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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wenige Minuten, bis der Leichnam umgebettet war, und der Kunststoffbehälter, in dem Marlies Körper nun ruhte, auf einem Karren verladen und abtransportiert worden war.
    Die Männer, die die Staatsautorität vertraten, und der Priester reichten sich daraufhin kurz die Hände, wechselten ein paar Worte mit Amanda Wouters und verabschiedeten sich schließlich mit einem Kopfnicken. Alle drei warfen Adolf Bichlmaier fragende Blicke zu, vermieden es aber, ihn anzusprechen. Dann war der Spuk vorüber.
    Amanda trat auf Bichlmaier zu und sah an ihm vorbei, den Männern hinterher. »Scheußliche Sache«, sagte sie.
    Bichlmaier spürte plötzlich, wie er fror.
    »Es gibt Neuigkeiten«, fuhr sie fort.
    »Ja?«
    »Ein weiterer Mord. In München. Jemand, der mit Marlies in Verbindung gestanden hat …«
    Er sah sie überrascht an. »Das ist doch völlig verrückt. Was um Himmels willen hat das zu bedeuten? Sind Sie sicher …?«
    Sie seufzte. Dann erzählte sie ihm, was passiert war und was die Kollegen in München bislang über Otto Brenner in Erfahrung gebracht hatten.

    Wenig später hatte sich Bichlmaier unten im Dorf von Amanda Wouters verabschiedet und war dann zurück zu seiner Wohnung gefahren. Er war völlig durchgefroren und hatte sich, nachdem er die Schuhe und seine Jacke ausgezogen hatte, ins Bett gelegt, um wieder warm zu werden. Zuerst war ihm der Gedanke gekommen, ein kleiner Schnaps würde ihm guttun, ein Schwips, um die Kälte aus den Knochen zu vertreiben, dann hatte er jedoch das Bett vorgezogen.
    Er lag auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und dachte über das nach, was er von der Kommissarin erfahren hatte. Sein Blick ging zum Fenster, als suchte er dort nach einer Erklärung für die Ungereimtheiten des Falles, aber er sah lediglich einen kleinen Ausschnitt vom Himmel, ein dunkles Grau, in das sich bedrohlich schwarze Schlieren mischten, die sich unruhig hin und her bewegten. Eine leise Melancholie erfasste ihn. Wieder spürte er seine Einsamkeit. Dann schloss er die Augen und stellte sich vor, wie es wäre, in einem Sarg zu liegen und sich der Ewigkeit entgegenzuträumen.
    Als die Wärme schließlich in ihn hineinkroch, wurde er schläfrig, und er spürte, wie sein Atem schwer wurde. Einige Zeit sah er das bleiche Gesicht der toten Marlies vor sich, das sich jedoch auf wundersame Weise ständig zu verändern schien. Die Konturen verwischten und neue Gesichter entstanden. Und immer waren es Gesichter von Frauen, die ihm irgendwann in seinem Leben begegnet waren.
    Als das Telefon läutete, lösten sich diese Chimären wie Nebel auf, hingen noch einen Augenblick im Raum und waren dann verschwunden. Nur eine vage Ahnung blieb, als wollten ihm die Bilder etwas mitteilen.
    Rune, dachte er, aber es war Amanda Wouters, die ihn vom Büro der Mordkommission aus anrief.
    »Können Sie kommen? Unsere Vermutungen haben sich bestätigt. Es wird Sie interessieren.« Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern legte einfach auf.

    Eine Stunde später betrat er das Kommissariat. So lange hatte er gebraucht, um herzukommen. Die Sekretärin, die ihn in Empfang nahm, machte sich nicht die Mühe, ihn zu Amanda Wouters zu führen, sondern verwies ihn auf ein Zimmer am Ende des Ganges, durch dessen geschlossene Tür Stimmen drangen. Bichlmaier fielen ihre grellrot lackierten Fingernägel auf. Sie sahen aus wie die blutigen Krallen eines Tieres. Er nickte und folgte ihrem Hinweis.
    Das Zimmer wirkte wenig gemütlich. Ein enger, geschlossener Raum. Abgestandene Luft lag über den Männern, die im Kreis zusammensaßen, und Amanda Wouters, der einzigen Frau im Raum. Die Fenster waren geschlossen und dazu hatte noch jemand vor einiger Zeit geraucht. Es war deutlich zu riechen. Kalter Rauch, der sich festgesetzt hatte. Der Gestank irritierte ihn. Amanda Wouters hatte sich hinter ihrem Schreibtisch verschanzt und lauschte dem Gespräch der anderen.
    Als er eintrat, verstummte die Unterhaltung sofort und die Blicke der Polizisten richteten sich auf ihn.
    »Das ist Kollege Bichlmaier aus Regensburg. Ihr wisst ja Bescheid …« Amanda Wouters erhob sich kurz. Sie stellte ihre Mitarbeiter der Reihe nach vor. Eine durchaus ernste Angelegenheit, wie es schien. Es wurde allseits genickt, das Du angeboten, Hände wurden geschüttelt und Varga organisierte einen Stuhl, den er in den Kreis zu den anderen schob. Bichlmaiers Blick streifte die Männer und blieb schließlich an Vargas wirren roten Haarbüscheln hängen.

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