagen. Aber Paardeberg … das ist eine traurige Geschichte.«
    »Erzähl«, sagte Floh.
     
    Um zwei Minuten nach elf, im kleinen Dorf Jacobsdal, lenkte mich plötzlich etwas von Lourens’ Geschichtsstunde ab.
    Beiläufig fragte ich: »Könntest du bitte mal kurz anhalten?«
    |184| »Wie bitte?«, fragte er.
    »Ich möchte nur schnell ein paar Freunde begrüßen.« Denn an der Hauptstraße standen, ordentlich in Reih und Glied vor einem kleinen Hotel, vier Harley Davidsons.
    »Okay«, sagte er und trat auf die Bremse.
    Floh holte schon Luft, um zu protestieren, doch ich schnitt ihr das Wort ab. »Ich beeile mich«, versprach ich.

32
    Schlangen fliehen in der Regel und greifen nur an, wenn man sie ärgert.
    Die Kunst des Spurenlesens: Gefährliche Tiere
     
    Bevor ich eintrat, vergewisserte ich mich. Das Kennzeichen des Motorrades, das der Eingangstür am nächsten stand, verkündete:
NV ME
.
    Ich fand sie im Schankraum, alle vier auf Barhockern sitzend, ein Bier in der Hand. Sie lachten über irgendetwas. Ha-ha-ha. Ich ging zu dem Stahlgrauen hin und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Bist du nüchtern?«, fragte ich. Er sah sich verstört um, musterte stirnrunzelnd mein geschwollenes Auge und die Blutergüsse und versuchte, mich einzuordnen.
    »Wer hat dich denn in der Mangel gehabt?«, fragte er. Alle vier starrten mich jetzt an.
    »Bist du nüchtern? Ich kann dich nicht verprügeln, wenn du betrunken bist.«
    »Loxton«, sagte die Ratte. »Gestern …«
    Er erinnerte sich. Dann waren sie nüchtern genug. Ich zog den Stahlgrauen an den Fransen seiner Lederjacke, so dass er von seinem Barhocker steigen musste. Die Fransen rissen ab. »He!«, rief er und schlug nach mir. Ein Amateur.
    |185| Ich wich ihm aus. »Du hast meine Freundin eine magere Nutte genannt«, sagte ich.
    »Lass ihn in Ruhe«, sagte der Große und kam drohend auf mich zu.
    Ich verpasste dem Stahlgrauen einen Faustschlag. In dem Hieb steckte allerhand. Mein Dilemma wegen Emmas Liebeserklärung, der Flug in der Kotzkiste, die Stunden in der Sonne Musinas, eine Nacht der Demütigungen, Schmerzen im ganzen Körper, Frustration über offene Fragen.
    Er kippte um.
    Ich wandte mich dem Großen zu. »Komm her«, sagte ich.
     
    Um sechzehn Minuten nach elf stieg ich wieder in die Kabine des Mercedes. Ich fühlte mich erleichtert. Ich hatte eine Last abgeworfen, ein kleines Paradies besucht.
    »Danke«, sagte ich.
    Lourens schaute das Blut an meiner Hand an. »Die Typen von gestern?«, fragte er, eins und eins zusammenzählend.
    »Woher weißt du das?«
    »Nicola hat mir

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