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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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überlegst. Oder ich drücke zu. Befühl nur meine Brust. Unterhalb meines Halses. Spürst du den Schlüssel an der Kette? Streife ihn mir über den Kopf. Vorsichtig... so ist es recht. Und jetzt werde ich sehen, ob ich dir trauen kann. Geh zur Eingangstür, schließ sie ab und bring mir den Schlüssel zurück. Geh jetzt. Ich warte hier auf dich. Versuche lieber nicht wegzulaufen. Ich hätte dich sofort eingeholt.« Sie hielt den Schlüssel in ihrer Hand; die Kette schlug leicht gegen ihren Oberschenkel. In ihren Schuhen fiel es ihr schwerer, sich zurechtzufinden; aber sie behielt sie trotzdem an. Das Ticken der Uhr war eine große Hilfe.
Teppich, Fußboden, Teppich. Das wuchtige Sofa. Nach rechts jetzt.
Was soll ich tun? Das Spiel mitspielen oder zu fliehen versuchen? Sind die anderen auch erst auf ihn eingegangen? Sie atmete so schwer, daß sie sich leicht benommen fühlte. Sie mußte jetzt klaren Kopf bewahren. Sie mußte sich voll konzentrieren.
Es hängt davon ab, ob die Tür offen ist. Versuche herauszufinden, wo er ist.
»Gehe ich richtig?« Sie wußte, daß sie auf dem richtigen Weg war.
»Noch etwa fünf Schritte.« Die Stimme kam aus dem Schlafzimmer.
Sie spürte einen Luftzug auf ihrem Gesicht. Die Tür stand halb offen. Sie zwängte ihren Körper in den Türspalt und steckte den Schlüssel unter dem Türgriff ins Schloß. Von außen.
Jetzt. Sie schlüpfte endgültig ins Freie, drückte die Tür zu und drehte den Schlüssel herum. Ohne Stock die Rampe hinunter. Und dann rannte sie los; gleichzeitig versuchte sie sich zu erinnern, wo der Kombi stand. Sie rannte einfach drauflos sie stieß gegen etwas, einen Busch vielleicht, und dann ein Aufschrei. Verzweifelte Schreie. »Hilfe. Hilfe. Hilfe, Hilfe.« Plötzlich spürte sie Kies unter ihren Sohlen. In der Ferne die Hupe eines Lastwagens. Dort mußte der Highway sein. Sie lief eine Weile, fiel dann in einen raschen Gang, dann wieder Laufschritt - so schnell sie konnte; und immer wieder korrigierte sie ihre Richtung, wenn sie statt Kies plötzlich Rasen unter ihren Füßen spürte.
Und dann Schritte hinter ihr; rasch und energisch stürmten sie über den Kies der Einfahrt auf sie zu. Sie blieb stehen, hob eine Handvoll Kiesel vom Boden auf und wartete, bis er nahe genug war, um sie nach ihm zu schleudern. Sie hörte die Steine gegen seine massige Gestalt prasseln.
Ein Stoß gegen die Schulter wirbelte sie herum. Ein muskulöser Arm unter ihrem Kinn, um ihren Hals, und dann drückte er unerbittlich zu, bis das Blut in ihren Ohren sauste. Sie trat nach hinten, traf ein Schienbein, während es zugleich zunehmend stiller und stiller wurde.

47. K APITEL

    N ach zwei Stunden war die Liste der weißen, männlichen Angestellten zwischen zwanzig und fünfzig, die einen Kombi besaßen, vollständig; sie umfaßte 26 Namen.
    Anhand der Führerscheinangaben konnte die Zulassungsstelle auch mit der Haarfarbe der Betreffenden aufwarten, wobei man sich jedoch darauf nicht zu sehr verlassen wollte, da nicht auszuschließen war, daß der Drache eine Perücke trug.
    Miß Tillman, Fisks Sekretärin, fertigte Kopien der Liste an und verteilte sie.
Lieutenant Fogel ging gerade die Namenaufstellung durch, als sein Piepser losging.
Daraufhin rief Fogel unverzüglich die Zentrale an. Nachdem er kurz gesprochen hatte, legte er die Hand auf die Sprechmuschel. »Mr. Crawford... Jack, ein gewisser Ralph Mandy, 38 Jahre, weiß, wurde vor wenigen Minuten in University City erschossen aufgefunden - er lag im Vorgarten eines Hauses, in dem eine gewisse Reba McClane wohnt. Laut Aussagen der Nachbarn arbeitete sie bei Baeder. Die Haustür ist nicht abgeschlossen, aber sie ist nicht zu Hause.«
»Dandridge!« rief Crawford. »Reba McClane, was wissen Sie über sie?«
»Sie arbeitet in der Dunkelkammer. Sie ist blind und stammt irgendwo aus Colorado -«
»Kennen Sie Ralph Mandy?«
»Mandy?« fragte Dandridge. »Randy Mandy?«
»Ralph Mandy. Arbeitet er hier?«
Er stand nicht auf der Personalliste.
»Vielleicht ein Zufall«, meinte Fogel.
»Vielleicht«, brummte Crawford.
»Hoffentlich ist Reba nichts zugestoßen«, bemerkte Miß Tillman ängstlich.
»Kennen Sie sie?« wandte Graham sich ihr zu.
»Ich habe mich ein paarmal mit ihr unterhalten.«
»Und wissen Sie etwas über Mandy?«
»Keine Ahnung. Der einzige Mann, mit dem ich sie je gesehen habe, ist Mr. Dolarhyde. Ich habe sie mal in seinen Kombi steigen sehen.«
»Mr. Dolarhyde hat einen Kombi, Miß Tillman? Wissen Sie, welche Farbe Mr.

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