Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
einen deutlichen Hinweis darauf, dass du die neue Lilith bist.«
Auf diese Bombe wusste ich keine Antwort. Ich war völlig sprachlos. Nicht etwa, weil ich mich geehrt oder überwältigt gefühlt hätte, sondern weil mir die Vorstellung, die neue Lilith zu sein, einfach vollkommen absurd erschien.
Maisie beobachtete mich aufmerksam, während ich versuchte, meine Fassung wiederzugewinnen. Rhea hingegen verstand mein Schweigen als Ehrfurcht. »Ich weiß, das ist jetzt alles sehr viel auf einmal, aber angesichts des drohenden Kriegs dürfen wir keine Zeit verlieren. Wir müssen sofort mit deiner Ausbildung beginnen, damit du auf alles vorbereitet bist.«
Ich hob beide Hände und schüttelte den Kopf, um dem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. »Jetzt aber mal langsam. Worauf bitte soll ich vorbereitet sein?«
»Hast du denn nicht zugehört?«, fragte Rhea. »Dein Schicksal ist es, die Schattengeschlechter wieder zu vereinen. Um das zu vollbringen, musst du lernen, wie du deine Magie am wirkungsvollsten einsetzt.«
»Und was genau versteht ihr unter der Wiedervereinigung der Schattengeschlechter, wenn ich fragen darf?«
»Du wirst Jahrhunderte der Feindschaft zwischen den Geschlechtern überwinden, uns friedvoll zusammenführen und in eine freie Zukunft geleiten.«
Ich stieß ein heiseres Lachen aus. »Dann fange ich besser gleich mal damit an.«
»Sarkasmus ist die Krücke der Schwachen«, tadelte Rhea. »So etwas brauchst du nicht.«
Ich verschränkte die Arme. »Wie wäre es dann damit: Ihr habt beide einen an der Waffel. Ich bin nicht der Typ für eine Anführerin.«
»Noch nicht. Aber du wirst es werden«, entgegnete Rhea bestimmt.
»Hören Sie, Lady. Ich habe inzwischen ja verstanden, dass Sie diesen ganzen Eso-Mist glauben.« Mit einer ausladenden Geste zeigte ich auf das Bild und meinte damit auch die Prophezeiung, die Visionssuche und alles, was die beiden mir bisher erzählt hatten. Die zwei sahen mich an. »Aber ich bin Realistin. Ich glaube nicht an Schicksal. Ich glaube an keine Prophezeiung. Und ich glaube garantiert nicht an den Unfug, dass ich irgendeine Auserwählte sein soll.«
»Warum nicht?«, wollte Maisie wissen.
»Weil ich an einen freien Willen glaube. Daran, die
Wahl zu haben. Und ich treffe die Entscheidung, nicht die Auserwählte zu sein.«
»So funktioniert das aber nicht, Sabina«, erwiderte Rhea. »Das Universum hat einen Plan für dich. Du kannst dich von der Wahrheit abschotten, indem du an die Illusion eines freien Willen glaubst, aber irgendwann werden dich deine Entscheidungen genau dorthin bringen, wo dich das Universum haben will.«
Da es offensichtlich war, dass wir in puncto Schicksal und Universum keinen gemeinsamen Nenner finden würden, entschied ich mich für eine andere Taktik. »Und was ist, wenn ihr euch täuscht?«
Maisie und Rhea sahen mich erstaunt an. »Was meinst du damit?«
Ich zeigte auf das Bild und blickte dann meine Schwester an. »Du hast selbst zugegeben, dass du die Symbole in deinen Visionen erst deuten musst. Das heißt, du könntest sie auch falsch deuten. Also noch einmal: Was ist, wenn ihr euch täuscht?«
»Es gibt immer ein gewisses Restrisiko«, erwiderte Maisie. »Aber in diesem Fall sind die Hinweise sehr eindeutig. Ich glaube nicht, dass ich mich täusche. Was ich bisher erwähnt habe, ist ja nicht alles. Du hast nicht nur einmal, sondern zweimal die Pfählung mit Apfelholz überlebt. Das ist ziemlich außergewöhnlich, wenn man bedenkt, dass kein anderer Vampir jemals einen solchen Angriff überstanden hat. Übrigens würde das auch kein Magier ohne sofortigen Heilzauber überleben. Was die Frage aufwirft, warum du immun bist. Man könnte doch annehmen, es liegt daran, dass du für ein Ziel bestimmt bist, für das übernatürliche Kräfte vonnöten sind.«
Ich rollte mit den Augen. »Oder man könnte annehmen,
dass mir die Mischung meines Blutes diese Immunität verleiht. Bist du jemals gepfählt worden?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Okay. Woher weißt du dann, dass du nicht auch immun bist?«
»Wenn es dir recht ist, würde ich das lieber nicht ausprobieren.«
Ich lächelte schmal. »Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet. Was ist, wenn ihr euch täuscht?«
Maisie verschränkte die Arme. »Wenn wir uns täuschen, wird uns das Universum ein anderes Zeichen geben, um den richtigen Weg zu finden.«
»Oh, das ist ja praktisch! Hört zu – es tut mir leid, wenn ich euch damit beleidige, aber was ihr Beweise nennt, nenne ich
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