Roter Drache
wurde. Der Boden erzitterte, als die Druckwelle der Explosion die Polizeifahrzeuge zum Schaukeln brachte.
Die Frau lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Weg. Crawford, Graham und die Hilfssheriffs waren indessen aus den Wagen gesprungen und stürzten unter dem auf sie herabprasselnden Feuerregen auf sie zu. Ein paar von ihnen eilten mit gezogenen Waffen weiter auf das Haus zu.
Crawford nahm Reba einem Hilfssheriff ab, der ihr mit der flachen Hand die Funken aus dem Haar klopfte.
Er hielt sie an den Armen, das Gesicht ganz dicht an ihrem, das im Schein der Flammen rot erglühte. »Francis Dolarhyde.« Er schüttelte sie sanft. »Francis Dolarhyde, wo ist er?«
»Da drinnen.« Sie hob ihre rußgeschwärzte Hand in Richtung Hitze, um sie gleich wieder fallen zu lassen. »Er ist tot.«
»Wissen Sie das ganz sicher?« Crawford starrte in ihre blicklosen Augen.
»Ich war bei ihm.«
»Bitte, erzählen Sie.«
»Er hat sich mitten ins Gesicht geschossen. Ich habe meine Hand daraufgelegt. Er hat das Haus in Brand gesteckt. Und dann hat er sich erschossen. Ich habe meine Hand daraufgelegt. Er lag auf dem Boden. Ich habe meine Hand in die Wunde gelegt kann ich mich setzen?«
»Selbstverständlich.« Crawford half ihr auf den Rücksitz des Polizeiautos. Dann legte er seinen Arm um sie und ließ sie sich an seinem Hals ausweinen. Graham stand indessen auf der Zufahrt und starrte in die Flammen, bis sein gerötetes Gesicht von der Hitze zu schmerzen begann.
Der Wind, der über die Szenerie hinwegstrich, peitschte Rauchfetzen über den Mond.
50. K APITEL
A m Morgen danach wehte ein warmer, feuchter Wind. Er blies zerstreute Wolkenfetzen über die rußgeschwärzten Schornsteine, wo einst Dolarhydes Haus gestanden hatte. Dünner Rauch lag über den umliegenden Wiesen und Feldern. Vereinzelte Regentropfen fielen auf die verkohlten Überre
ste des alten Holzhauses und zerstoben in winzigen Explosionen zu Dampf und Asche.
Im Garten stand ein Löschwagen, dessen Blaulicht unablässig zuckend um sich kreiste.
S. F. Aynesworth, Leiter der Sparte Sprengstoff, FBI, stand mit Graham auf der dem Wind zugewandten Seite der Brandstelle und goß sich aus einer Thermoskanne Kaffee ein.
Aynesworth zuckte unwillkürlich zusammen, als der Hauptmann der Ortsfeuerwehr mit einem Rechen in der Asche wühlte.
»Gott sei Dank ist es da drinnen noch zu heiß für ihn«, murmelte Aynesworth aus dem Mundwinkel. Er war den lokalen Behörden mit ausgesuchter Höflichkeit begegnet. Doch Graham gegenüber machte er keinen Hehl daraus, was er wirklich dachte. »Ich werde mich jetzt wohl da mal reinwagen müssen. Hier wird es demnächst aussehen wie auf einem Hühnerhof, sobald die Herren Sheriffs und Gendarmen gefrühstückt und ihr Morgengeschäft verrichtet haben. Sie werden gleich anrücken, um uns zu helfen.«
Ehe Aynesworths geliebter Bombenkombi nicht aus Washington eingetroffen war, mußte er mit dem vorliebnehmen, was er im Flugzeug hatte mitbringen können. Er nahm einen abgenutzten Seesack aus dem Kofferraum eines Streifenwagens und holte seine Nomex-Unterwäsche sowie seine Asbeststiefel und den feuerfesten Overall heraus.
»Wie hat es ausgesehen, als das Ganze in die Luft ging, Will?«
»Ein extrem starker Lichtblitz, der sofort wieder schwächer wurde. Und dann sah es an der Basis dunkler aus. Es flog eine Menge Zeug in die Luft - Fensterrahmen, ganze Stücke vom Dach; und dann waren da noch größere Teile, die seitwärts davonschossen und im Garten niedergingen. Dann kam die Druckwelle und der darauffolgende Luftzug. Er blies erst nach außen und wurde dann wieder zurückgesaugt. Fast hat es so gewirkt, als würde der Luftzug das Feuer ausblasen.«
»Hat es stark gebrannt, als sich die Explosion ereignete?«
»Ja, die Flammen drangen durch das Dach und durch das Fenster in beiden Stockwerken nach draußen. Sogar die Bäume brannten.«
Aynesworth ließ zwei Feuerwehrmänner zu sich kommen, die mit einem Schlauch bereitstanden; ein dritter Feuerwehrmann in einem Asbestanzug sicherte ihn mit einer Winde und einer Stahltrosse, falls Aynesworth im Haus etwas auf den Kopf fiel.
Aynesworth räumte als erstes die inzwischen unter freiem Himmel liegende Kellertreppe frei und begab sich in das Durcheinander aus verkohlten Balken. Er konnte immer nur wenige Minuten bleiben.
Insgesamt drang er achtmal in die Überreste des Hauses vor. Der einzige Lohn für seine Mühen war ein flaches Stück zer
fetzten Metalls, das ihn jedoch durchaus
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