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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Schule heim.«
    »Mom macht doch wirklich keine Umstände. Sie beschäftigt sich schon selber im Hof und im Garten.«
    »Ich kann sie da hinten nicht einfach herumlaufen lassen! Wir haben gerade einen neuen Rasen …«
    »Dann setz sie vor den Fernseher. Ich muß jetzt los, sonst schaffe ich es nicht mehr.«
    »Toby …«
    Sie warf den Hörer auf die Gabel. Zum Streiten hatte sie weder die Zeit noch die notwendige Geduld. Vickies Haus lag eine halbe Stunde Fahrzeit entfernt.
    Ellen war draußen und grub glücklich im Komposthaufen.
    »Mom«, sagte Toby. »Wir müssen zu Vickie.«
    Ellen hob die Schultern, und Toby sah bestürzt die schmutzigen Hände ihrer Mutter und das verschmierte Kleid. Sie zu baden und frische Sachen anzuziehen war nicht mehr genug Zeit.
    Dafür mußte Vickie sorgen.
    »Komm ins Auto«, drängte Toby. »Es eilt.«
    »Wir sollten Vickie nicht stören, weißt du?«
    »Du hast sie seit Wochen nicht gesehen.«
    »Sie hat viel zu tun. Vickie ist immer sehr beschäftigt. Ich will ihr nicht zur Last fallen.«
    »Mom, wir müssen jetzt.«
    »Dann fahr zu. Ich bleibe zu Hause.«
    »Es ist nur für ein paar Stunden. Dann fahren wir gleich wieder zurück.«
    »Nein, ich glaube, ich mache hier erst mal den Garten fertig.«
    Ellen hockte sich hin und schob den Spatel tief in den Kompost.
    »Mom, wir
müssen fahren!
« Ärgerlich packte Toby ihre Mutter am Arm und zog sie so abrupt hoch, daß Ellen vor Schreck nach Luft schnappte.
    »Du tust mir weh«, beschwerte sie sich.
    Toby ließ sie sofort los. Ellen trat einen Schritt zurück, rieb sich den Arm und starrte ihre Tochter verwundert an.
    Ihr Schweigen und der Schimmer von Tränen in den Augen schnitten Toby ins Herz.
    »Mom.« Toby schüttelte den Kopf und schämte sich. »Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid. Ich brauche jetzt deine Unterstützung. Bitte, sofort.«
    Ellen sah auf ihren Strohhut hinab, der ins Gras gefallen war.
    Die Krempe zitterte im Wind. Langsam bückte sie sich, hob ihn auf, richtete sich wieder auf und stand mit dem Hut vor der Brust. Dann ließ sie traurig den Kopf sinken und nickte, ging zum Gartentor und wartete, daß Toby ihr aufmachte.
    Während der Fahrt versuchte Toby, Ellen wieder aufzumuntern. Mit forcierter Fröhlichkeit redete sie davon, was sie am kommenden Wochenende unternehmen würden. Sie würden ein neues Spalier am Haus anbringen und Kletterrosen pflanzen, vielleicht Crimson oder Moschata. Ellen liebte rosarote Rosen. Sie würden Kompost ausbringen und Blumenzwiebeln setzen. Sie würden frische Tomatenbrote essen und Limonade trinken. Es gab so vieles, auf das man sich freuen konnte! Ellen saß da, starrte auf den Hut in ihrem Schoß und sagte kein Wort.
    Sie bogen in Vickies Auffahrt ein, und Toby bereitete sich auf die Feuerprobe vor, die ihre Ankunft bedeutete. Denn Vickie würde natürlich ein lautes Tamtam veranstalten, was für eine Belastung das alles für sie sei. Vickie und all ihre Pflichten! Ihr Biologie-Lehrauftrag am Bentley College. Ein großkotziger Ehemann im höheren Management, der vor allem ein Wort kannte:
Ich.
Ein Sohn und eine Tochter, beide in der Pubertät.
    Glückliche Toby, Single und kinderlos! Natürlich war damit sie es, die sich zumindest um Mom zu kümmern hatte.
    Für was würde ich denn sonst auch leben?
Toby half Ellen beim Aussteigen und begleitete sie die Stufen zur Eingangstür hinauf. Die Tür ging auf, und Vickie stand auf der Schwelle, das Gesicht ärgerlich verzogen.
    »Toby, das ist die denkbar
schlechteste
Zeit, die du dir ausgesucht hast.«
    »Glaube mir, für mich auch. Ich bemühe mich, sie so schnell abzuholen, wie ich kann.« Toby schob ihre Mutter weiter. »Hinein mit dir, Mom. Viel Spaß.«
    »Ich muß kochen«, sagte Vickie. »Ich kann nicht auf sie aufpassen …«
    »Es wird schon gehen. Setz sie vor den Fernseher. Sie liebt Nickelodeon.«
    Vickie sah Ellens Kleidung und runzelte die Stirn. »Was ist denn mit ihren Sachen passiert? Sie ist ja ganz dreckig. Mom, ist etwas mit deinem Arm? Warum reibst du ihn dir?«
    »Tut weh.« Ellen schüttelte traurig den Kopf. »Toby ist auf mich losgegangen.«
    Toby spürte, wie sie rot wurde. »Ich mußte sie ins Auto bekommen. Sie wollte nicht aus dem Garten. Deswegen ist sie auch noch so schmutzig.«
    »Also, so kann ich sie hier nicht sitzen lassen. Um sechs kommen meine Gäste!«
    »Ich verspreche dir, ich bin früher wieder da.« Toby küßte Ellen auf die Wange. »Bis dann, Mom. Und hör auf Vickie.«
    Ellen ging

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