Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
verbrachte eine Stunde in der Bar, wo ich versuchte, einen Streit vom Zaun zu brechen, bis Slade mich in sein Büro rief.
Ich blieb stehen und lächelte. »Hast du endlich was für mich?«
Als ich ihn zuvor gefragt hatte, war er nicht sonderlich entgegenkommend gewesen. Er hatte erklärt, es sei noch zu früh. Wahrscheinlich hatte er sogar Recht, aber das kümmerte mich wenig. Ich brauchte dringend etwas, womit ich mich ablenken konnte, sonst würde ich durchdrehen. Das spürte ich deutlich.
»Ja, hab ich. Aber freu dich nicht zu früh. Es ist nur ein kleiner Job. Und zwar gibt es da einen Vamp, der mir noch Blutsteuer schuldet. Ich möchte, dass du ihn besuchst und ihn davon überzeugst, dass es auch in seinem Interesse ist, seine Schulden zu begleichen.«
Ich hatte einige Jahre als Geldeintreiberin für die Dominae in L.A. gearbeitet. Zu meinem damaligen Job hatte es gehört, Nasen zu brechen und den Abschaum dieser Erde zu jagen, damit sie ihre Steuern bezahlten. Ehe ich zur ordentlichen Auftragskillerin befördert worden war, hatte ich jeden Vampirclubbesitzer, Pornoverkäufer und Zuhälter der Stadt der Engel kennengelernt. Ich wusste also, wie man einen unwilligen Schuldner dazu brachte, seine Einstellung zu ändern.
»Wie überzeugend soll ich sein?«
»Sehr überzeugend. Dieser Kerl ist ein echtes Arschloch. Hat mich jahrelang betrogen, bis ich endlich rausbekommen habe, dass er seine Bücher frisiert. Und jetzt schuldet er mir schon wieder seit über zwei Wochen die Blutsteuer.«
Ich ballte die Faust und konnte es kaum abwarten, sie endlich wieder einzusetzen. »Ich kümmere mich darum.«
Tiny, der Kleine, Malone arbeitete nicht nur hauptberuflich als Zuhälter, sondern besaß auch einen Stripclub namens FangBang. Dieser lag in Alphabet City und bediente ausschließlich Vampire. Im ersten Stock vermietete Tiny Zimmer an die Nymphen, die er für diejenigen Kunden bereithielt, die ihren Blowjob ohne Reißzähne bevorzugten.
Der Club bestand aus einem großen höhlenartigen Raum, der in rotes Licht getaucht war. Auf einer Bühne im hinteren Teil ließ eine Vampirin gerade zu »Blood Sugar Sex Magic« die Hüften kreisen. Ihre Brüste waren echt – Vampire vertrugen keine Implantate – und mit silbernem Glitzerpuder bedeckt, der zu ihrem Tanga passte.
Eine zweite Frau lag auf der Bar und ließ Blut aus einer Flasche auf ihre Titten tropfen. Ein paar gierige Vampire sahen fasziniert zu, wie sie sich das Blut von den Brustwarzen leckte.
Ich ging schnurstracks zur Bar am anderen Ende des Raums. Ein junger Vampir beäugte mich neugierig. Er saß auf einem Barhocker und hatte sein rotes Haar mit Gel zurückgekämmt. Seine rechte Hand machte sich in seinem Schoß zu schaffen.
Ich vermied es, ihn anzusehen, und versuchte die Aufmerksamkeit des Barkeepers auf mich zu ziehen. Der drei Zentner schwere Klotz stand neben der Frau auf der Bar und stellte sicher, dass keiner der Anwesenden auf die Idee kam, sie umsonst zu begrabschen.
Als er mich schließlich bemerkte, hob er einen Finger. Ich nutzte die Gelegenheit, mir den Club genauer anzusehen. Mehrere Kerle hockten vor der Bühne und beobachteten, wie sich die Stripperin im silbernen Tanga an der Stange rieb. Im ganzen Raum verteilt führten Mädchen vor Männern, deren Gesichter im Schatten lagen, private Tanzeinlagen vor. Außer der Eingangstür konnte ich nur noch einen anderen Ausgang entdecken, der in einen Gang zu führen schien – wahrscheinlich zu den »Bluträumen«. Diese ähnelten den VIP-Lounges in den Stripclubs der Sterblichen. Allerdings wurde hier während der Privataufführungen Blut statt Champagner serviert. Das war für eine solche Art von Etablissement typisch.
Endlich kam der Barkeeper zu mir und sah mich finster an. »Was?«
Tiny musste offensichtlich dringend mal mit seinen Angestellten über ihre Service-Orientierung sprechen.
Ich lächelte den Kotzbrocken süßlich an. »Ich suche Tiny Malone.«
Er wies mit dem Kopf in eine dunkle Ecke des Clubs. »Da drüben.«
Ich kniff die Augen zusammen, um durch den Nebel aus Zigarettenrauch und Pheromonen etwas zu erkennen. Tatsächlich saß dort ein übergewichtiger Vampir, umgeben von Stripperinnen, und paffte an einer Zigarre. »Das ist Tiny?«
Der Barkeeper warf mir einen verächtlichen Blick zu. »Das nennt sich Ironie. Kannst ja mal im Wörterbuch nachschlagen.« Damit drehte er sich weg, um einen Mann anzubrüllen, der nach dem Mädchen grapschte, das noch immer auf der
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