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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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regelmäßig.«
    »Temperatur?«
    »Achtunddreißig Grad«, sagte Val.
    Toby beugte sich über den Kopf des Patienten und versuchte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Mr. Parmenter? Angus? Ich bin Dr. Harper.«
    »… und kamen einfach in mein Haus … wollten mich nicht in Ruhe lassen …«
    »Angus, sind Sie gestürzt? Haben Sie sich verletzt?«
    »… diese verdammten Zwerge, kamen einfach rein und wollten mein Geld stehlen. Alle sind hinter meinem Geld her.«
    Maudeen schüttelte den Kopf. »Auch ich habe aus ihm kein Wort über seine Vorgeschichte herausgekriegt.«
    »Seine Tochter sagt, er war immer gesund. Keine aktuellen Erkrankungen.« Toby leuchtete ihm in die Augen. Beide Pupillen zogen sich zusammen. »Erst vor zwei Wochen hat sie mit ihm telefoniert, und da habe er sich gut angehört, sagt sie. Angus! Angus, was ist mit Ihnen passiert?«
    »… sind dauernd dran, mir mein Geld wegzunehmen …«
    »Eine Zwangsvorstellung«, seufzte Toby und schaltete die kleine Lampe aus. Sie setzte die Untersuchung fort, prüfte, ob ein Hirntrauma vorlag, ging dann zu den Kranialnerven über. Lokalisieren ließ sich keine Auffälligkeit, nichts wies auf eine Ursache der Verwirrung des Mannes. Die Tochter hatte einen stolpernden Gang beschrieben. War es ein Schlaganfall im Bereich des Kleinhirns? Das beeinträchtigte die Koordination der Bewegungen.
    Sie löste das rechte Handgelenk aus dem Gurt. »Angus? Können Sie meinen Finger berühren?« Sie hielt ihm ihre Hand vor das Gesicht. »Heben Sie Ihre Hand, und berühren Sie meinen Finger.«
    »Sie sind zu weit weg«, sagte er.
    »Er ist gleich hier, direkt vor Ihrem Gesicht. Kommen Sie, versuchen Sie es.«
    Sein Arm hob sich. Er schwankte vor ihr hin und her.
    Das Telefon läutete. Maudeen nahm den Hörer ab.
    Angus Parmenters Arm fing an zu zucken, ein heftiges rhythmisches Schütteln, das die ganze Bahre in Bewegung brachte.
    »Was hat er?« sagte Val. »Ist das ein Anfall?«
    »Angus!« Toby nahm das Gesicht des Mannes zwischen ihre Hände und sah ihn direkt an. Er sah ihr nicht in die Augen, sondern beobachtete seinen Arm.
    »Können Sie sprechen, Angus?«
    »Es geht wieder los«, sagte er.
    »Was? Meinen Sie das Zittern?«
    »Die Hand da – wessen Hand ist das?«
    »Das ist
Ihre
Hand.«
    Plötzlich hörte das Zittern auf. Der Arm fiel wie ein schweres Gewicht auf die Bahre zurück. Angus schloß die Augen. »So«, sagte er. »Jetzt ist es besser.«
    »Toby?« Maudeen drehte sich vom Telefon zu ihr um. »Dr. Wallenberg ist am Apparat. Er möchte mit Ihnen reden.«
    Toby nahm den Hörer. »Dr. Wallenberg? Hier ist Toby Harper. Ich bin heute die diensthabende Ärztin in der Notaufnahme.«
    »Sie haben meinen Patienten bei sich.«
    »Meinen Sie Mr. Parmenter?«
    »Ich wurde gerade per Piepser über den Krankentransport informiert. Was ist passiert?«
    »Man hat ihn verwirrt vorgefunden. Bei sich zu Hause. Im Moment ist er wach. Seine Vitalwerte sind stabil. Aber er hat eine Ataxie, und er ist desorientiert bis zum Verlust der Persönlichkeit. Er erkennt nicht einmal seine eigene Tochter.«
    »Wie lange ist er jetzt bei Ihnen?«
    »Die Ambulanz hat ihn gegen neun eingeliefert.«
    Wallenberg schwieg einen Moment. Aus dem Hintergrund hörte Toby Stimmen und Gelächter. Eine Party.
    »Ich bin in einer Stunde da. Stabilisieren Sie ihn solange.«
    »Dr. Wallenberg …«
    Er hatte bereits aufgelegt.
    Sie wandte sich wieder dem Patienten zu. Er lag ganz still. Seine Augen fixierten die Decke. Dann wanderte der Blick erst nach rechts, dann nach links, als verfolge er ein Tennismatch.
    »Machen wir von dem Mann ein CT«, sagte Toby. »Und nehmen Sie Blut ab.«
    Val holte eine Handvoll Röhrchen aus der Lade. »Das Übliche? Ganzes Blutbild und Gerinnung?«
    »Außerdem möglicher Drogengehalt. Er scheint zu halluzinieren.«
    »Ich rufe die Röntgenabteilung«, sagte Maudeen und griff wieder zum Telefon.
    »Noch eines, meine Damen«, sagte Toby.
    Beide Schwestern sahen sie an.
    »Was immer heute abend noch passiert, wir lassen diesen Burschen
nicht
allein, keine Sekunde. Nicht, bis man ihn offiziell aus der Notaufnahme fortschafft.«
    Val und Maudeen nickten. Toby faßte Angus Parmenters nicht angebundene Hand und fixierte sie wieder ordentlich an der Bahre.
    »So, jetzt kommen die Schichtbilder«, sagte der Röntgenassistent am Computertomographen.
    Toby sah, wie sich auf dem angeschlossenen Monitor das erste Querschnittbild zusammensetzte, ein Oval mit verschiedenen

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