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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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und wuchernde Rankpflanzen erkennbar. Sie deuteten auf einen üppig bewachsenen, gepflegten, schattigen Garten hin.
    Auf dem mit Videokamera bestückten Schiebetor verkündeten zwei Schilder, dass das Anwesen von einem privaten Sicherheitsdienst geschützt wurde:
Python Patrols Alarms & Armed Response
, und:
Python CCTV – Your 24/7 security eye.
    Mit der Alarmanlage hatte ich gerechnet und sie in meinen Plan mit einbezogen. Die Kamera bedeutete ein zusätzliches Risiko, aber kein unüberwindliches Hindernis.
    Ein Patrouillenfahrzeug einer privaten Sicherheitsfirma fuhr |255| vorbei.
Eagle Eye.
Weitere Tiernamen. Vielleicht hatte Lotter recht, und sie waren in unserer Kultur verwurzelt.
    Ich wendete am Ende der Straße, tat so, als suche ich eine Adresse, kehrte wieder um und sah mir noch einmal alles ganz genau an. Dann fuhr ich fort. In diesem Viertel war es viel zu auffällig, das Haus zu observieren. Darin lag mein größtes Problem.
     
    In Sandton City kaufte ich eine Digitalkamera, eine Panasonic FX37, eine Energizer-Stirnlampe mit Rotlichtfunktion, eine Baseballkappe, ein billiges Plastikbrillengestell, ein Paar dünne Lederhandschuhe und ein Buch über Trickbetrüger.
    Am späten Nachmittag klopfte die Visagistin an meine Hotelzimmertür. Ihr Name war Wanda, und sie hatte Sinn für Humor. Mit einem Blick auf mein Gesicht bemerkte sie: »Ich hoffe, der andere sieht schlimmer aus.«
    Sie ließ mich auf dem hohen Klappstuhl Platz nehmen, den sie mitgebracht hatte. Ihren Aluminiumkoffer mit Pinseln, Pudern, Farben und Lippenstiften legte sie auf mein Hotelbett. Sie stellte sich dicht neben mich – eine attraktive Frau Mitte dreißig mit rundem Engelsgesicht, dunklen Haaren und sanften Augen betupfte mein Gesicht mit einem kleinen runden Puderkissen. Sie duftete angenehm.
    »Woher kennst du Jeanette?«, fragte ich sie.
    »Wir hatten ein Verhältnis«, antwortete sie ganz offen.
    »Bist du geschieden?«
    »Nein, so geboren. Und du?«
    »So zurechtgehauen.«
    Sie lachte, tief und wohlklingend.
    Als sie fertig war und einen Schritt zurücktrat, um ihr Werk zu begutachten, sagte sie: »Du darfst dir nicht übers Gesicht reiben. Du darfst nicht schwitzen, an niemandem entlangstreichen, dich nicht kratzen, wenn es juckt. Vor dem Schlafengehen kannst du alles mit Wasser und Seife abwaschen.« Dann hielt sie mir den Handspiegel hin, damit ich mich betrachten konnte.
    |256| »Brad Pitt«, sagte ich.
    »
Bad
Pitt«, erwiderte sie lachend und packte ihre Utensilien ein.
    »Hat Jeanette dir erklärt, dass wir dich vielleicht mehrere Tage lang brauchen?«
    »Hat sie. Da ich normalerweise spätnachmittags frei habe, ist das kein Problem.«
    »Was machst du normalerweise?«
    »Ich arbeite freiberuflich. Meistens fürs Fernsehen.«
    »Auch schon mal bei
7de Laan
?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Nein. Bist du ein
7de Laan
-Fan?«
    »Definitiv.«
    Ungläubig schüttelte sie den Kopf. »Es geschehen noch Zeichen und Wunder«, sagte sie, und ich fragte mich, was Jeanette ihr über mich erzählt hatte.
    Ich trug ihr den Klappstuhl zum Auto, verabschiedete mich, ging auf mein Zimmer, zog die Gardinen zu und probierte die Panasonic-Kamera in der fast völligen Dunkelheit aus. Zehn Megapixel und fünffacher optischer Zoom, dazu ein intelligenter, idiotensicherer Auto-Modus, der praktisch alles für einen erledigte, sobald man ein Motiv vor die Linse bekam.
    Genau das, was ich haben wollte.
    Dann holte ich die Gelben Seiten aus der Schublade und suchte nach einem Taxiunternehmen, das in Sandton arbeitete.
     
    Das
Bull Run
war eine angenehme Überraschung. Es lag gegenüber der Börse, direkt neben dem Balalaika-Hotel. Die Einrichtung war nüchtern und geschmackvoll: schlichte Backsteinmauern, ein offener Kamin sowie eine Fleischtheke, an der man frisches Fleisch für zu Hause kaufen konnte.
    Gegen halb sieben waren die Tische etwa zur Hälfte besetzt. Ein Platz am Tresen bot den besten Überblick über das Restaurant, wäre aber zu auffällig gewesen. Ich bat um einen Tisch in der Ecke. Die junge Kellnerin, in weißer Bluse und schwarzer Schürze, warf einen neugierigen Blick auf meine schwarze Sporttasche und brachte mich zu meinem Platz. Ich setzte mich mit |257| dem Rücken halb zum weitläufigen Raum und schlug die Speisekarte auf. Ich studierte sie lange, bevor ich den Kopf hob und mich umblickte.
    Julius »Inkunzi« Shabangu war nicht da.
    Ich fragte, ob sie Birdfield-Traubensaft hätten, aber die Kellnerin verneinte. Ich

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