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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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andere Frau mit festem Blick an. Sie sagte die Wahrheit.
    Dr. Harper nickte dem Assistenten zu. »Also los, machen Sie das Sonogramm. Ich warte draußen.«
    »Nein«, sagte Molly. »Bleiben Sie bei mir.« Sie streckte die Hand in stummer Bitte aus.
    Nach kurzem Zögern faßte Toby noch einmal ihre Hand und setzte sich auf den Hocker neben der Bahre.
    Der Assistent deckte fürsorglich ein Tuch über Mollys Schenkel und Schamhaar, hob dann die Decke hoch, unter der sie lag, und legte den geschwollenen Bauch frei. »Das wird jetzt ein bißchen kalt«, sagte er und drückte Gel aus einer Tube auf ihre Haut. »Dieses Zeug sorgt dafür, daß man besser ablesen kann, was die Schallwellen zeigen.«
    »Und es tut nicht weh? Versprochen, daß es nicht weh tut?«
    »Kein bißchen.« Er hielt ein quadratisches Ding in der Hand. Es paßte gut hinein. »Ich fahre mit diesem Ding jetzt über deinen Bauch, okay? Das Bild sehen wir dann auf dem Bildschirm hier.«
    »Sie können mein Baby sehen?«
    »Genau. Da, schau hin.« Er tauchte das Ding in das Gel und legte es dann auf ihre Haut.
    »Das kitzelt«, sagte Molly.
    »Aber weh tut es nicht, nicht wahr? Gib’s zu, es tut nicht weh.«
    »Nein.«
    »Also entspann dich und sieh dir die Show an, okay?« Langsam fuhr er mit dem Gerät über ihren Leib und sah dabei auf den Monitor. Auch Mollys Blick war auf den Bildschirm gerichtet. Sie sah bloß einen Schatten nach dem anderen vorbeiziehen. Wo war denn das Baby? Sie hatte ein richtiges Bild davon erwartet, wie ein Foto, und nicht so einen grauen Wust von Klecksen.
    »Wo ist es?« fragte sie.
    Der Assistent gab keine Antwort. Molly sah ihn an und sah ihn wie erstarrt auf den Monitor blicken.
    »Sehen Sie es?« fragte Molly.
    Der Assistent räusperte sich. »Ich bin noch nicht ganz fertig mit der Untersuchung.«
    »Ist es ein Junge oder ein Mädchen? Können Sie das sagen?«
    »Nein. Nein, das kann ich nicht …« Er fuhr mit dem Gerät erst in die eine, dann in die andere Richtung, den Blick auf die vorbeiflackernden Bilder auf dem Monitor gerichtet.
    Nur lauter graue Kleckse, dachte Molly. Da war ein dickerer, umgeben von einigen kleineren. Sie sah Dr. Harper an. »Sehen
Sie
es?«
    Ihre Frage wurde mit Schweigen erwidert. Dr. Harper sah ständig zwischen dem Bildschirm und dem Assistenten hin und her.
    Keiner von ihnen sah Molly an. Keiner sagte ein Wort.
    »Warum reden Sie nicht mit mir?« flüsterte sie. »Was ist los?«
    »Bleib einfach ruhig liegen, Liebes.«
    »Irgendwas ist los, nicht?«
    Dr. Harper drückte ihre Hand. »Nicht bewegen.«
    Schließlich richtete der Assistent sich auf und wischte das Gel von Mollys Bauch weg. »Ich zeige die Auf-nahmen einem unserer Ärzte, okay? Ruh dich inzwischen einfach aus.«
    »Aber
sie
ist doch eine Ärztin«, sagte Molly und sah Dr. Harper an.
    »Ich habe keine Übung darin, die Bilder richtig zu deuten. Dafür muß man Spezialist sein.«
    »Aber was
haben
Sie denn gesehen? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Dr. Harper und der Assistent wechselten Blicke.
    Dann sagte der Assistent: »Ich weiß nicht.«

18
    »Lassen Sie das Bild mal stehen«, sagte Dr. Sibley. Er nahm die Brille ab und starrte wie versteinert auf den Monitor. Im Raum herrschte lähmendes Schweigen. Dann murmelte Sibley: »Was, zum Teufel, ist das …«
    »Was sehen Sie denn?« fragte Toby.
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß ehrlich nicht, was ich da sehe.«
    Sibley wandte sich an den Ultraschall-Assistenten. »Sie meinen diesen Schatten da?«
    »Ja, Sir. Den Klumpen. Ich konnte nicht erkennen, was das ist.«
    »Ist das fötales Gewebe?« fragte Toby.
    »Das kann ich nicht sagen.« Er nickte dem Assistenten zu. »Okay, weiter. Sehen wir uns den Rest an.«
    Während die Schatten über den Monitor flackerten, beugte Sibley sich noch weiter vor. »Das ist mal mehr, mal weniger dichtes Gewebe, mal fest, mal zystisch.«
    »Das da sieht aus wie ein Kopf«, sagte Toby.
    »Ja, annähernd kraniale Formen. Und sehen Sie die Verkalkung da?«
    »Ein Zahn?«
    »Ich nehme an.« Sibley schwieg, bis ein neues Bild erschien. »Wo ist der Thorax?« murmelte er. »Ich sehe keinen Thorax.«
    »Aber es hat Zähne?«
    »Einen einzelnen.« Sibley saß weiterhin versteinert vor dem, was da hell und dunkel über den Monitor wanderte.
    »Glieder«, sagte er leise. »Da eines und da eines. Aber kein Thorax …« Langsam lehnte er sich zurück und setzte die Brille wieder auf. »Das ist kein Fötus. Das ist ein Tumor.«
    »Sind Sie sicher?« fragte

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