Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
versetzte ihm einen leichten Schlag auf den Arm. »Lieber wäre mir, du könntest mal einen Moment lang ernst bleiben. Ich weiß nämlich nicht, was ich machen soll.«
Er runzelte die Stirn. »Warum musst du überhaupt etwas machen? Du hast doch selbst gesagt, dass du an dieses ganze Schicksalsgerede nicht glaubst. Also tu einfach das, was du für richtig hältst. Falls Maisie doch Recht hat und du ein vorbestimmtes Schicksal hast, dann werden dich deine Entscheidungen schon dort hinbringen, wo du landen sollst.«
Mir klappte die Kinnlade herunter. Ich war nicht daran gewöhnt, von Giguhl so pragmatische Ratschläge zu bekommen. Und dann hatte er auch noch Recht. Ich musste momentan tatsächlich keine Entscheidung treffen. Was mich betraf, so änderte Maisies Vision nichts an meinem ursprünglichen Plan. Ich würde einfach das
Zaubertraining absolvieren und die neuen Fähigkeiten zu meinen eigenen Zwecken nutzen. »Wann bist du so weise geworden?«
Er grinste mich an. »Lady – Weisheit ist mein zweiter Vorname.«
So sehr ich mich dagegen gewehrt hatte, an diesem Werwolf-Duell teilzunehmen, so sehr freute ich mich insgeheim doch darauf. Vor allem nach Rheas und Maisies Enthüllungen am Abend zuvor brauchte ich dringend etwas, um meine innere Anspannung abzubauen. Rhea ritt ständig auf der Tatsache herum, dass ich mich endlich weniger auf meine körperliche Stärke und mehr auf meine Intuition verlassen müsse, aber ich hielt einen guten Kampf noch immer für die beste Art, Stress abzubauen.
Apropos Rhea – Maisie hatte die alte Zauberin gebeten, mich zu dem Duell zu begleiten. Meine Schwester hatte erklärt, für sie als Anführerin des Magiergeschlechts sei es weder sicher genug noch schicklich, den Schwarzlichtbezirk zu betreten.
»Was genau ist eigentlich der Schwarzlichtbezirk?«, wollte ich wissen.
»Das ist die Gegend, in der die zwielichtigeren Gestalten der New Yorker Schattengeschlechter ihren Lastern frönen. Strip-Lokale, Bordelle, das Übliche«, erklärte Rhea. »Der Schatten sitzt dort in einem Club namens Aderlass und hält die Fäden in der Hand.«
Ich hatte mich dagegen gewehrt, eine Begleiterin an die Seite gestellt zu bekommen, wurde aber überstimmt. Zum Glück hatte niemand etwas gegen Giguhl einzuwenden, den ich zur moralischen Unterstützung dabeihaben wollte.
»Du kannst ihn gerne mitnehmen«, meinte Maisie. »Aber wie willst du ihn dort hinbringen?«
»Wie meinst du das?«
»Sabina, du kannst doch nicht mit einem Dämon durch New York laufen. Und in Katzengestalt kriegst du Probleme mit dem öffentlichen Nahverkehr.«
»Stimmt«, sagte ich. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
Rhea meldete sich zu Wort. »Ich habe eine Idee.« Sie fuchtelte kurz mit den Händen in der Luft herum, und eine sackartige Tasche erschien in ihrer Hand.
Giguhl betrachtete sie misstrauisch. »Ihr nehmt doch wohl nicht an, dass ich in dieses Ding steige!«
Ich warf ihm einen strengen Blick zu. »Stell dich nicht an. Du musst nur so lange drinbleiben, bis wir im Club sind. Dann kannst du bestimmt wieder deine normale Gestalt annehmen.«
Ich warf Rhea einen fragenden Blick zu. Sie nickte.
»Ich weiß nicht, Rotschopf. Das ist peinlich«, erklärte er.
»Hör zu, wir haben jetzt keine Zeit, lange zu streiten. Entweder kommst du in der Tasche mit oder du bleibst hier.«
Der Dämon verschränkte die Arme und wirkte wie ein schmollendes Kind, während er mich wütend anfunkelte. »Also gut – weil du es bist.«
Es war ziemlich kompliziert, den Aderlass zu erreichen. Nachdem wir in einem Taxi nach Hell’s Kitchen gefahren waren, führte uns Rhea zu einem kleinen chinesischen Lokal, das nur ein Loch in der Wand zu sein schien. Es war so klein, dass man fast glauben konnte, es mit einem begehbaren Eisschrank zu tun zu haben. Wir
betraten den Kühlraum und eilten an Regalen vorbei, auf denen jede Menge Fleisch lag. Nachdem Rhea die Vordertür geschlossen hatte, eilte sie nach hinten und zog an einem Fleischhaken. Das Geräusch des Metalls, das über den Beton kratzte, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Eine Wand schob sich beiseite, dahinter wurde eine Treppe sichtbar. Am Fußende der Treppe brachte uns ein kurzer Gang zu einer weiteren Tür, an der ein Schild mit dem Hinweis »Privat« befestigt war.
»Hier ist es. Jetzt kann sich Giguhl wieder in seine normale Gestalt verwandeln.«
Vorsichtig stellte ich die Tasche neben der Tür ab und machte den Reißverschluss auf. »Okay,
Weitere Kostenlose Bücher