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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Polizei von Newton anrufen und bitten, sich die Straße und ihre Umgebung genauer anzusehen.
    Vor ihr wurde der Baumbestand plötzlich dünner. Das Panorama, das sich auftat, kam so unerwartet, daß Toby mit einem Ruck anhielt. Am Straßenrand stand ein Schild, grün mit goldenen Lettern:
    Brant Hill
    Nur für Bewohner und Gäste.
    Hinter dem Schild breitete sich eine Landschaft aus wie auf einem saftigen englischen Naturgemälde. Sanfte, kurz gestutzte Rasenflächen dehnten sich über die Hügel. Es gab sogar einen kleinen Zoo mit ausgefallenen Tieren. Ahorn und Birken im ersten Herbstlaub bildeten kleine Haine. Ein Teich mit wilden Iris am Uferrand glänzte in der Sonne wie ein Edelstein.
    Zwischen den Wasserlilien glitt majestätisch ein Schwanenpaar dahin. Hinter dem Teich befand sich ein »Village«, eine elegante Siedlung, jedes Haus mit einem eingezäunten Garten. Das Hauptfortbewegungsmittel schienen Golfcarts mit grünen und weißen Segelplanen zu sein. Die Carts schienen überall zu sein; sie standen in Auffahrten, schnurrten die Wege im Village auf und ab. Ein paar fuhren auch über einen Golfplatz und transportierten Spieler von einem Grün zum nächsten.
    Ihr Blick fiel auf den Teich, und plötzlich fragte sie sich, wie tief er sein mochte und ob wohl ein Mensch in ihm ertrinken könnte. Nachts, im Dunkeln, konnte es schon passieren, daß ein verwirrter alter Mann dort hineintappen könnte.
    Sie fuhr weiter in Richtung Village. Nach fünfzig Metern kamen eine Abzweigung und ein Schild:
Brant Hill Clinic and Residential Care Facility.
    Sie bog ab.
    Die Straße führte durch immergrüne Büsche und mündete plötzlich und unerwartet in einem Parkplatz. Dahinter lag ein zweistöckiges Gebäude. An einer Seite war gerade ein neuer Flügel im Bau. Durch den Maschendrahtzaun, der die Baustelle umgab, sah man, daß die Grube schon ausgehoben war. Am Rand der Grube stand eine Gruppe Männer mit Schutzhelmen.
    Sie beugten ihre Köpfe über Blaupausen.
    Toby stellte den Wagen auf dem Besucherparkplatz ab und ging ins Klinikgebäude.
    Klassische Musik begrüßte sie leise aus dem Hintergrund. Toby blieb beeindruckt stehen. Das hier war kein üblicher Empfangs- und Wartebereich. Sofas aus weichem Leder, originale Ölgemälde an den Wänden. Sie sah sich den Ständer mit den ausgelegten Magazinen an.
Architectural Digest. Town and Country.
Die
Popular Mechanics
suchte man hier auf dem Kaffeetisch vergebens.
    »Kann ich Ihnen helfen?« Hinter der Empfangsscheibe lächelte sie eine Frau in pinkfarbener Schwesterntracht an.
    Toby ging zu ihr. »Ich bin Dr. Harper vom Springer Hospital und habe letzte Nacht in unserer Notaufnahme einen Ihrer Patienten untersucht. Ich habe versucht, den Arzt dieses Patienten zu sprechen, um mehr zu seiner Anamnese zu erfahren, aber scheinbar ist er nicht zu erreichen.«
    »Welchen Arzt?«
    »Dr. Carl Wallenberg.«
    »Ach, der besucht gerade einen Medizinerkongreß. Am Montag ist er wieder hier in der Klinik.«
    »Könnte ich mir wohl die Unterlagen des Patienten ansehen? Ich könnte dort Antworten auf einige medizinische Fragen finden, die ihn betreffen.«
    »Tut mir leid, aber wir können keine Unterlagen ohne Genehmigung des Patienten herausgeben.«
    »Dazu ist der Patient gar nicht fähig. Könnte ich wohl mit einem anderen Arzt sprechen?«
    »Ich schau’ mal schnell in seiner Akte nach.« Die Schwester ging zum Aktenschrank. »Nachname?«
    »Slotkin.«
    Die Schwester zog eine Lade auf und ging die Kartei durch.
    »Harold oder Agnes Slotkin?«
    Toby überlegte eine Sekunde. »Es gibt eine Agnes Slotkin? Ist sie mit Harry verwandt?«
    Die Schwester sah nach. »Sie ist seine Frau.«
    Wieso hat Harrys Sohn mir nicht gesagt, daß er eine Frau hat?
fragte sie sich. Sie holte einen Stift aus ihrer Handtasche.
    »Könnten Sie mir ihre Telefonnummer geben? Ich muß mit ihr über Harry sprechen.«
    »Sie hat in ihrem Zimmer kein Telefon. Sie können da vorne den Aufzug nehmen.«
    »Wohin?«
    »Agnes Slotkin finden Sie in der Intensivpflegestation. Zimmer drei, vier, eins.«
    Toby klopfte an die Tür. »Mrs. Slotkin?« rief sie. Keine Antwort. Sie trat ins Zimmer.
    Ein Radio spielte leise klassische Musik. Durch die weißen Gazevorhänge schien milchig die Morgensonne. Auf dem Nachttisch stand eine Vase mit roten Rosen. Die Frau im Bett nahm das alles nicht wahr. Weder die Blumen noch das Sonnenlicht und auch nicht die Besucherin in ihrem Zimmer. Toby trat an das Bett. »Agnes?«
    Die Frau

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