Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
Im Gegensatz zu Romulus würde mich zwar niemand töten, wenn ich aufgab, aber ich würde auf immer und ewig das Wissen mit mir herumtragen, es nicht geschafft zu haben.
Also erhob ich mich mühsam und stolperte mit müden Gliedern auf ihn zu. Er seufzte und ging in Verteidigungshaltung, indem er den unverletzten Arm hob und die Hand zur Faust ballte. Wie zwei Boxer am Ende einer besonders brutalen Runde stürzten wir aufeinander zu und hielten uns stur aneinander fest, während wir versuchten, dem anderen die Rippen zu brechen. Romulus brach zuerst zusammen und riss mich mit sich.
Trotz unserer Erschöpfung hörten wir nicht auf, zuzuschlagen. Mein Kopf fiel auf seine Schulter, während meine Hände immer weiter auf ihn einhieben. Ich musste meine ganze Kraft zusammennehmen, um überhaupt den Mund aufzubekommen. Meine Eckzähne bohrten sich in seine Haut und gruben sich in seine Halsschlagader.
Sein Körper wurde steif und gab dann nach. Ich versuchte sein Blut zu trinken, um wieder etwas Kraft zu tanken, doch auch diese Wunde begann zu rauchen und seltsam zu blubbern. Die wenigen Tropfen, die ich abbekam, schmeckten wie Säure. Mit letzter Anstrengung stieß mich Romulus von sich. Wir stürzten beide zu Boden und blieben liegen.
Das Luftholen war schmerzhaft und unangenehm. Mein Gesicht fühlte sich an, als hätte es jemand mit einem Hammer bearbeitet. Allein der Gedanke, mich bewegen zu müssen, ließ meine Muskeln empört protestieren. Romulus’ mühsames Keuchen drang an mein Ohr. Ihm ging es offensichtlich auch nicht besser.
Ich schluckte. »Gibst du auf?«, fragte ich mit schleppender Stimme.
»Niemals.«
Von beiden Seiten näherten sich uns Schritte. Schatten legten sich über uns.
Die Welt drehte sich, als Hände nach mir fassten und mich hochzogen. Stöhnend protestierte ich, aber Rhea ließ nicht los. Durch meine zugeschwollenen Augen warf ich einen Blick zur Seite und stellte fest, dass Romulus von Rex ebenso hochgezerrt wurde.
»Alles in Ordnung, Boss?«, fragte Rex besorgt. Offensichtlich war Romulus’ rechte Hand nicht gerade die hellste Birne im Karton.
»Ich denke, es ist recht eindeutig, dass sie nicht weitermachen können«, stellte Rhea fest.
»Aber keiner der beiden hat gewonnen«, widersprach Rex.
»Dann steht es unentschieden.«
»Kommt überhaupt nicht infrage, Magierin. Sie müssen
sich nur eine Weile ausruhen, dann können wir weitermachen.«
»Sie machen wohl Witze«, sagte Rhea. »Schauen Sie sich die beiden doch mal an. Da ist nichts mehr zu holen.«
»Und was zum Henker soll ich dem Rudel sagen?«, wollte Rex wissen.
Eine neue Stimme mischte sich in die Diskussion ein. »Du sagst ihnen, der Schatten hat den Kampf beendet. Wenn jemand damit ein Problem hat, kannst du ihn gerne zu mir schicken.«
Ich drehte den Kopf in Richtung des Neuankömmlings. Noch war ich nicht in der Lage, mehr als einen verschwommenen Umriss auszumachen. Aber ich kannte diese Stimme. Ehe ich das Bewusstsein verlor, gelang es mir, einen Namen zu auszusprechen, den ich seit dreißig Jahren nicht mehr ausgesprochen hatte:»Slade?«
12
Rheas Gesicht schwebte über dem meinen, als ich mühsam die Augen öffnete. Mein Brustkorb schmerzte so heftig, als hätte ihn jemand mit einer Brechstange bearbeitet. Alles tat mir derart weh, dass ich nur flach und langsam atmen konnte. Mein Gesicht fühlte sich an wie eine einzige große Wunde. Ich bewegte meinen Kiefer, um zu fragen, wo ich eigentlich war, zuckte aber zusammen, als ein scharfer Schmerz meinen Schädel durchschoss.
Die Magierin half mir, mich aufzurichten. »Trink erst mal das hier.«
Ich erwartete, eine Art Zaubertrank zu bekommen. Etwas, das den Heilungsprozess beschleunigen würde und mich wieder aufleben ließ. Stattdessen stieg mir der metallische Geruch von Blut in die Nase, und der üppige Geschmack hüllte meine Zunge ein. Gierig trank ich. Diesmal machten mir der chemische Nachgeschmack und die Kälte des Präparats nichts mehr aus.
»Mehr«, flüsterte ich heiser. Mein Körper war nach dem Kampf völlig hinüber, ich brauchte deutlich mehr als nur einen Becher Blut, um die Verletzungen wieder in den Griff zu bekommen.
Rhea stellte den Becher ab und sah mir in die Augen. »Das ist alles, was du für den Moment bekommst.«
So gut es ging, kniff ich meine verschwollenen Augen zusammen. »Warum?«
»Sabina, wir wissen beide, dass ich dir mehr Blut oder sogar einen Zaubertrank geben könnte, um den Schmerz in nichts weiter als eine
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