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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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vorliegen, oder?«
    »Nun, das haben wir auch nachgeprüft. Aber der Pass ist echt. Ausgestellt in Seattle im August 2008. Und der Mann hat ein birth certificate vorgelegt zusammen mit seiner ssn . Das haben wir recherchiert. Ich bin sicher, wenn diese Dokumente gefälscht worden wären, dann hätte man das erkannt.«
    Warum er da so sicher war, wunderte sie sich. Bei den Amis war doch alles möglich. Sie blickte auf das Leopardenfell vor dem Schreibtisch und ließ das, was Breidenbend eben gesagt hatte, noch einmal Revue passieren.
    »Die Frage ist also, wie unsere Moorleiche zu der Geburtsurkunde und der Sozialversicherungsnummer eines Toten gekommen ist.«
    »Das ist eine sehr gute Frage, Frau Wouters.«
    »Und haben Sie eine Antwort?«
    »Ja und nein. Vielleicht eher eine Vermutung …«
    »Nun …«
    »Sehen Sie, wenn die Dokumente echt waren, dann muss eine offizielle Stelle die Finger im Spiel gehabt haben, keine Zweifel.«
    »Die da wäre …?«
    »Da gibt es viele Möglichkeiten. Wir haben zum Beispiel eine ganze Menge von Geheimdiensten.« Er lachte laut und polternd und Amanda hielt den Hörer erschrocken weg vom Ohr. »FBI und CIA, NSA, INR, DIA, et cetera, et cetera … you name it  …«
    Der Fall wurde immer sonderbarer, dachte Amanda. Sie seufzte tief und voll Inbrunst. Plötzlich spürte sie, dass sie schwitzte. Unter ihren Achseln hatten sich Schweißflecken gebildet. Ein unangenehmes Gefühl.
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Detective Lieutnant Breidenbend am anderen Ende der Leitung. Offensichtlich konnte er mit Amandas Seufzer nicht viel anfangen.
    Amanda überlegte, wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie hob den Blick und sah, wie Wolf und Johnson sie anstarrten. Einen Moment lang verlor sie den Faden und sie fragte sich genervt, ob ihre Schweißflecke zu sehen waren. Daraufhin wollte sie das Gespräch nun möglichst schnell beenden. Schließlich kam ihr doch noch ein Gedanke. »Dann ist das wohl eine politische Sache, mit der wir es zu tun haben. Was denken Sie?«
    Dieses Mal dauerte es eine Weile, bis sie Breidenbends kehlige Stimme wieder vernahm. Sie schien auf einmal von weit weg zu kommen, war nur noch ein leises Flüstern. Wahrscheinlich gab es irgendwo atmosphärische Störungen zwischen den Kontinenten, vermutete sie. Vielleicht eine radioaktive Wolke.
    »Ich weiß es nicht«, hörte sie. »Aber ich bin sicher, dass wir das erfahren werden. Verstehen Sie? Am Ende wird es eine Antwort geben oder vielleicht den Teil einer Antwort … Wir werden das Rätsel schon lösen.«
    Dein Wort in Gottes Ohr, dachte sie. Sie stellte sich vor, wie der Mann auf der anderen Seite des Atlantiks in seinen Hörer brüllte und dabei doch nur ein laues Flüstern erzeugte.
    »Ich schicke Ihnen auf jeden Fall unsere Ergebnisse per E-Mail, und wenn wir noch etwas über Ihren Mann herausfinden …«
    Das war nicht ihr Mann, dachte Amanda, bevor nur noch ein tiefes Rauschen zu hören war. Zögerlich legte sie auf.

12
    Rune hoffte, es würde eine klare, helle Nacht werden. Sämtliche Vorzeichen dafür waren gut und die Luft war trocken, sodass es nach allem Ermessen höchst unwahrscheinlich war, dass Nebel aufkommen würde. Natürlich war ihm bewusst, dass im Moor besondere Bedingungen herrschten, dass man selbst bei gutem Wetter jederzeit von Regen und Nebel überrascht werden konnte. Ein plötzlicher Wetterumschwung, wenn mit einem Mal der Himmel tief hing und die Wolken von der Nordsee oder vom Atlantik her sich über dem Moor mit großer Geschwindigkeit verdichteten und im Sturm Regen abwarfen, war nie ganz auszuschließen. Da änderten sich die Verhältnisse oftmals binnen Minuten. Und wenn man schließlich kaum noch sah, wo man seine Füße hinsetzte, konnte es unheimlich werden, und schneller als man dachte, hatte man die Orientierung verloren. Da bewegte man sich vorwärts, ohne zu wissen, wo man ankam oder ob man vielleicht nur im Kreis lief. Und wie schnell passierte es, dass man einen der Tümpel übersah, man keinen Halt mehr fand und schließlich dem tödlichen Sog des Moores erlag …

    Um zwanzig nach sechs verließ Rune das Kasernen­gelände. Kurz zuvor hatte er versucht, Adolf Bichlmaier auf dessen Handy zu erreichen. Doch der hatte nicht reagiert. Zusammen mit Sandor schlüpfte er an der Stelle hinaus, an der er vor Kurzem mit Bichlmaier gestanden hatte, und tauchte ein in die gestaltlose Ebene, die sich vor ihm erstreckte. Es wehte ein leichter Wind, der sanft über die

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