Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
ich keine andere Einkommensquelle. Die Vorstellung, mir ein gewisses finanzielles Polster durch einen Nebenjob anzulegen, sagte mir zu. Für Slade zu arbeiten jedoch nicht. Außerdem missfiel mir die Idee, meine Brötchen wieder als Henker zu verdienen. An dem Plan, nach New York zu ziehen, hatte mir vor allem die Tatsache gefallen, dass ich hier neu anfangen könnte. Wenn ich auf Slades Angebot einging, wäre ich wieder genau da, wo ich dreißig Jahre zuvor begonnen hatte.
»Hör zu, Slade. Ich verstehe, dass eine Partnerschaft für uns beide gewisse Vorteile hätte. Trotzdem muss ich Nein sagen.«
Er kniff die Augen zusammen. »Nein zur Arbeit oder Nein zu einer Freundschaft mit mir?«
Ich starrte auf den Tresen und überlegte. Es war keine gute Idee, Slade zum Feind zu haben. Ich musste also vorsichtig sein. »Was die Arbeit betrifft, geht es mir momentan eigentlich ganz gut. Das kann sich natürlich jederzeit ändern, aber im Augenblick brauche ich keine Extrajobs. Und in puncto Freundschaft – na ja, ich versuche mal, dich nicht jedes Mal zu verprügeln, wenn ich dich sehe.«
Slade lachte. »Na gut. In der Not frisst der Teufel Fliegen.«
Ich zuckte mit den Achseln und trank einen Schluck. Ein schmales Lächeln zeigte sich auf meinen Lippen. Auch wenn ich nicht bereit war, Slade zu meinem besten Kumpel zu machen, war es schon ganz nett, zur Abwechslung mal wieder mit einem Vampir abzuhängen. Vor allem mit einem, der es mit den Dominae genauso hielt wie ich.
»Dann geht es wohl zu weit, auf diese gewissen Vorteile zu hoffen, die du vorhin erwähnt hast?« Seine Miene war ernst, doch das teuflische Blitzen in seinen Augen zeigte mir, dass er versuchte mich zu provozieren.
»Korrekt. Aber ich bin mir sicher, eine deiner Nymphen hätte nichts dagegen, dir in dieser Hinsicht auszuhelfen.«
Slade stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tresen ab. Seine Haltung wirkte entspannt, als ob er unser Geplauder genauso genießen würde, wie ich es allmählich tat. »Ach, ich bevorzuge meine Bettgenossinnen etwas weniger zerbrechlich. Aber das weißt du ja bereits.«
Einen Moment lang tauchte vor meinem inneren Auge das Bild von Slade auf, der mich leidenschaftlich gegen eine Wand drückte. Ich blinzelte, und das Bild verschwand. Keine gute Idee, solchen Gedanken nachzuhängen.
»Ich weiß nicht«, sagte ich. »Meiner Erfahrung nach sind Nymphen wesentlich robuster, als sie aussehen.« Ich dachte an Vinca. Noch ein Gedanke, dem ich besser nicht nachhängen wollte. Aber immer noch besser als Sex mit Slade.
In diesem Moment öffnete sich eine Tür hinter dem Tresen, und Giguhl stolperte mit benebeltem Blick in die Bar. Um seinen Hals hing ein blauer Satin-BH. Das dämliche
Grinsen auf seinem Gesicht verriet mir, dass wohl auch die Nymphen, mit denen er verschwunden war, nicht allzu zerbrechlich gewesen sein konnten.
»Apropos Nymphen«, sagte ich. »Ich bringe jetzt wohl besser mal meinen Dämon nach Hause. Er hat eine wilde Nacht hinter sich.«
Slade nickte. »Sabina?«
Ich hielt inne. »Ja?«
»Ich bin froh, dass du mich nicht mehr verprügeln willst.«
Diesmal zeigte ich mein Lächeln ganz offen. »Dann pass auf, dass das auch so bleibt.«
Er hob sein Glas und prostete mir zu. »Das werde ich, Madam.«
16
Unser erster Stopp nach dem Aderlass war ein Bankautomat, um Geld für die Taxifahrt nach Hause holen. Ich entdeckte einen auf der Zweiundvierzigsten Straße in der Nähe der Leuchtreklamen vom Times Square. Doch als ich meine PIN-Nummer eingab, begann die Maschine auf einmal zu piepen.
»Was ist los?«, fragte Giguhl, dessen Stimme nur dumpf aus der Tasche heraustönte und die Kakophonie des Times Square kaum zu durchdringen vermochte. Nachdem er so viel Spaß mit Tansy und Cinnamon gehabt hatte, war er derart selbstzufrieden gewesen, dass er nicht einmal protestiert hatte, als er sich für den Heimweg wieder in einen Kater zurückverwandeln sollte.
Ich schlug mit der Faust gegen den Automat. »Das Ding hat gerade meine Karte geschluckt!«
»Oh!«
Ich persönlich hätte ja eine ausdrucksstärkere Antwort gewählt. Tatsächlich schockierte ich einige Fußgänger, die gerade vorübergingen, mit einer Reihe von Flüchen, die alle an die Dominae gerichtet waren. Offensichtlich hatten sie meine Geheimkonten entdeckt. Fantastisch. Jetzt kam ich an keinen müden Dollar mehr heran.
»Und was machen wir jetzt?«
Ich drehte der Maschine den Rücken zu. »Keine Ahnung.
« Ein Tourist, der gerade vorbeikam,
Weitere Kostenlose Bücher