Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
heruntergekommen war,
beinahe erreicht, als mich auf einmal von hinten mit voller Wucht ein Strahl magischer Energie traf. Ich wurde nach vorne geschleudert und stolperte über die erste Stufe. Instinktiv ließ ich die Tasche fallen und wirbelte herum, wobei ich nach der Waffe griff, die in meinem Hosenbund steckte.
Ein Dämon lehnte an einer Betonsäule neben dem Gleis. Seine Haltung war lässig, aber seine Erscheinung jagte mir einen kalten Schauder über den Rücken.
Er war etwa so groß wie Giguhl, aber weitere Ähnlichkeiten gab es nicht. Dieser Kerl hatte schwarze, ledrige Flügel, deren Spitzen mit roten Dornen gekrönt waren. Hörner traten aus seiner Stirn hervor und ragten in Spiralen über seinen gewaltigen Kopf. Um die schwarzen Hüften hatte er sich einen roten Lederkilt geschlungen. Schuppige schwarze Haut überzog den imposanten Oberkörper und die kraftvollen Arme.
Ich zielte mit der Waffe zwischen seine glühend roten Augen. »Wer bist du?«
Leise lachte er höhnisch. »Du wirst nicht lange genug leben, als dass mein Name von Bedeutung wäre.«
Ich legte den Kopf schief und sah ihn herausfordernd an. »Tu mir den Gefallen.«
»Ich bin Eurynome.«
Er hob eine schwarze Klaue, und ein Energieblitz riss mir die Waffe aus der Hand und schleuderte sie in seine Richtung. Eurynome fing sie auf und zerdrückte das Metall, ohne mit der Wimper zu zucken. Mein Magen verkrampfte sich. Mit Vampiren oder Magiern konnte ich es aufnehmen. Aber es war mehr oder weniger unmöglich, einen Dämon auszulöschen. Zudem wusste ich mittlerweile genug über Dämonenbeschwörung, um
mir darüber im Klaren zu sein, dass ich ihn ohne einen Kreis aus Salz nicht zurück nach Irkalla schicken konnte.
»He, Giguhl!«
»Was?« fauchte Giguhl hinter einem Abfalleimer, den er sich als Deckung ausgesucht hatte.
»Verwandle dich in einen Dämon! Jetzt!«
Der Abfalleimer, hinter dem Giguhl sich versteckt hatte, flog über den Bahnsteig, während eine Rauchwolke anzeigte, dass er wieder Dämonengestalt angenommen hatte.
Eurynomes rote Augen wanderten von mir zu Giguhl. Ich lächelte kalt. »Darf ich dir meinen kleinen Dämonenfreund vorstellen? Pack ihn, Giguhl!«
Giguhl knurrte und stürzte sich auf den anderen Dämon. Er hatte kaum drei Schritte gemacht, als Eurynome erneut eine Ladung dämonischer Energie abfeuerte, die Giguhl gegen eine Säule schleuderte. Er prallte gegen den Beton und fiel dann leblos zu Boden. In der Säule hatten sich Risse gebildet. Ich rannte zu ihm und kniete mich neben ihn. Stöhnend öffnete er die Augen. Seine horizontalen Pupillen waren geweitet, und er schaffte es kaum, geradeaus zu sehen, während er versuchte, wieder zu sich zu kommen. Meine übliche Selbstgefälligkeit verschwand. Auf einmal verspürte ich Angst. Wenn Giguhl nicht in der Lage war, Eurynome zu verletzen – welche Chance hatte ich dann?
Als ich versuchte, Giguhl aufzuhelfen, warf Eurynome den Kopf zurück und lachte. Das Geräusch ließ die Mauern um uns herum erzittern. »Dummes Mädchen«, höhnte er. »Hast du geglaubt, ein erbärmlicher Unheilstifter könnte den Fürsten des Todes besiegen?«
Ich warf Giguhl einen Blick zu und formte die Worte »Fürst des Todes?« mit meinen Lippen.
Zum ersten Mal, seitdem ich Giguhl kannte, sah ich echte Furcht in seinen Augen. Er nickte. »Er hat Recht, Sabina. Ich kann ihn nicht besiegen. Er ist zu stark.«
Ich biss die Zähne zusammen und holte tief Luft. Es kam gar nicht infrage, dass ich auf diese Weise meinen Abgang machte – getötet von einem Dämon in einem Kilt auf einem U-Bahngleis. »Unsinn. Wir schaffen das.«
Giguhl schüttelte den Kopf. »Nein, das werden wir nicht, Sabina.«
»Hör auf deinen Lakai, Auserwählte, und nimm dein Schicksal an.«
»Den Teufel werde ich!«
Ich kniff die Augen zusammen und ging in die Hocke, bereit, unser Leben bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. Das vertraute Gefühl von Adrenalin, das durch meine Adern rauschte, breitete sich in mir aus. Vielleicht würde ich heute Nacht sterben, aber zumindest würde ich den Tod finden, während ich etwas tat, das ich genoss. Noch ehe ich zwei Schritte nach vorne tun konnte, schleuderte mir Eurynome einen Energieball entgegen. Mein Gehirn erlitt einen Kurzschluss. Alle Nervenenden standen in Flammen. Ich brach zusammen und blieb auf dem Boden liegen.
»Sabina, nein!«
Giguhls Stimme drang aus weiter Ferne an mein Ohr, fast so, als würde er in eine Dose sprechen, die an einer Schnur
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