Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
du wenigstens die Chance, zu gewinnen.«
Mir sagte ihre pragmatische Sicht zu. Ich nickte. »Was muss ich sonst noch wissen?«
»Im Kampf geht es darum, wer zuerst aufgibt. Da er der Anführer des Rudels ist, kommt für ihn die Kapitulation einem Todesurteil gleich. Denn dann verliert er seine Ehre, und die anderen töten ihn. Er wird also von Anfang an mit harten Bandagen kämpfen.«
»Das ist beruhigend zu wissen. Und was passiert, wenn ich ihn töte?«
Sie runzelte die Stirn. »Dann wird sein ganzer Besitz auf dich übertragen. Aber ich würde dir raten, das auf jeden Fall zu vermeiden – koste es, was es wolle. Es geht darum, eine Schuld zu begleichen, nicht darum, einen Mord zu begehen.«
Ich ignorierte ihre letzte Bemerkung. Ich würde tun, was nötig war, um den Kampf zu gewinnen – ganz gleich, was die Konsequenzen auch sein mochten. »Sind Waffen erlaubt?«
Rhea schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre zu einfach. Hier geht es um einen echten Nahkampf.«
Ich nickte zufrieden. Mit einem Nahkampf kam ich fast immer zurecht.
»Ich muss dich wohl nicht erst daran erinnern, dass du auf dich aufpassen solltest.«
Ich warf ihr einen gereizten Blick zu. »Es ist nicht so, als ob ich verletzt werden möchte, Rhea.«
»Ich weiß. Aber deine Schwester wäre am Boden zerstört, wenn dir etwas zustoßen sollte. Und ich auch. Wenn die Angelegenheit nicht so kompliziert wäre, hätte Maisie nie erlaubt, dass du an diesem Duell teilnimmst.«
Meine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Keine Sorge. Ich werde mich bemühen, hier heile wieder herauszukommen, damit eure Pläne für mich nicht durcheinandergeraten.«
»Ich rede nicht über die Prophezeiung, Sabina.« Rhea bedachte mich mit einem traurigen Blick. »Fällt es dir wirklich so schwer, zu glauben, dass sich jemand um dich Sorgen macht, einfach weil du ihm am Herzen liegst?«
Es fiel mir tatsächlich schwer. Aber ich hatte keine Lust, mich schon wieder zu streiten. Also holte ich tief Luft und sagte: »Gehen wir.«
11
Rhea führte mich in einen düster wirkenden Raum. In der Mitte stand ein Kampfring, über dem zwei einsame Glühbirnen hingen – die einzige Beleuchtung. Ich hatte eigentlich eine aufgeregte Menge von Werwölfen erwartet, die mein Blut sehen wollten. Doch stattdessen standen nur zwei Männer im fahlen Licht der Lampen. Die fehlenden Zeugen und die Stille, die hier herrschte, schüchterten mich allerdings deutlich mehr ein als es eine tobende Menge getan hätte.
Der rechte der beiden nickte kurz, als wir näher kamen. »Sabina Kane?«
In meine Nase stieg ein Geruch von nassem Hundefell und Apfelsaft. Seine Haare waren feucht, und seine Hände klebten von dem Zeug. Es würde wohl eine ziemlich unangenehme Überraschung für ihn werden, wenn er feststellen musste, dass die verbotene Frucht bei mir keine Wirkung zeigte.
Ich nickte in Erwiderung. »Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
»Mein Name ist Michael Romulus.« Er streckte mir die Hand entgegen. Ich musterte ihn rasch und fragte mich, ob es sich wohl um einen Trick handelte. Doch seine Augen blieben gelassen, wenn auch herausfordernd. Ich ergriff seine raue Hand und drückte gerade entschlossen
genug zu, um ihm zu bedeuten, dass mit mir nicht zu spaßen war. Ruhig sah er mich an und erwiderte den Druck gerade fest genug, um mir wiederum zu zeigen, dass er sich nicht im Geringsten um die Tatsache scheren würde, dass ich eine Frau war. Auch er würde sich nicht ohne Weiteres besiegen lassen.
Seltsamerweise deuteten weder sein ruhiges Selbstbewusstsein noch seine langgliedrige Gestalt darauf hin, dass er das Alphamännchen war. Gütige Lilith, er trug sogar eine Chinohose. Im Gegensatz zu ihm schien sein Begleiter mit den hervortretenden Oberarmmuskeln und den behaarten Händen wesentlich besser für die Rolle des Alphatiers geeignet zu sein. Aber ich wusste, dass ich nicht den Fehler machen durfte, Michael Romulus zu unterschätzen. Manchmal verbargen sich hinter einem unauffälligen Äußeren böse Überraschungen. Auch wenn ich nicht viel über Werwölfe wusste, war mir durchaus klar, dass niemand zum Alphamännchen aufstieg, der nicht genau wusste, wie man erfolgreich kämpfte.
Ich zog meine Hand zurück und wischte sie an meiner Jeans ab. »Und wer ist der da?« Ich wies mit dem Kopf auf seinen Begleiter.
»Das ist Rex. Meine rechte Hand. Er wird mein Sekundant sein.«
Ich nickte dem Hünen zu und sagte: »Und das ist Rhea Lazarus.«
Die drei begrüßten sich
Weitere Kostenlose Bücher