Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
höflich.
»Wir kennen uns bereits«, erklärte Romulus.
Ich sah Rhea fragend an. Vermutlich hätte es mich nicht wundern sollen, dass sie die Werwölfe kannte. Aber ich fand es trotzdem seltsam, dass sie diese Tatsache bisher nicht erwähnt hatte. Andererseits erklärte das auch,
warum sie genug über Werwölfe wusste, um mir bei der Vorbereitung auf den Kampf behilflich zu sein.
Romulus gab Rex ein Zeichen, der daraufhin ein gefaltetes Stück Papier aus der Tasche zog. »Sabina Kane – im Folgenden ›Angeklagte‹ genannt«, begann er vorzulesen, »wird der Wilderei bezichtigt, und zwar auf dem Gebiet der Einsamen Wölfe – angeführt von Michael Romulus, im Folgenden ›Kläger‹ genannt – das ausschließlich für das oben genannte Rudel und seine Partner reserviert ist. Der Angeklagten wird ebenfalls vorgeworfen, sich der Räumung von diesem Gebiet widersetzt zu haben, als sie von den Vertretern des Klägers darum gebeten wurde. Zudem …«
Ich unterbrach ihn. »Mann, wer sind Sie? Ein Anwalt oder was?«
Romulus runzelte die Stirn. »Ja, genau das ist er.«
Ich rollte mit den Augen. »Hören Sie, ich habe verstanden. Dazu brauchen wir kein juristisches Gelaber, das sowieso keiner kapiert. Ich habe gewildert – unwissentlich, wie ich vielleicht hinzufügen darf – und dabei zwei eurer Jungs verletzt, als ich mich gegen ihren Angriff verteidigt habe. Und dafür muss ich mich jetzt duellieren.«
Romulus nickte. »Unsere Sekundanten werden sich nicht einmischen, und es dürfen keine Waffen benutzt werden. Wer zuerst aufgibt, siegt. Sind Sie mit diesen Bedingungen einverstanden?«
»Ich denke, wir wissen beide, dass Aufgeben keine Option ist.«
Er senkte den Kopf, um mir zu bedeuten, dass er mir Recht gab. »Wollen wir anfangen?«
Ich drehte mich um und ging zum anderen Ende des
Rings. Rhea legte mir ihre Hände auf die Schultern. »Er wird vor nichts zurückschrecken.«
Ich beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Romulus leise auf seinen Begleiter einredete. »Meinen Sie, ich etwa?«
Rhea sah mir in die Augen. »Sei im Ring nicht allzu übermütig. Dieses Apfel-Aftershave, das er aufgelegt hat, mag dich vielleicht nicht verletzen, aber er ist stark genug, um dir den Kopf abzureißen, wenn du nicht aufpasst.«
Ich nickte. »Verstanden.«
Etwas bewegte sich hinter dem Einwegspiegel, der in die Wand eingelassen war. Es konnte sich um eine Lichtreflexion handeln, aber ich ging nicht davon aus. Jemand beobachtete uns. Der Schatten?
»Fangen wir an.« Romulus’ entschlossene Stimme hallte im dunklen Raum unnatürlich laut wider.
Rhea klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und trat an den Rand des Ringes. Auf der anderen Seite tat Romulus’ Sekundant es ihr gleich. Mein Gegner trat langsam in die Mitte der Arena. Er hob eine Hand und winkte mich mit einem Finger zu sich heran.
Ich schenkte ihm ein verächtliches Lächeln. Mein Körper vibrierte vor Aufregung. Die wunderbare Anspannung vor einem Kampf war der kurz vor einem Orgasmus nicht unähnlich. Mein Körper sehnte sich nach einem Scharmützel. Die letzten Tage hatte ich mich nicht wohl in meiner Haut gefühlt – eine Fremde in einer unbekannten, magischen Welt. Aber dieser schmutzige Boxring mit den getrockneten Blutflecken auf dem Boden und dem Geruch nach Schweiß und Gewalt in der Luft fühlte sich für mich vertraut und heimisch an.
Ich verdrängte alles außer Michael Romulus aus meinem Bewusstsein und konzentrierte mich auf seine Augen. Mein Atem ging ruhig. Ich holte tief Luft, um dann langsam wieder auszuatmen. In meinem Inneren suchte ich nach dem Zorn, nach der Empörung, die ich für solche Gelegenheiten in der hintersten Kammer meines Bewusstseins aufbewahrte. Der Zorn blühte in mir auf wie eine schwarze Rose und verströmte all die Bitterkeit, die sich in den letzten Wochen in mir aufgestaut hatte. Ich dachte an meine Großmutter und stellte mir ihr Gesicht vor, während ich Romulus betrachtete. Oh, ja, in mir hatte sich verdammt viel Wut angestaut, die dringend ein Ventil brauchte. Dieser Werwolfwelpe kam mir da gerade recht.
In meinem Blick musste sich etwas verändert haben, denn Romulus’ Augen weiteten sich und er trat eine zögerlichen Schritt vor.
Die Ränder meines Sehfelds verschwammen, als ich mich auf meine Beute stürzte. Wäre er sterblich gewesen, hätte er nicht einmal bemerkt, dass ich näher kam. Doch Romulus war ein Raubtier – wie ich. Noch ehe ich meine Eckzähne in sein Fleisch graben konnte, sprang er
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