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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hierhergekommen?«
    Die Stimme war mit einem Mal ganz nah. Eine heisere Stimme, als habe der Mann Probleme, die Worte zu artikulieren. In dem Moment spürte Rune in seinem Nacken den Atem. Er roch den Alkohol darin und den säuerlichen Gestank von Magensäure.
    Rune antwortete nicht.
    Wieder spürte er, wie sich sein Körper zusammenzog, als wollte er sich klein machen, um der Gefahr keine Angriffsfläche zu bieten. Ein vergeblicher Versuch.
    »Du weißt, dass ich der Hüter bin.«
    »Ich weiß nicht, wer Sie sind.«
    »Das stimmt nicht. Du lügst.«
    »Warum sollte ich Sie denn anlügen?«
    »Damit ich dich freilasse … Aber ich muss vorsichtig sein.«
    »Wer sagt das?«
    »Er … Früher war er der Hüter. Aber jetzt ist er zu alt. Jetzt bin ich der Hüter. Er hat gesagt, dass ich aufpassen muss. Wenn jemand kommt, dann … Verstehst du?«
    »Nein. Wer ist er? Von wem haben Sie den Auftrag?«
    »Das geht dich nichts an.«
    Eine Weile lang war nichts zu hören als das gepresste Atmen des Mannes. Rune spürte, wie seine Schmerzen stärker wurden. Anscheinend ließ die Wirkung des Schmerzmittels nach. Es war fürchterlich.
    »Du hast gewusst, dass wir hier sind, sie und ich. Du musst es gewusst haben. Wer hat es dir gesagt?«
    Die Stimme des Mannes war lauter geworden. Rune spürte seine Ungeduld.
    »Ich weiß nichts. Ich habe nicht gewusst, dass hier jemand lebt.«
    »Du lügst. Jemand hat es dir gesagt. Warum bist du gekommen?«
    »Die Männer im Dorf erzählen ab und zu Geschichten. Von den alten Dörfern und den Höfen im Moor. Sie sagen, dass noch immer Menschen im Moor leben. Das hat mich interessiert …«
    Der Mann hinter ihm murmelte etwas, das er nicht verstand. Es klang wie eine fremde Sprache, der er sich dabei bediente.
    »Warum leben Sie denn hier, in dieser Einöde? Sie und diese Frau. Wer ist sie überhaupt?« Er versuchte, den Kopf zu wenden. Das Sprechen strengte ihn an, aber er wollte, dass der andere weiterredete.
    »Du weißt es nicht? Haben sie es dir denn nicht gesagt?«
    »Wer denn?«
    Der Mann hinter ihm bewegte sich. Seine Stimme klang plötzlich verändert, kam von weiter weg. »Na, die Männer im Dorf.«
    »Die Männer … sind die schuld, dass Sie hier leben?«
    »Geht dich nichts an.«
    Im selben Augenblick setzte ein dumpfer, alles übertönender Lärm ein, der aus einem Kellerraum direkt unter ihm kam und nicht mehr aufhören wollte. Derselbe Ton, den er vor einer Ewigkeit etwas gedämpfter gehört hatte, als er sich an das alte Gemäuer herangeschlichen hatte. Vielleicht ein Generator, der das Haus mit Strom versorgte, dachte Rune.
    Als nach einigen Minuten ebenso unvermittelt wieder Stille einkehrte, merkte er, wie sich die Tür hinter ihm leise schloss. Er war wieder allein im Raum und konnte sich ein bisschen entspannen. Sofort begannen sich aber höllische Schmerzen in seinem Schädel auszubreiten.

    Fiedler war in der Tat ein Ass bei der Recherche am Computer, ein Hacker vor dem Herrn. Amanda hatte es schon immer gewusst. Trotz seiner gelegentlich streberhaften Allüren hatte er einige Talente, die man bei ihm auf den ersten Blick nicht vermutete.
    »Man braucht einfach Geduld«, meinte er betont bescheiden, als ihm Amanda geradezu enthusiastisch auf den Rücken klopfte.
    »Hoffmann und Magnus Berger zusammen auf einem Foto«, sagte Bichlmaier beeindruckt, der wie Amanda in seltsam gebückter Haltung auf den Computerbildschirm starrte. »Das könnte der Hebel sein, nach dem wir gesucht haben.«
    »Hoffmann … wer ist dieser Hoffmann?« Varga drängte sich ungestüm nach vorn und schaute angestrengt auf den Bildschirm, der eine eingescannte Aufnahme zeigte, auf der eine Reihe von Männern in Kampfmontur zu sehen waren, die mit wildem Blick in die Kamera starrten. Ein altes Foto, nicht sehr scharf, aber mit einem Text darunter. Die Namen der Männer. Ganz links ein Kerl mit einem mächtigen Schnauzbart, der ihn wie einen alten Skipetaren aus einem Karl-May-Roman aussehen ließ. Der Mann neben ihm war von ausgesprochen kräftiger Statur. Dies und seine buschigen Augenbrauen ließen ihn gleichfalls recht beeindruckend wirken. Daneben hatte jemand eine handschriftliche Notiz hinzugefügt. ›Karl-Heinz Hoffmann, Gründer der WSG, zusammen mit Magnus Berger und Freunden‹. Dahinter Ort und Datum: ›Schloss Ermreuth, Juno 73‹.
    Wolf, der ebenfalls herangetreten war, stieß einen Pfiff der Verwunderung aus. »Woher hast du das?«
    »Unser Fiedler findet verborgene Kanäle, die

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