Roter Drache
Aktenkoffer und begann sie im Licht einer kleinen Taschenlampe zu studieren.
Auf der Leinwand brachte Mr. Jacobi gerade das Fahrrad aus dem Keller. Die Tür fiel hinter ihm zu. Von einem Haken im Türrahmen hing ein offenes Vorhängeschloß.
Graham hielt den Film an. »Da. Deshalb hatte er den Bolzenschneider dabei, Jack - um das Vorhängeschloß zu knacken und über den Keller ins Haus zu kommen. Aber warum ist er dann doch nicht durch den Keller eingedrungen?«
Crawford knipste seine Taschenlampe aus und schaute über den Rand seiner Lesebrille hinweg auf die Leinwand. »Was ist?«
»Ich weiß, daß er einen Bolzenschneider bei sich hatte - er hat damit einen Zweig gekappt, der ihm im Weg war, als er von seinem Versteck in der Baumkrone das Haus beobachtet hat. Warum hat er sich damit nicht über den Kellereingang Zutritt zum Haus verschafft?«
»Weil das nicht ging?« Mit einem Krokodilslächeln auf den Lippen wartete Crawford ab. Er liebte es, andere sich in ihren Mutmaßungen verheddern zu sehen.
»Hat er es zumindest versucht? Hat er Spuren am Schloß hinterlassen? Ich habe diese Tür außerdem nie gesehen. Als ich in Birmingham war, hat Geehan sie längst ersetzen lassen.«
Crawford kostete seinen Triumph voll aus. »Du nimmst an, daß Geehan das veranlaßt hat. Aber es war nicht Geehan. Die Stahltür hat bereits Jacobi anbringen lassen, bevor sie ermordet wurden. Nicht umsonst hat er vorher in Detroit gewohnt; ihm war bestimmt viel an der Sicherheit seines Hauses gelegen.«
»Wann hat Jacobi die Tür auswechseln lassen?«
»Das weiß ich nicht. Offensichtlich jedenfalls nach dem Geburtstag des Jungen - wann war der doch gleich wieder? Das steht sicher im Obduktionsbericht, falls du ihn zur Hand hast.«
»Sein Geburtstag war am 14. April, einem Montag.« Graham starrte, das Kinn in seine Handfläche gestützt, auf die Leinwand. »Ich möchte wissen, wann Jacobi die Tür hat auswechseln lassen.«
Crawfords Kopfhaut kräuselte sich. Doch sie glättete sich rasch wieder, sobald ihm die dahinter stehende Absicht bewußt wurde. »Demnach müßte die Zahnschwuchtel das Haus der Jacobis also bereits ausgekundschaftet haben, als noch die alte Kellertür mit dem Vorhängeschloß existierte?«
»Er hatte doch einen Bolzenschneider bei sich, oder nicht? Und wozu braucht man bei einem Einbruch einen Bolzenschneider? Um Vorhängeschlösser, Ketten oder Gitterstangen zu knacken. Aber es gab im Haus der Jacobis doch keine Fenstergitter oder mit einer Kette gesicherte Tore, oder?«
»Nein.«
»Demnach rechnete er also mit einem Vorhängeschloß. Ein Bolzenschneider ist nicht zur ziemlich schwer, sondern auch relativ unhandlich. Er war bei Tageslicht unterwegs, und er hatte von der Stelle, wo er seinen Wagen abgestellt hatte, bis zum Jacobi-Haus ziemlich weit zu gehen. Dabei war ihm sicher bewußt, daß er möglicherweise verdammt schnell den Rückzug würde antreten müssen, falls irgend etwas schief ging. Er hätte also den Bolzenschneider bestimmt nicht mitgeschleppt, wenn er nicht gewußt hätte, daß er ihn brauchen würde. Er wollte damit das Vorhängeschloß an der Kellertür knacken.«
»Du nimmst also an, daß er das Terrain ausgekundschaftet hat, bevor Jacobi die hat Tür auswechseln lassen. Und dann taucht er auf, um sie umzubringen, wartet im Wald -«
»Diese Seite des Hauses kann man doch vom Wald nicht sehen.«
Crawford nickte. »Er wartet also im Wald. Die Jacobis legen sich schlafen, er rückt mit dem Bolzenschneider an und steht vor der neuen Stahltür mit der Sicherheitsverriegelung.«
»Angenommen, er steht also vor der neuen Stahltür. Er hat alles sorgfältig geplant, und nun das.« Graham warf die Hände hoch. »Er ist stinksauer, frustriert; er will unbedingt ins Haus. Also stemmt er kurzerhand die Tür vom Garten auf, was allerdings einigen Lärm verursacht. Jedenfalls hat er sich auf nicht sehr elegante Weise Zutritt zum Haus verschafft; er weckte dadurch Jacobi und mußte ihn auf der Treppe abknallen. Das ist eigentlich nicht sein Stil. Solche Unachtsamkeiten unterlaufen ihm sonst nicht. Er geht normalerweise mit größter Umsicht vor und hinterläßt keine Spuren. Zum Haus der Leeds’ hat er sich doch auf höchst raffinierte Art und Weise Zutritt verschafft.«
»Na gut«, gestand Crawford ein. »Falls wir also in Erfahrung bringen können, wann Jacobi die Tür hat auswechseln lassen, könnten wir möglicherweise bestimmen, wann er das Haus ausgekundschaftet haben muß. Zumindest den
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