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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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der Klimaanlage des Mietwagens gegen Grahams Hemdbrust, und er befand sich in Birmingham, wo es weder Krabben noch Möwen gab. Der Wagen glitt an baumbestandenen Wiesen vorbei, auf denen Ziege und Pferde weideten. Entlang der linken Straßenseite erstreckte sich Stonebridge, ein altes, exklusives Wohnviertel mit wenig wirklich schönen Häusern und um so mehr neureichen Protzbauten.
    Er sah das Verkaufsschild schon hundert Meter zuvor, da das Haus der Jacobis das einzige war, das auf der rechten Straßenseite stand. Der Kies war klebrig vom Saft der Pecan-Bäume an der Einfahrt und prasselte laut gegen die Innenseite der Kotflügel des Wagens. Auf einer Leiter brachte ein Zimmermann Fensterläden an. Der Mann hob grüßend die Hand, als Graham um das Haus ging.
    Eine mit Steinplatten gepflasterte Terrasse an der Seite des Hauses wurde von einer mächtigen, alten Eiche überschattet. Nachts würde der Baum auch das Licht der Außenbeleuchtung von diesem Teil des Hauses fernhalten; entsprechend hatte sich der Mörder auch hier durch die Glasschiebetür Zutritt zum Haus verschafft. Die Türen waren inzwischen ausgewechselt worden; die blitzenden Aluminiumrahmen waren noch mit den Aufklebern des Herstellers versehen. Außerdem war die neue Schiebetür durch ein Stahlgitter gesichert. Auch die Kellertür war ausgewechselt worden; sie war aus Stahl und mit einem Sicherheitsschloß versehen. Auf der Terrasse standen mehrere Kisten mit den Bestandteilen eines Whirlpools herum.
    Graham ging nach drinnen. Kahle Fußböden und abgestandene Luft. Seine Schritte hallten in den leeren Räumen wider.
Die neuen Spiegel in den Bädern hatten nie die Gesichter der Jacobis oder des Mörders reflektiert. Jeder wies einen matten, weißlichen Fleck auf, wo sich das Preisschild befunden hatte. In einer Ecke des Schlafzimmers lag eine zusammengefaltete Dekke. Graham blieb so lange darauf sitzen, bis die Sonne, die durch die vorhanglosen Fenster hereinfiel, auf dem Boden eine Diele weitergewandert war.
Es war alles weg. Nichts mehr da.
Wenn er unmittelbar nach der Ermordung der Jacobis hierher gekommen wäre, ob dann die Leeds’ wohl noch am Leben wären? Graham überlegte sich, wie schwer diese Verantwortung zu tragen sei.
Sie verflüchtigte sich nicht, als er das Haus verlassen hatte und wieder unter freiem Himmel stand. Graham stellte sich, die Schultern hochgezogen, die Hände in den Hosentaschen, in den Schatten eines Pecan-Baums und schaute die lange Zufahrt zum Haus der Jacobis zur Straße hinunter.
Wie hatte der Mörder sich dem Haus genähert? Auf jeden Fall mit dem Auto. Wo hatte er geparkt? Die gekieste Zufahrt war für einen mitternächtlichen Besuch eindeutig zu laut, fand Graham - eine Meinung, welche die Polizei von Birmingham nicht mit ihm teilte.
Er ging die Zufahrt zur Straße hinunter, die, so weit er sehen konnte, auf beiden Seiten von einem Straßengraben gesäumt war. Der Graben war jedoch so flach, daß es, wenn der Boden hart und trocken war, durchaus möglich gewesen wäre, ihn mit dem Wagen zu überqueren und ihn dann in dem Buschwerk zu verbergen, das auf der Straßenseite wuchs, wo das Haus der Jacobis stand.
Genau gegenüber vom Haus der Jacobis befand sich die einzige Abzweigung nach Stonebridge. Auf dem Ortsschildstand auch, daß Stonebridge über einen privaten Streifendienst verfügte. Ein fremdes Fahrzeug wäre hier also mit Sicherheit aufgefallen; ebenso ein Mann, der sich hier nachts zu Fuß herumtrieb. Daß er in Stonebridge seinen Wagen abgestellt hatte, kam also nicht in Frage.
Graham ging wieder ins Haus und stellte zu seiner Überraschung fest, daß das Telefon nicht abgemeldet war. Er rief beim Wetteramt an und erfuhr dort, daß am Tag vor der Ermordung der Jacobis 75 Millimeter Niederschläge gemessen worden waren. Die Gräben wären demnach nicht passierbar gewesen. Der Mörder hatte sein Auto also nicht in den Büschen neben der Straße versteckt.
Als Graham an dem weiß gestrichenen Zaun entlang in den hinteren Teil des Gartens ging, begleitete ihn auf der angrenzenden Weide ein Pferd. Er gab dem Tier ein Keks und ließ es dann an der Ecke zurück, als er hinter dem Geräteschuppen weiter an der Rückseite des Grundstücks entlangschritt.
Vor dem Loch im Boden, wo die Jacobi-Kinder ihre Katze begraben hatten, blieb er stehen. Als er in Atlanta mit Springfield darüber gesprochen hatte, hatte er sich den Schuppen weiß gestrichen vorgestellt. In Wirklichkeit war er jedoch dunkelgrün.
Die Kinder

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