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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Scholes
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spähte zwischen den Metallstäben hindurch. Sie wollte vermeiden, dass ihre Gedanken sich wieder um die Frage drehten, was sie John sagen sollte. Sie hatte die halbe Nacht wach gelegen, um sich zu überlegen, wo sie anfangen sollte, und als der Morgen graute, war sie noch genau so klug wie am Abend zuvor. Sie betrachtete einen alten, leprakranken Mann, der mit seiner Blechbüchse im Schatten hockte. Zwei junge Männer saßen auf feststehenden Fahrrädern und redeten mit einer Frau, die Bananen verkaufte. Sie trug einen bunten Kaftan mit dazu passendem Turban. Anscheinend war sie nicht aus dieser Gegend, überlegte Mara. Sie war zu stämmig gebaut, und ihre Haut war zu hell …
    Plötzlich kniff sie die Augen zusammen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ging ein Europäer in Khaki-Kleidung. Er hatte ihr den Rücken zugewandt und trug einen Hut, so dass sie seine Haare nicht sehen konnte. Und doch erkannte Mara ihn sofort. Sie erhob sich ein wenig. Jetzt konnte sie auch Johns Landrover sehen, der in der Nähe geparkt war. Ein Junge, der vermutlich den Auftrag hatte aufzupassen, saß auf der staubverkrusteten Haube. Als Mara wieder zu John blickte, hob er gerade den Arm und schaute auf seine Armbanduhr. Auch Mara blickte auf die Uhr, die über der Theke hing. Es war eine Minute vor elf. Sie nickte. Das war typisch John, auf die Minute pünktlich einzutreffen, nach einer Fahrt, die er wahrscheinlich im Morgengrauen so viele Kilometer entfernt von hier angetreten hatte.
    Einige Minuten vergingen, ehe John im Speisesaal erschien. Er kam durch den Waschraum: Im Gegensatz zu seiner zerknitterten, fleckigen Kleidung war sein Gesicht frisch gewaschen, und seine Haare waren ordentlich gekämmt. Mara stand auf und lächelte ihn an, aber John wirkte angestrengt, und Mara spürte, wie auch ihre Anspannung wuchs. Vielleicht war er ja schon früher in Kikuyu angekommen und hatte bereits ein paar Besorgungen gemacht. Dabei konnte ihm jemand von der Filmcrew in der Lodge erzählt haben. Und dass seine Frau als Schauspielerin mitgewirkt hatte. Andererseits war er aber vielleicht nach fünf Wochen Fußsafari im Busch und der langen Fahrt hierher auch nur erschöpft.
    John beugte sich zu Mara und küsste sie rasch auf die Wange. Seine trockenen Lippen berührten kaum ihre Haut. Als er sich wieder aufrichtete, roch sie den frischen Duft nach Seife, der von altem Schweiß und Kerosin überlagert wurde.
    »Entschuldigung. Ich bin schmutzig.« Er setzte sich. »Ich habe die Kunden in Morogoro zum Zug gebracht und bin direkt hierhergefahren, durch die Massai-Steppe.«
    »Das ist eine lange Fahrt«, sagte Mara. Ihre Stimme klang hohl in ihren Ohren. Ob John es wohl genauso empfand?
    John legte die Schlüssel des Landrovers auf den Tisch. Er musterte sie einen Moment lang, dann hob er den Kopf und sah Mara an. »Es hatte keinen Sinn, in Dar zum Agenten zu gehen. Ich habe beschlossen, die Lodge zu schließen.«
    Mara starrte ihn mit offenem Mund an. In der Stille hörte man das Quietschen des Deckenventilators.
    »Es wird nie funktionieren, das habe ich mittlerweile eingesehen«, fuhr John fort. »Die Safaris, bei denen das Wild nur beobachtet wird, waren ein Traum.« Sein Tonfall ließ keinen Raum für Zweifel oder Unsicherheit. »Und ich habe beschlossen, keine Jagdkunden mehr anzunehmen.« Er blickte auf seine Hände, die auf dem Tisch lagen. »Ich hatte viel Zeit nachzudenken, Mara. Die Leute, mit denen ich auf Safari war, waren keine Jäger. Ich habe in fünf Wochen nicht einen einzigen Schuss abgegeben.«
    »Was haben sie denn gemacht?«, fragte Mara. Sie war sich bewusst, dass sie nur etwas sagte, um kein Schweigen aufkommen zu lassen.
    »Es waren Zoologen«, erwiderte John. »Sie haben eine Durchschnittserhebung gemacht und alle Tiere in einem bestimmten Gebiet gezählt. Zwei davon waren Elefanten-Experten. Ich habe ihnen zwei Wochen lang dabei geholfen, eine Herde aufzuspüren. Eines Abends haben sie mich gefragt, wie viele Elefanten ich in meinem Leben geschossen hätte. Weißt du, was ich geantwortet habe?«
    Mara schüttelte den Kopf.
    »Ich habe in meinem Notizbuch nachgeschaut. Zweihundertsiebenundsechzig.« John blickte Mara in die Augen. »An jenem Abend habe ich einen Entschluss gefasst. Ich werde nie mehr einen Elefanten schießen. Ich weiß, das habe ich auch schon früher gesagt. Aber dieses Mal halte ich mich daran.«
    Mara nickte. Eigentlich hätten diese Worte sie glücklich machen müssen. Es waren Worte, nach

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