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Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2

Titel: Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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paar hinterhältigen Zaubertricks einheizen zu können. Und wenn es nötig war, dazu dieses verrückte Visionszeugs mitzumachen, wollte ich das gern auf mich nehmen.
    Es herrschte eine eigentümlich feierliche Stimmung, weshalb es mich überraschte, als Rhea plötzlich eine knallrote Thermosflasche aus ihrem Rucksack zog, den sie dann neben sich auf den Boden stellte. Ohne großes Gerede goss sie den Tee in eine kleine Plastiktasse. »Wohl bekomm’s!«
    Ich roch erst einmal vorsichtig daran. »Das stinkt ja widerlich.«
    Rhea nickte. »Ich weiß. Trink es einfach.« Sie legte eine Hand unter die Tasse, um sie an meine Lippen zu führen.
    Was konnte ich anderes tun? Ich brachte es lieber schnell hinter mich. Der erste Schluck ließ mich beinahe alles wieder ausspucken. Als sie den Tee zum ersten Mal erwähnt hatte, war ich davon ausgegangen, es wäre so etwas wie Earl Grey oder eine Zitronen-Ingwer-Mischung. Stattdessen war es eine ölig bittere Brühe, die irgendwie hinterhältig schmeckte.
    »Was zum Teufel ist das?«
    »Ayahuaca.«
    »Aja… Was?«
    Sie wiederholte den Namen langsam. »Übersetzt bedeutet das ›Seelenranke‹. Man findet diese Liane nur im Amazonasgebiet. Schamanen benutzen sie, um Visionen
hervorzurufen und das zweite Gesicht zu wecken. Dieser Tee hat auch noch andere Zutaten, aber wenn ich dir die verrate, müsste ich dich töten«, scherzte sie ein wenig lahm.
    Ich fragte mich, ob mich der Tee nicht vielleicht ohnehin umbringen würde, ehe ich die anderen Zutaten erfuhr.
    »Jetzt aber los«, sagte sie. »Runter damit.«
    »Sie machen wohl Witze. Ich werde alles wieder auskotzen.«
    Sie murmelte etwas, das so klang wie »Wenn du wüsstest …« Laut sagte sie: »Hör auf, so wehleidig zu sein. Je schneller man trinkt, desto weniger bemerkt man den Geschmack.«
    Ich warf ihr einen skeptischen Blick zu. Dann zuckte ich mit den Achseln und trank den Rest des widerwärtigen Gebräus in einem Zug aus. Keuchend schleuderte ich den Becher von mir und starrte Rhea wütend an.
    »Siehst du? So schlimm war das doch gar …«
    Sie redete weiter, doch ich vermochte ihr nicht mehr zuzuhören, da ich mich bereits zusammenkrümmte. Die erste Welle einer heftigen Übelkeit hatte mich erfasst.
    Eine halbe Stunde der Qualen war seitdem vergangen, und jetzt schien sich die Lage allmählich etwas zu beruhigen. Bisher hatte mich selbst ein leichter Windhauch wieder grün um die Nase werden lassen, doch jetzt konnte ich sogar die Augen aufmachen, ohne mich nach der süßen Erlösung des Todes zu sehnen.
    »Geht es besser?«, fragte Rhea und beugte sich mitfühlend über mich.
    Da ich mir noch nicht zutraute, zu sprechen, nickte ich nur und blickte dabei zu den schattigen Ästen und Blättern
hinauf. Ein kühler Wind wehte über die Lichtung. Das Laub tanzte wie Herbstkonfetti.
    »Seltsam«, sagte ich.
    Während die Blätter so durch die Luft wirbelten, hinterließen sie bunte Lichtstreifen am Himmel und zwischen den Bäumen.
    »Was ist seltsam?«
    »Diese Blätter.« Ich wollte die Hand heben, um ihr zu zeigen, was ich meinte, aber es gelang mir nicht. Meine Hand sank wieder schwer herab.
    »Was ist mit den Blättern?«
    »Hübsch.« Mein Körper fühlte sich auf einmal unendlich schwer an, als hätte ich in der Erde Wurzeln geschlagen. Die Ley-Linie surrte in meinen Ohren und schien mich leise zu rufen.
    Rhea klopfte mir beruhigend auf die Schulter. »Entspann dich und lass die Bilder kommen.«
    Ich nahm ihre Worte kaum mehr wahr. Meine Gedanken schossen kreuz und quer durcheinander und rollten dann wie kleine Quecksilberkugeln durch meinen Kopf. Blätter wirbelten um mich herum und hinterließen neonfarbene Spuren. Sie verliefen in hypnotisierenden Wellenlinien, gewannen an Geschwindigkeit und änderten immer wieder die Richtung. Hier und da schossen sie wie Pfeile an bunten Bändern auf mich zu.
    Orange und Lila verwandelten sich in Blau und Rot. Die Bänder umschlangen einander und bildeten eine Doppelhelix: Meine DNS leuchtete am Nachthimmel auf.
     
    Das Bild steigt über mir auf. Immer höher und höher und höher.
    Flatternd trennen sie sich die Bänder. Blauhäher und
Roter Kardinal segeln empor. Honigsüßer Gesang. Ohne Worte, dennoch verstehe ich.
    Gelächter.
    Sie singen auf einem Ast. Mein Lied. Das Lied meiner Schwester. Bewegung, Verwandlung. Eine Schlange zeigt sich, gleitet auf die beiden zu. Ich muss sie warnen. Fort mit euch. Fliegt! Die Schlange reißt ihr Maul auf und wartet. Blau und Rot

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