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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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McClane gegenüber fühlte, wußte er nicht.
    Zu gewissen Aufschlüssen hinsichtlich dessen verhalf ihm jedoch ein ärgerlicher Zwischenfall, der sich ereignete, während er sie nach Hause brachte.
    Kurz hinter der Lincoln Boulevard-Abzweigung vom Interstate 70 fuhr Dolarhyde zum Tanken an eine Servco Supreme-Tankstelle.
    Der Tankwart war ein kräftig gebauter, stumpfsinniger Kerl mit einer starken Weinfahne. Als Dolarhyde ihn bat, nach dem Öl zu sehen, verzog er das Gesicht.
    Wie sich herausstellte, mußte er einen Liter Öl nachfüllen. Er rammte die Ausgußtülle in die Öldose und steckte sie in den Einfüllstutzen.
Dolarhyde stieg aus, um zu zahlen.
Der Tankwart putzte inzwischen mit wahrer Begeisterung die
    Windschutzscheibe, und zwar vor allem auf der Beifahrerseite. Er konnte sie gar nicht sauber genug bekommen.
    Reba McClane saß mit verschränkten Beinen in dem hohen Schalensitz. Ihr Rock war über ihre Knie hochgerutscht. Der weiße Stock lag zwischen ihrem und Dolarhydes Sitz.
    Der Tankwart machte sich nun an der anderen Hälfte der Windschutzscheibe zu schaffen und linste dabei Reba unter den Rock.
    Dolarhyde sah kurz von seiner Brieftasche auf und ertappte ihn dabei. Er griff durch das offene Fenster und schaltete die Scheibenwischer ein, so daß sie dem Tankwart über die Finger fuhren.
    »Passen Sie doch auf.« Der Tankwart hatte es plötzlich verdammt eilig, die Öldose aus dem Einfüllstutzen zu nehmen. Er war sich bewußt, daß er ertappt worden war, und grinste verschlagen, bis Dolarhyde auf ihn zukam.
    »Scheißkerl.« Das S kam erstaunlich scharf heraus. »Was haben Sie denn?« Der Tankwart hatte in etwa Dolarhydes Größe und Statur, aber nicht annähernd so viel Muskeln. Dafür, daß er bereits ein Gebiß hatte, war er eigentlich noch sehr jung; außerdem war es sehr ungepflegt.
Sein grünlicher Film widerte Dolarhyde an. »Was ist denn mit deinen Zähnen passiert?« fragte er leise.
»Geht dich das vielleicht was an?«
»Hast du sie dir für deinen Freund ziehen lassen, du mieser Schwanzlutscher?« Dolarhyde war ihm inzwischen gefährlich nahe gekommen.
Ganz ruhig. »Schwein. Idiot. Trottel. Drecksack.«
Mit einer Hand stieß Dolarhyde den Tankwart vor die Brust, so daß dieser rückwärts gegen den Kombi taumelte. Die Öldose und die Ausgußtülle fielen scheppernd zu Boden.
Dolarhyde hob sie auf.
»Du brauchst erst gar nicht versuchen wegzulaufen, weil ich dich sowieso einhole.« Er zog die Ausgußtülle aus der Dose und sah sich ihr spitzes Ende an.
Der Tankwart erbleichte. In Dolarhydes Miene breitete sich etwas aus, das er noch nie zuvor gesehen hatte - nirgendwo.
Einen roten Augenblick lang sah Dolarhyde die Tülle in der Brust des Tankwarts stecken; sein Herz ergoß sich daraus. Doch dann fiel sein Blick auf Rebas Gesicht hinter der Windschutzscheibe. Sie schüttelte den Kopf und sagte etwas. Gleichzeitig suchte sie nach der Kurbel, um das Fenster zu öffnen.
»Hast du dir schon mal was gebrochen, Scheißkopf?«
Der Tankwart beeilte sich, seinen Kopf zu schütteln. »Das war doch nicht bös gemeint, ehrlich.«
Dolarhyde hielt dem Tankwart die gebogene Metalltülle unter die Nase. Er hielt sie mit beiden Händen, und seine Brustmuskulatur trat weit hervor, als er sie umbog. Dann zog er am Hosenbund des Tankwarts und ließ die verbogene Tülle in seine Hose plumpsen.
»Überleg dir künftig besser, wo du mit deinen Schweinsglotzern hinstierst. « Damit stopfte er dem Tankwart das Geld für Öl und Benzin in die Hemdtasche. »Und jetzt kannst du meinetwegen abhauen«, fügte er hinzu. »Aber vergiß nicht: Ich könnte dich jederzeit einholen.«

36. K APITEL

    D as Tonband kam am Samstag in einem kleinen Päckchen, das an Will Graham, c/o FBI-Hauptquartier, Washington, adressiert war. Es war an dem Tag, als Lounds ermordet wurde, in Chicago aufgegeben worden.
    Weder auf der Tonbandkassette noch auf dem Verpackungsmaterial konnten das Labor und die Spurensicherung brauchbare Spuren entdecken.
    Mit dem Nachmittagskurier ging eine Kopie des Bands wieder nach Chicago zurück, wo es Special Agent Chester am Nachmittag Graham in das Geschworenenzimmer brachte. Der Kassette war eine Nachricht von Lloyd Bowman beigefügt:
    Stimmvergleiche haben eindeutig ergeben, daß der Sprecher Lounds ist. Offensichtlich hat er auf dem Band ihm vorgesprochene Sätze wiederholt. Es handelt sich dabei um eine neue Kassette, die während der letzten drei Monate hergestellt und vorher nicht benutzt wurde.
    Die

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