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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Jedes Mädchen hat so eine Freundin …«
    »Aber wer könnte das sein?«
    Schweigen.
    »Vielleicht kann uns ja Marlies’ Mutter weiterhelfen. Sie müsste doch am ehesten wissen, wer die Freundin ihrer Tochter gewesen ist.«
    Bichlmaier nickte und schwieg. Er konnte sich nicht erinnern, Marlies je mit einer Freundin gesehen zu haben. Aber natürlich war der Gedanke naheliegend. Es war richtig, dem nachzugehen. Eigentlich hätte man das schon längst tun sollen. Er dachte in dem Zusammenhang unwillkürlich an den Förster, mit dem sie noch sprechen wollten. Erneut kamen ihm dabei Runes Worte in den Sinn. »Jemand hat mir von Wehrsportgruppen erzählt, die es hier in den späten 60ern und 70ern gegeben haben soll«, meinte er. »Junge Männer, die …«
    »Wehrsportgruppen?« Varga blickte ziemlich ratlos drein und kratzte sich intensiv am Kopf.
    »Na ja, Rechtsextreme, die sich auf einen Showdown mit den Russen und dem gesamten Warschauer Pakt vorbereitet haben. Fanatiker, die sich an militärischen Übungen aufgegeilt haben, an Schießübungen im Gelände, die mit Sprengstoff hantiert und Waffendepots angelegt haben … Männer des Kalten Kriegs. Im Grunde die Vorgänger der heutigen Neonazis …«
    Varga schüttelte sich. Er wirkte dabei ganz unglücklich. »Solche Typen gibt es ja noch immer. Mehr als man vielleicht denkt. Nur dass sie sich als Wehrsportgruppen bezeichnen, ist mir neu …«
    »Klingt recht harmlos. Ein bisschen nach Turnvater Jahn«, gab ihm Bichlmaier recht.
    Varga blickte ihn darauf wieder etwas betreten an. Offensichtlich hatte er auch vom Turnvater noch nichts gehört. »Und du meinst, unser Mann hat zu diesem Umfeld gehört?«, hakte er dennoch nach.
    »Vielleicht.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da, ehe Bichlmaier den Faden wieder aufgriff. »Gibt es denn keine Akten von damals?«, wollte er wissen. Er wandte sich an Amanda. »Wäre doch möglich, dass wir da was finden. Über rechte Umtriebe oder Ähnliches.«
    »Du hast recht«, sagte Amanda, die ihn unversehens duzte.
    Bichlmaier registrierte es sofort. Es hatte ihm gefallen, wie sie ihn in den Fall mit eingebunden hatte. Auch, dass sie ihn nun duzte. Sie hatte so etwas Fröhliches an sich, Unverkrampftes. Neben ihr blieb kein Platz für Depressionen. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und ertappte sich dabei, dass er kurz auf ihre Brüste starrte. Dies war ihm nicht einmal peinlich. Er stand auf und steckte die Hände in die Taschen. Wenn man wollte, dachte er selbstkritisch, waren Männer doch recht schlicht gestrickt. In dem Zusammenhang fiel ihm auf einmal etwas ein, worüber er mit Rune gesprochen hatte. »Rune hat etwas von einer verschwundenen Russin erwähnt. Das muss auch in diese Zeit fallen.«
    Wolf schaltete sich ein. Er war bislang eher schweigsam gewesen und hatte ununterbrochen in sein Notizheft gekritzelt. »Eigenartig. Hat man die Sache untersucht? Ich kann mich an solch einen Vorfall überhaupt nicht erinnern. Aber es gibt immer wieder Geschichten, dass Menschen im Moor verschwinden. Von einer vermissten Russin habe ich allerdings nie etwas gehört. Wann soll das gewesen sein?«
    »Irgendwann Anfang der 70er. Ich weiß es nicht genau.«
    Auch Fiedler und Varga winkten ab.
    »Klingt ein bisschen nach einer Räuberpistole«, meinte Amanda. »Und du denkst, da könnte ein Zusammenhang bestehen?« Sie wirkte genauso skeptisch wie die Männer. »Na ja«, meinte sie dann, »wir können das natürlich überprüfen. Mag sein, dass wir auf etwas stoßen. Vielleicht weiß ja Rune mehr darüber. Hast du eigentlich etwas von ihm gehört? Hat er sich in der Zwischenzeit gemeldet?«
    Bichlmaier schüttelte den Kopf. Er trat ans Fenster und versuchte, es einen Spalt zu öffnen. In engen, geschlossenen Räumen fühlte er sich seit jeher unwohl. Man bekam ja Platzangst hier drin, dachte er. Er spürte, wie der Wind an den Fensterflügeln rüttelte.
    »Noch nicht«, antwortete er. Ein Gefühl sagte ihm, dass es an der Zeit war, sich Sorgen um Rune zu machen.

    Der Mann, der rauchend hereintrat, kam ihm sofort bekannt vor. Ihre Wege hatten sich vor vielen Jahren schon einmal gekreuzt. Aber es war erstaunlich, dass er ihm gerade hier und unter diesen Umständen wiederbegegnete. Die Jahre hatten seine Züge, seine Statur, selbst seine Stimme verändert. Lediglich die Narbe, die durch sein Gesicht ging und es in zwei völlig asymmetrische Hälften teilte, war noch immer so furchteinflößend wie damals.
    »Pericles Johnson«,

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