Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
Ich hatte unserer Großmutter versprochen, nicht nach dir zu suchen, bis sie gestorben war. Sie war diejenige gewesen, die nach unserer Geburt mit den Dominae zu der Übereinkunft gekommen war, uns von der
Existenz der anderen nichts zu erzählen. Es ergab also Sinn, denn ein Jahr zuvor war sie verstorben, noch ehe die ersten Magier verschwanden. Der Rat trat in der Hoffnung an mich heran, ich wäre vielleicht in der Lage, die Verschwundenen ausfindig zu machen.« Sie zeigte auf das Bild. »Als ich diese Vision hatte, wusste ich, dass es an der Zeit war, dich zu finden. Und dass du irgendwie einen wesentlichen Beitrag dazu leisten würdest, die Verschwundenen ausfindig zu machen. Also bat ich Adam, nach Kalifornien zu fahren.«
Erneut betrachtete ich die Frau auf dem Gemälde. Obwohl das Gesicht nicht klar zu erkennen war, musste ich doch zugeben, dass ihr rot-schwarzes Haar einen eindeutigen Hinweis auf ihre Identität gab. Oder vielleicht doch nicht? »Aber woher wusstest du, dass ich das sein soll? Du hättest es doch genauso selbst sein können.«
Maisie schüttelte den Kopf. »Schau es dir genau an. Sie hat den achtzackigen Stern auf der rechten Schulter.«
Ich beugte mich vor und kniff die Augen zusammen. Tatsächlich – da war ein winziger Stern an derselben Stelle, an der ich ihn auch trug. »Moment mal. Ich habe die Fee getroffen, die bei unserer Geburt als Hebamme dabei war. Sie meinte, du hättest dasselbe Mal.«
»Das habe ich auch.« Maisie wandte mir ihre linke Schulter zu und zog den Stoff ihres T-Shirts herunter. »Aber mein Stern ist auf der anderen Seite.«
»Seltsam.« Mein Muttermal auf Maisies Schulter zu sehen, brachte mich für einen Moment aus dem Gleichgewicht. Viele Jahre lang hatte ich dieses Mal versteckt, da meine Großmutter glaubte, es sei das Zeichen meiner beschämenden Herkunft. Und nun stand auf einmal jemand
vor mir, der dasselbe Zeichen trug, aber keinerlei Scham darüber empfand.
»Glaubst du, es bedeutet etwas, dass unsere Muttermale spiegelverkehrt sind?«, fragte ich.
Maisie lächelte. »Ich bin ein Orakel, Sabina. Ich glaube, dass alles, was irgendwie mit Symbolen zu tun hat, eine Bedeutung besitzt. Allerdings ich habe keine Ahnung, was es heißen könnte. Ich bin mir aber sicher, wir werden es irgendwann erfahren. Aber selbst wenn das Muttermal kein Hinweis gewesen wäre, so gab es noch andere. Die Tatsache, dass in meiner Vision eindeutig Nacht war, kann als Fingerzeig darauf gesehen werden, dass du als Vampirin lebst und nur nachts aktiv bist. Außerdem deute ich nicht nur die Zeichen. Ich muss auch meinen Instinkten folgen. Und die haben mir in diesem Fall eindeutig gesagt, dass du das bist. Ich habe es mit jeder Faser meines Wesens gespürt.«
Im Grunde verstand ich dieses ganze Gerede über Symbole, Prophezeiung und Gefühle nicht, aber ich nickte trotzdem zustimmend. »Dann hat dir diese Vision also zu verstehen gegeben, dass du mich finden musst, um dir bei der Suche nach den Magiern zu helfen. Aber es ging doch noch um mehr – nicht wahr?«
»Ja. Der Zeitpunkt der Vision hat mich darauf hingewiesen, dass du etwas mit der Auffindung der Magier zu tun haben könntest. Aber das eigentliche Bild, deine Erscheinung, hat mir gesagt, dass du eine wesentlich größere Rolle spielen wirst. Die goldene Lotosblüte ist eines von Liliths wichtigsten Symbolen. Und die Szene selbst stellt die Flucht Liliths aus dem Garten Eden dar, nachdem Adam sie verschmäht hatte.«
Die Erwähnung Liliths machte mir klar, warum mir
das Bild so bekannt vorgekommen war. Jeder Vampir kennt die Schattengeschlechter-Version der biblischen Schöpfungsgeschichte. Lilith war die erste Frau im Garten Eden, ebenso wie Adam aus Lehm geformt. Die beiden sollten gleichberechtigt sein, doch als sie von Adam verlangte, während des Geschlechtsakts unter ihr zu liegen, weigerte er sich. Bald hatte sie von seiner Sturheit genug und rief den verbotenen Namen Gottes aus, um so letztendlich aus dem Paradies zu entkommen.
»Ich kann mich an die Geschichte erinnern«, sagte ich. »Aber ich verstehe trotzdem nicht, was das mit mir zu tun haben soll.«
Nun trat Rhea über die Schwelle ins Zimmer. »Weißt du noch, was wir über die Auserwählte gesagt haben, die uns Schattengeschlechter wieder vereinigen wird? Die uns bekannte Prophezeiung sagt Liliths Rückkehr voraus. Vielleicht denkst du, ich sei wahnsinnig, aber ich halte eine Vision, in der du Liliths Loslösung vom Garten Eden nachvollziehst, für
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