Rote Spur
und der Munition zusammen mit Ehrlichmann zurückgekehrt war.
|252| »Ja.«
»Dann behaupte einfach, wie kämen aus Musina, denn wir wollen schließlich nicht, dass du durch den Zoll musst.«
»Danke, Lotter.«
Er schüttelte mir die Hand. »War mir ein Vergnügen. Und ich habe wieder etwas dazugelernt.«
»Ich könnte dasselbe sagen, mal abgesehen von dem Buschflugplatz in Simbabwe.«
Er lachte. »Viel Glück, mein Freund. Und wenn das alles vorbei ist, ruf mich mal an. Bin gespannt, wie es weitergeht.«
Bei der Autovermietung fragte ich, ob sie einen Ford hätten.
»Einen Ford?«, fragte die Angestellte, als hätte ich ihr einen unsittlichen Antrag gemacht.
»Ja, bitte.«
»Warum?« Tiefes Misstrauen.
»Ich mag Fords.«
Sie warf einen verstohlenen Blick auf mein lädiertes Gesicht, während sie ihren Rechner suchen ließ. »Ich kann Ihnen einen Ikon geben.«
»Vielen Dank.«
Sie hielt meinen Ausweis gegen das Licht, um seine Echtheit zu überprüfen. Der Preis für meine Loyalität zu Ford. Und die sichtbaren Wunden.
Ich fuhr in Richtung Sandton. Auf den verstopften Autobahnen ging es nur zäh voran. Ich fragte mich, wann der Gautrein, die geplante Zugverbindung zwischen dem OR-Tambo-Flughafen und der Stadt, endlich fertig sein würde, denn das Einzige, was mich an Johannesburg störte, war der Verkehr.
Beim Holiday Inn in Sandton wurde ich weder wegen meines Autogeschmacks noch wegen meines Aussehens diskriminiert und erhielt ein Zimmer mit Straßenblick im zweiten Stock. Nachdem ich meine Reisetasche auf das Bett gestellt hatte, zog ich Flohs Visitenkarte heraus und rief sie vom Hoteltelefon aus an.
|253| Sofort sprang die Mailbox an. »Hier ist Cornél. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.« Sachlich, ein wenig eilig. Floh in ihrem energischen Tierarztmodus. Ich legte auf. Anschließend rief ich Jeanette an, um sie auf den neuesten Stand zu bringen.
Meine Arbeitgeberin war eine Frau mit vielen Talenten, aber am meisten beeindruckte mich immer wieder ihr unerschöpfliches Reservoir an Möglichkeiten, das Wort
fok
auszusprechen. Sie benutzte es vier Mal im Laufe meines Berichts, jedes Mal mit einer anderen Intonation und Bedeutung. Zuletzt, als ich zu der Stelle mit den Diamanten kam, klang es lang und gedehnt, was bedeutete, dass sie von Flohs Unternehmergeist zutiefst beeindruckt war.
»Deswegen würde ich mich gerne mal mit Inkunzi unterhalten. Er ist das letzte Verbindungsglied.«
»Du willst dich mit ihm unterhalten?«
»Dabei werde ich ihm unter anderem höflich klarmachen, dass die Mitarbeiter von Body Armour gerne in Ruhe gelassen werden wollen.«
»Und das soll ich dir glauben?«
»Jeanette, Nicolas Wildtransporter … Inkunzi und seine Leute könnten sich das Kennzeichen notiert haben. Wenn sie uns kriegen wollen, werden sie es. So gerne ich auch sein Gesicht ein wenig verschönern würde, das wäre einfach nicht sinnvoll. Lourens und ich wären unseres Lebens nicht mehr sicher.«
»Jesses«, sagte sie. »Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Lemmer hat das Wort ›sinnvoll‹ benutzt.«
»Wenn Lourens oder Nicola etwas zustoßen würde … Loxton würde mir niemals verzeihen. In erster Linie will ich aber meine Glock wiederhaben.«
»Hmmmm …«, brummte sie. »Und was bringt dich auf die Idee, dass Inkunzi mit dir reden würde?«
»Ich habe einen Plan.«
»Erzähl.«
Ich tat es. Als ich fertig war, fragte sie: »Das nennst du einen Plan?«
|254| »Es könnte funktionieren. Es sei denn, du hast eine bessere Idee.«
»Meine Idee lautet, dass du zurück in die Pampa fährst und die ganze Sache auf sich beruhen lässt. Aber ich weiß, dass du das nicht tun wirst. Ich werde seine Adresse für dich ausfindig machen. Brauchst du sonst noch etwas?«
»Ja. Eine Visagistin. Mein Gesicht ist augenblicklich ein wenig auffällig.«
»Ich werde sehen, was ich für dich tun kann.«
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Da sie sich darauf verlassen, dass sie durch ihre Tarnung unentdeckt bleiben, sind Puffottern für die meisten gefährlichen Schlangenbisse verantwortlich.
Die Kunst des Spurenlesens: Gefährliche Tiere
Ich fuhr zu der Adresse, die mir Jeanette per SMS geschickt hatte. Eine Villa im Stadtteil Gallo Manor, nur einen Steinwurf vom Johannesburger Countryclub entfernt, am Ende einer Sackgasse gelegen. Große Bäume auf dem Bürgersteig, eine verputzte, zwei Meter hohe Mauer, ausnahmsweise ohne Starkstromzaun darauf, das Haus fast unsichtbar dahinter. Jenseits der Mauer waren Sträucher, Bäume
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