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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Moorflächen mit den bräunlichen Grasbüscheln streifte. Beide folgten sie einem kaum wahrnehmbaren Weg, der sich zwischen kleinen Erhebungen, Wurzeln und Stockresten hindurchschlängelte. Als er eine Weile gegangen war, begann Rune allmählich die Stille, die um ihn herum herrschte, wahrzunehmen. Er genoss das Fehlen von Autolärm und den sonstigen Geräuschen der Stadt. Nur Sandors Hecheln, das Rauschen des Grases und das Glucksen des Wassers, das von überall herzukommen schien, waren zu hören. Eine verlorene Welt, dachte er. Und er, ein einsamer Mensch in einer unendlichen Leere.
    Nachdem er etwa eineinhalb Stunden in nördlicher Richtung durch die immer stärker einsetzende Dunkelheit geschritten war, begann sich der Bewuchs des Geländes allmählich zu ändern und statt der niedrig wachsenden Torfmoospflanzen hemmte nun hüfthohes, blassgelbes Pfeifengras seine Schritte, sodass er nur mehr langsam vorankam. Immer wieder verlor er Sandor aus den Augen und musste nach ihm rufen. Schließlich nahm er ihn an die Leine.
    Die Sonne war vor etwa 30 Minuten untergegangen, wie er aber gehofft hatte, spendete der fahle Mond genügend Licht, um gefahrlos voranzukommen. Ohnehin fühlte er sich nicht fremd hier, er war früher des Öfteren in diesem Bereich des Moores gewesen. Er hob den Kopf, blickte nach vorn, soweit er sehen konnte. Es war nicht mehr weit. Bald würde er sich nach Osten wenden müssen, in Richtung des Birkenwaldes. Es war wie früher vor vielen Jahren. Plötzlich war ihm die Vergangenheit ganz nahe. Er erinnerte sich an die Jugend, an die abenteuerlichen Spiele, mit denen er und die anderen Burschen aus dem Dorf sich die Zeit vertrieben hatten, die Schatten, die damals auf ihrer aller Leben gefallen waren.
    Als er den Wald erreicht hatte, musste er seine Taschenlampe zu Hilfe nehmen, um den Weg durch die locker stehenden Bäume zu finden. Wenig später erspähte er das erste Haus. Nur mehr die Grundmauern standen, teilweise üppig überwuchert. Hier hatte einst ein kleines Dorf gestanden, das irgendwann von seinen Bewohnern verlassen, der Natur, dem Moor zurückgegeben worden war. So wie dieses, gab es noch eine Reihe weiterer Dörfer und Meiler und verlassener Bauernhöfe, die von der Natur allmählich verschluckt wurden. Vorsichtig tastete er sich voran, die Taschenlampe hatte er, als er das alte Mauerwerk erkannt hatte, gelöscht. Beinahe wäre er gestolpert, als er an einem Stück Draht hängen blieb, das er im Licht des Mondes nicht bemerkt hatte. Sandor hatte die Ohren gespitzt und Rune sah, wie sie sich aufmerksam hin und her bewegten. Er war froh, dass er den Hund bei sich hatte. Dennoch hatte ihn beim Anblick des Geisterdorfes ein beklemmendes Gefühl befallen. Einen Moment lang hatte er den Atem angehalten, gelauscht, doch da waren nur die Naturgeräusche gewesen, die ihn die ganze Zeit über begleitet hatten.
    Er schlich an zwei weiteren Ruinen vorbei. Erst dann erkannte er das alte Pfarrhaus mit dem ehemaligen riesigen Garten, der in der Düsternis kaum vom restlichen Gelände zu unterscheiden war. Sandor knurrte verhalten und Rune legte ihm die Hand auf die Schnauze. Etwas stimmte nicht. Zuerst wusste er nicht, was es war. Dann roch er den Rauch, der sich kaum sichtbar aus dem verwitterten Schornstein des Hauses vor ihm kräuselte.
    In einem ersten Impuls wollte er weglaufen. Es konnte nicht sein, dachte er. Insgeheim hatte er gehofft, dass niemand hier sein würde. Und doch hatte er es geahnt. Seit er mit Adolf über die Vergangenheit gesprochen hatte …
    Er zog Sandor näher zu sich heran und überlegte krampfhaft, was er tun sollte. Dann passierten zwei Dinge fast gleichzeitig. Zum einen ertönte gänzlich unvermittelt ein dumpfes, gleichmäßiges Brummen, das, ohne dass er es genauer lokalisieren konnte, von irgendwoher tief unter dem Waldboden kam. Ein Grollen, das sich über sämtliche Geräusche des Waldes legte. Zum anderen öffnete sich, nur wenige Sekunden nachdem das Geräusch eingesetzt hatte, die Tür des Hauses und eine Frau trat heraus. Sie blieb stehen, blickte in seine Richtung. Trotz des diffusen Lichts sah er, dass die Frau alt war und eine Art Bademantel trug, der ihr über die Knie reichte. Ihre Füße steckten in schwarzen Gummistiefeln. Es hatte den Anschein, als würde sie ihm zuwinken. Rune hielt den Atem an. Er spürte, wie Sandor an der Leine zerrte, und versuchte, ihn zurückzuhalten. Er sollte nicht hier sein, dachte er. Dann hörte er, wie dicht hinter ihm

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