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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Polizeidienststellen und Sheriffbüros rausgehen - an jede einzelne. Und darin fordern wir sie auf, an die Einsatzleiter und die diensthabenden Beamten entsprechende Anweisungen zu erteilen.«
Graham schüttelte den Kopf. »Daran glaubst du doch nicht im Ernst. So lange würden die nie warten. Das könnten sie doch gar nicht.«
»Hör doch erst mal, was wir von ihnen verlangen - so viel ist das gar nicht. Wir ersuchen sie lediglich, daß, sobald die entsprechende Meldung eingegangen ist, sich die Beamten, die als erste am Tatort eintreffen, dort erst mal umsehen. Auch das medizinische Personal hat Zutritt zum Schauplatz der Tat, um sich zu vergewissern, daß niemand überlebt hat. Dann kommen sie aber gleich wieder nach draußen. Straßensperren, Verhöre oder was auch sonst sie danach machen wollen, ist ihnen vollkommen freigestellt. Nur der Tatort wird hermetisch abgeriegelt, bis wir eintreffen. Wir fahren vor, und du gehst rein. Du hast Funk dabei und gibst uns nach draußen durch, was dir so durch den Kopf geht. Wenn dir nicht danach ist, brauchst du auch nichts zu sagen. Laß dir Zeit, soviel du willst. Dann kommen wir nach.«
»Darauf läßt die zuständige Polizeidienststelle sich doch nie ein.«
»Natürlich nicht. Sie werden selbstverständlich ein paar Detektive ihrer Mordkommission ´reinschicken. Aber ganz ohne Wirkung wird unser Gesuch auch nicht bleiben. Sie werden auf jeden Fall im Haus etwas leiser treten, so daß du dann alles noch frisch und unberührt vorfindest.«
Frisch und unberührt. Graham ließ seinen Kopf auf die Stuhllehne zurücksinken und starrte an die Decke. »Selbstverständlich«, fuhr Crawford fort, »sind es bis zu diesem Wochenende noch dreizehn Tage.«
»Also weißt du, Jack.«
»Wieso? Was soll sein?« spielte Crawford den Unschuldigen.
»Du willst mich also tatsächlich ans Messer liefern?«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht recht, was du damit meinst.«
»Das tust du sehr wohl. Du hast also tatsächlich beschlossen, mich als Lockvogel zu benutzen, da du nicht weißt, was du sonst tun solltest. Bevor du mich also daraufhin ansprichst, malst du mir erst mal in den schauerlichsten Farbtönen aus, wie schlimm es das nächste Mal werden wird. Psychologisch verdammt gerissen - zumindest für einen Trottel wie mich. Was dachtest du wohl, daß ich darauf geantwortet hätte, wenn du mich geradeheraus gefragt hättest? Hast du etwa Angst, ich könnte seit der Geschichte mit Lecter nicht mehr den genügenden Mumm für so etwas haben?«
»Nein.«
»Und wenn es so wäre, könnte ich es dir nicht mal zum Vorwurf machen. Wir kennen schließlich beide einige Leute, denen es so ergangen ist. Es gefällt mir keineswegs, von nun an in einer kugelsicheren Weste durch die Gegend zu laufen. Aber was bleibt mir schließlich schon anderes übrig. Wir können nicht mehr nach Hause, solange dieser Kerl sich nicht hinter Schloß und Riegel befindet.«
»Ich habe nie daran gezweifelt, daß du dich dazu bereit erklären würdest.«
Graham spürte, daß das ehrlich gemeint war. »Demnach ist es also noch etwas anderes?«
Crawford sagte nichts.
»Nicht Molly. Kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Will, ich bitte dich. Um so etwas würde nicht einmal ich dich bitten.«
Graham starrte ihn einen Augenblick lang an. »Verdammt noch mal, Jack, dann hast du also beschlossen, Freddy Lounds mit einzubeziehen. Du und diese Ratte, ihr seid euch also einig geworden.«
Stirnrunzelnd starrte Crawford auf einen Punkt auf seiner Krawatte. Schließlich sah er Graham an. »Du weißt selbst am besten, daß das die beste Möglichkeit ist, ihn zu ködern. Die Zahnschwuchtel wird den Tattler sorgfältig studieren. Was können wir denn sonst tun?«
»Muß es denn unbedingt Lounds sein?«
»Er hat nun mal beim Tattler einiges zu sagen.«
»Demnach werde ich also im Tattler kräftig gegen die Zahnschwuchtel vom Leder ziehen, um ihn ordentlich gegen mich aufzubringen. Du hältst das also für besser als die Sache mit dem toten Briefkasten? Spar dir deine Antwort - ich weiß, daß es so ist. Hast du schon mit Bloom darüber gesprochen?«
»Nur flüchtig. Wir werden uns beide erst noch ausführlich mit ihm unterhalten müssen - und mit Lounds. Die Sache mit dem toten Briefkasten werden wir übrigens gleichzeitig auch noch durchzuziehen versuchen.«
»Und wie hast du dir das vorgestellt? Ich denke, wir müssen ihn doch wohl ziemlich nahe an mich heranlassen, zumal ich mir nicht vorstellen kann, daß er mich aus dem Hinterhalt

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