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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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wirklich ganz mysteriös und hilft Secret Squirrel immer aus der Patsche. Wir haben das angesehen, als du Grippe hattest... Du hast heute wohl einen Riesentreffer gelandet, wie du aussiehst. Du scheinst zumindest verdammt zufrieden mit dir selbst.«
    »Das kann man wohl sagen. Ich habe heute einiges riskiert, Schatz, aber es hat sich rentiert. So eine Chance wird sich mir so schnell nicht wieder bieten.«
    »Du hast noch Zeit für ein kleines Nickerchen, bevor du losmußt. Ruh dich ein wenig aus, sonst bringst du dich noch selbst unter die Erde.«
    Lounds steckte sich eine Zigarette an. Eine andere lag noch brennend im Aschenbecher.
»Weißt du was?« fuhr sie fort. »Ich möchte wetten, daß du schlafen kannst, wenn du jetzt erst mal schön dein Glas austrinkst und mir in Ruhe erzählst, was passiert ist.«
Lounds Gesicht, wie eine Faust gegen ihren Hals gepreßt, entspannte sich schließlich und gewann ebenso plötzlich an Beweglichkeit, wie eine Faust zur Hand wird. Sein Zittern ließ nach und hörte schließlich ganz auf. Und dann erzählte er ihr alles, indem er es in die fleischige Spalte zwischen ihren künstlich vergrößerten Brüsten flüsterte. Sie zeichnete inzwischen mit der Fingerspitze gemächliche Achten auf seinen Nacken.
»Das hast du aber wirklich klug eingefädelt, Roscoe«, bemerkte sie schließlich anerkennend. »Schlaf jetzt noch ein bißchen. Ich wecke dich, wenn wir los müssen. Es wird alles gut gehen alles. Und dann werden wir uns wieder mal ein paar richtig schöne Tage machen.«
Sie flüsterten sich gegenseitig die Orte zu, an denen sie Urlaub machen würden, bis er einschlief.

17. K APITEL

    D r. Alan Bloom und Jack Crawford saßen auf zwei Klapp stühlen, dem einzigen Mobiliar, das noch in Crawfords
    Büro übrig geblieben war.
»Im Schrank ist niemand, Doktor.«
Dr. Bloom studierte Crawfords affenartiges Gesicht und fragte
    sich, was nun wohl kommen würde. Hinter Crawfords Genörgle und seinen Alka-Seltzers war sich der Psychiater sehr wohl der Intelligenz von der alles durchdringenden Schärfe eines Röntgenapparates bewußt.
    »Wo ist Will hin?«
»Er dürfte erst mal eine Weile durch die Gegend laufen, um seine Wut abzureagieren«, erwiderte Crawford. »Er haßt Lounds wie die Pest.«
»Haben Sie eigentlich befürchtet, auf Will verzichten zu müssen, nachdem Lecter der Zahnschwuchtel seine Privatadresse mitgeteilt hat? Dachten Sie, er würde zu seiner Familie zurückkehren?«
»Einen Augenblick schon. Das Ganze ist ihm ziemlich an die Nieren gegangen.«
»Verständlicherweise«, warf Dr. Bloom ein.
»Doch dann wurde mir klar - er kann gar nicht nach Hause zurück. Er nicht, Molly nicht und Willy nicht. Bis die Zahnschwuchtel nicht aus dem Verkehr gezogen ist, gibt es für die drei kein Zuhause mehr.«
»Kennen Sie Molly?«
»Ja, eine wunderbare Frau. Ich finde sie ausgesprochen sympathisch, auch wenn sie mich sicher nur zu gern in sämtlichen Feuern der Hölle schmoren sähe. Aus diesem Grund gehe ich ihr im Augenblick lieber aus dem Weg.«
»Glaubt sie denn, Sie würden Will benutzen?«
Crawford sah Dr. Bloom scharf an. »Es gibt da verschiedene Dinge, über die ich mit ihm sprechen muß. Allerdings hätte ich dazu gern auch Ihre Meinung gehört. Wann müssen Sie in Quantico sein?«
»Erst Dienstagmorgen. Ich habe meine Vorlesung etwas verschieben lassen.« Dr. Bloom war Gastdozent am Institut für Verhaltensforschung der FBI-Akademie.
»Graham mag Sie«, fuhr Crawford fort. »Er weiß, daß Sie ihm nicht mit irgendwelchen psychologischen Tricks kommen.« Blooms Bemerkung von kurz vorher, in der er darauf angespielt hatte, Crawford könnte Graham benutzen, hatte einen wunden Punkt in Crawford getroffen.
»So etwas würde ich nie tun«, erklärte Dr. Bloom. »Ich bin ihm gegenüber so ehrlich und offen, als wäre er ein Patient von mir.«
»Genau.«
»Nein, ich möchte sein Freund sein, und ich hege dabei keinerlei Hintergedanken. Mein Fach bringt es mit sich, daß ich meine Mitmenschen sehr scharf beobachte. Trotzdem habe ich jedoch Ihre Bitte abgeschlagen, für Sie, Jack, eine Persönlichkeitsstudie über ihn anzufertigen.«
»Diese Studie wollte Petersen einen Stock höher. Nicht ich.«
»Aber Sie waren derjenige, der mich daraufhin angesprochen hat. Wie dem auch sei - sollte ich Graham je zum Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung machen, würde ich dies in einer so abstrakten Form tun, daß kein Mensch ihn dahinter erkennen könnte. Sollte ich wirklich je etwas

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