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Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2

Titel: Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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fliegen in die dunkle Höhle.
    Rubinrote Augen funkeln hinter schwarzen Schuppen. Erstarrt. Ein Mund öffnet sich. Gibt den Blick frei auf blutiges Eisen. Zähne. Die Skelettuhr tickt. Tick. Tick.
    Wind peitscht um mich wie der Schwanz der Schlange. Schuppen kratzen über meine Haut. Eine gespaltene Zunge leckt die Tränen fort. Nein. NEIN. NEIN!
    Eiserne Eckzähne blitzen auf, bohren sich tief hinein, saugen. Zuerst Blut, dann Fleisch. Ewig abwärts.
    Fester Grund weicht großer Leere. Leise tropft Wasser. Feuchtkalte Angst. Überall Dunkelheit. Schatten über Schatten. Seelen flüstern aus dem Jenseits: »Wir werden gehorchen.«
    Aus dem Scheideweg lösen sich die Mitternachtshunde. Lodernde Augen locken, bedeuten mir, ihnen zu folgen.
    Tiefer hinein in die Höhle. Immer tiefer. Blut tropft von Stalaktiten in ein Becken. Düsteres Flüstern. Unheimliches Lachen. Ein schwarzer Schwan gleitet über die funkelnde Oberfläche. Gesichter spiegeln sich darin. Gesichter, die ich kannte. Gesichter, die ich liebte. Gesichter, die ich tötete.
    Sie steigt aus dem Wasser auf. Trockene weiße Gewänder flattern in einer unmerklichen Brise. Sie leuchtet von innen heraus. Unberührbar. Unwirklich.

    Ich sinke auf die Knie. Vergib mir.
    Jetzt schluchze ich. Es tut mir so leid. Ich küsse den Saum ihres Kleides.
    Der Kuss des Schmetterlings auf meiner Haut. Und fort ist sie, fort.
    Schon wieder.
    Die Skelettuhr tickt noch immer. Tickt und tickt. Es ist Zeit zu gehen.
    Ein Mann taucht auf. Sein Gesicht liegt im Schatten. Unbekannt und doch vertraut. Tot und doch am Leben. Er nimmt meine Hand. Zusammen steigen wir in die Lüfte.
    Ich bin der Lufthauch auf meinem Gesicht. Ich bin der Schwanz der Schlange. Ich bin das Ende und der Anfang.
    Ich bin die Nacht.
    Ich bin die Nacht.
    Ich bin die Nacht.

9

    Im Zimmer herrschte Schweigen, als ich zu Ende gesprochen hatte. Zu meiner Erleichterung hatte Damara Giguhl auf eine Tour über das Anwesen mitgenommen, damit wir anderen ungestört miteinander reden konnten. Es war schwer genug für mich, Maisie und Rhea von meinen gruseligen Visionen zu erzählen. Schlimmer jedoch fand ich ihre ausdruckslosen Mienen, als ich ihnen alles berichtet hatte.
    Meine Erscheinungen schienen ihnen nicht zu behagen.
    Maisie räusperte sich. »Bist du dir sicher, dass das alles war?«
    Ich nickte. »Ich glaube schon. Warum?«
    Rhea und meine Schwester tauschten einen bedeutungsvollen Blick aus. »Die Bilder, von denen du uns erzählt hast, bestätigen eine Vision, die Maisie vor ein paar Monaten hatte.«
    »Ist das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?«, wollte ich wissen. Persönlich tendierte ich eher zu schlecht, da die Düsterheit der Vision noch immer auf mir lag wie ein unheimlicher Schatten. Die Frauen schwiegen, als müssten sie sich erst überlegen, wie viel sie mir anvertrauen konnten. »Könnte eine von euch mir bitte endlich sagen, was diese Bilder bedeuten?«

    Rhea lächelte. »Sabina, was weißt du über das Praescarium Lilitu?«
    »Das Buch der Prophezeiungen?« Ich verschränkte die Arme. »Adam hat mir in Kalifornien erzählt, ihr glaubt, einige der Prophezeiungen, die Lilith in diesem Buch festgehalten hat, würden eines Tages wahr werden – was auch immer das bedeutet.«
    »Er hat Recht. Es wird so kommen, wie es geschrieben steht«, erwiderte Maisie. »Und deine Vision hat das gerade bestätigt.«
    »Augenblick mal.« Ich hob die Hand. »Woher willst du das wissen? Adam hat doch gesagt, die Nod-Kaste besäße die vermutlich einzige Kopie des Praescarium Lilitu.«
    Die Nod-Kaste war ein sagenumwobener Geheimbund der Schattengeschlechter. Soweit ich das beurteilen konnte, schien niemand so recht zu wissen, was genau sie trieb. Man wusste nur, dass sie das Buch beschützten. Ihr Name wurde allerdings bereits seit Jahrhunderten dazu benutzt, Kindern Angst und Schrecken einzujagen – sozusagen die Schattengeschlechter-Version des Schwarzen Mannes.
    »Stimmt, wir haben keinen Zugang zum heiligen Text, aber über die Jahrhunderte kamen uns immer wieder Teile der Prophezeiungen zu Ohren. Und Maisies Visionen während der letzten Monate bestärken, was wir bereits von den Vorhersagen wissen.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?« Dieses Gerede über Geheimbünde und Prophezeiungen machten mich ausgesprochen nervös.
    »Was du uns gerade erzählt hast, zeigt uns, dass du eine chthonische Magierin bist.«

    Rhea sah mich erwartungsvoll an, als hätte sie soeben etwas Ungeheuerliches enthüllt. Ich

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