Roter Drache
eben zum Fernsehsessel führen. Sie wußte, wo die Couch stand. Sie steuerte statt dessen darauf zu.
»Hat der Film auch Ton?«
»Nein.«
»Kann ich die Musik weiterlaufen lassen?«
»Mm-hmmm.«
Sie spürte sein Interesse. Er hatte nur Angst, aber er wollte, daß sie blieb. Es bestand doch gar kein Grund für ihn, Angst zu haben. Na gut. Sie setzte sich.
Der Martini war wundervoll kalt und erfrischend.
Als er sich auf das andere Ende der Couch niederließ, brachte sein Gewicht die Eiswürfel in ihrem Glas zum Klirren. Der Projektor spulte noch immer zurück.
»Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich gern ein paar Minuten hinlegen«, sagte sie. »Nein, bleib ruhig sitzen. Ich habe genügend Platz. Aber weck mich, falls ich einschlafen sollte, ja?«
Als sie nun, das Glas auf ihrem Bauch, auf der Couch lag, berührten ihre Haarspitzen gerade noch seine Hand neben seinem Oberschenkel.
Er drückte auf einen Knopf der Fernbedienung, und der Film begann.
Dolarhyde hatte sich unbedingt seinen Leeds- oder JacobiFilm ansehen wollen, während die Frau sich im selben Raum mit ihm befand. Er wollte seine Blicke zwischen der Leinwand und Reba hin und her wandern lassen. Ihm war jedoch klar, daß sie das nicht überleben würde. Doch die anderen Frauen hatten sie in seinen Kombi steigen sehen. Daran durfte er nicht einmal denken. Die Frauen haben sie in seinen Kombi steigen sehen.
Deshalb würde er sich nun den Film von den Shermans ansehen, der Leute, denen er als nächstes einen Besuch abstatten würde. Er würde sich das Versprechen der ihm bevorstehenden Befriedigung ansehen und es in Rebas Anwesenheit tun, so daß er sie nach Belieben betrachten konnte.
Auf der Leinwand flimmerte gerade, in Pennys geschrieben, Das neue Haus durch das Dunkel des Salons, gefolgt von einer langen Einstellung auf Mrs. Sherman und die Kinder. Die Späße im Swimmingpool. Mrs. Sherman hält sich an der Leiter fest und schaut zur Kamera hoch, der Busen schimmernd über den Ausschnitt ihres Badeanzugs schwellend, die blassen Beine im Wasser grätschend.
Dolarhyde war stolz auf seine Selbstbeherrschung. Er würde an diesen Film denken, nicht an den anderen. Aber in Gedanken begann er bereits zu Mrs. Sherman zu sprechen, wie er in Atlanta zu Valerie Leeds gesprochen hatte.
Jetzt siehst du mich, ja
So fühlt es sich an, mich zu sehen, ja
Die Blödeleien mit den alten Klamotten. Mrs. Sherman hat den breitkrempigen Hut aufgesetzt. Sie steht vor dem Spiegel. Dann dreht sie sich mit einem strahlenden Lächeln um und posiert vor der Kamera, eine Hand in den Nacken geworfen. Ihren Hals ziert eine Kamee.
Reba McClane auf der Couch neben ihm bewegt sich leicht. Sie stellt ihr Glas auf den Boden. Dolarhyde spürt ein Gewicht und Wärme auf seinem Oberschenkel. Sie hat ihren Kopf darauf gelegt. Die Haut an ihrem Hals ist blaß, und das von der Leinwand reflektierte Licht spielt darüber.
Er sitzt vollkommen reglos da, bewegt nur seinen Daumen, um den Film anzuhalten und zurückzuspulen. Auf der Leinwand posiert Mrs. Sherman wieder mit dem Hut vor dem Spiegel. Sie wendet sich der Kamera zu und lächelt.
Jetzt siehst du mich, ja
So fühlt es sich an, mich zu sehen, ja
Spürst du mich jetzt? ja
Dolarhyde zittert. Seine Hose schnürt ihn unerbittlich ein. Er spürt Hitze. Er fühlt warmen Atem durch den Stoff. Reba hat eine Entdeckung gemacht.
Krampfartig bedient sein Daumen die Fernbedienung.
Jetzt siehst du mich, ja
So fühlt es sich an, mich zu sehen, ja
Spürst du das? ja
Reba hat den Reißverschluß seiner Hose geöffnet.
Plötzliche Angst durchzuckt ihn; er hat noch nie in Gegenwart einer lebenden Frau eine Erektion gehabt. Er ist der Drache; er braucht keine Angst zu haben.
Behende Finger befreien ihn aus seinem Gefängnis.
Oh.
Spürst du mich jetzt? ja
Spürst du das ja
Und ob du es spürst ich weiß es ja
Dein Herz schlägt ganz laut ja
Er muß seine Hände von Rebas Hals fernhalten. Auf jeden Fall. Die Frauen haben sie zusammen in seinem Wagen gesehen. Seine Hand krallt sich um die Armlehne der Couch. Seine Finger bohren sich durch die Polsterung.
Dein Herz schlägt ganz laut ja
Und jetzt gerät es ins Flattern
Ja es flattert jetzt
Es versucht freizukommen ja
Und jetzt ist es ganz rasend und leicht und rasender und leichter und... Vorbei.
Ach, vorbei.
Reba legt ihren Kopf auf seinen Schenkel und dreht ihm ihre schimmernde Wange zu. Ihre Hand gleitet unter sein Hemd und bleibt auf seiner Brust liegen.
»Hoffentlich habe ich dich nicht zu sehr
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