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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Scholes
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zum Reparieren in Kikuyu lassen. Um elf Uhr morgen früh sollte seine Frau ihn im Hotel abholen.
    Panik stieg in Mara auf, als sie sich die Heimkehr ihres Mannes vorstellte. Sie versuchte sich darauf zu konzentrieren, wie erstaunt und aufgeregt er auf die neuen Entwicklungen in der Lodge reagieren würde. Und wie erleichtert er sein würde, wenn er erführe, dass die Zukunft der Lodge gesichert wäre. Aber trotz dieser optimistischen Szenarien quälten sie unzählige Fragen.
    Wie konnte sie John gegenübertreten und so tun, als wäre nichts passiert? Und selbst wenn es ihr gelänge, dann würde John doch sicher merken, was hier stattgefunden hatte. Früher oder später würde sie ihm alles erklären müssen. Aber was sollte sie sagen? Dass sie sich in einen anderen Mann verliebt hatte? Dass sie ihn geküsst und ihn in den Armen gehalten hatte? Die Wahrheit war doch viel komplizierter. Sie und Peter hatten sich ja nur vor Leonards Kamera geliebt. Und sie hatten es ja noch nicht einmal geplant. Sie hatten doch nur getan, worum man sie gebeten hatte – weil sie ihren Teil dazu beitragen wollten, den Film zu retten, Lillian zu schützen, Raynor Lodge zu erhalten. Sie hatten nichts Unrechtes getan.
    Und doch … Zwischen ihnen hatte etwas Tiefes und Mächtiges stattgefunden. Mara spürte immer noch seine Aura, die sie umgab wie die Hitze der Sonne. Sie trat einen Schritt zurück und lehnte sich gegen den Stamm eines Jakaranda-Baumes. Als sie durch das fedrige Laub blickte, sah sie auf einmal ganz deutlich Peters Gesicht vor sich. Die Haare, die ihm in die Stirn fielen. Seine blaugrünen Augen.
    Sie sah, wie sein Mund die Worte formte, die sich in ihre Seele eingeprägt hatten.
    Du bist so schön. Ich liebe dich. Ich kann nichts dagegen tun. Ich liebe dich.
    Mara verschränkte die Arme vor der Brust, als der Schmerz wegen Peters Abreise sie erneut überfiel; der Staub und der Lärm des Flugzeugs, der ihnen ihre letzten Worte gestohlen, ihre letzte Berührung genommen hatte.
    Sie schloss die Augen. Peter würde mittlerweile wieder zu Hause sein, zurück bei seinen Kindern. Und bei Paula. Mara sah die Vereinigung des Paares vor ihrem geistigen Auge, aber sie zwang sich, nicht daran zu denken. Peters Leben hatte nichts mit ihr zu tun. Sie würde ihn nie wiedersehen. Ihre Geschichte war beendet. Ihre Zukunft lag hier in der Lodge, mit John.
    Hilflos schüttelte Mara den Kopf, erschöpft von den Gedanken und Emotionen, die sie überfluteten, Verwirrung und Verzweiflung hervorriefen. Eine bleierne Müdigkeit überfiel sie, und am liebsten hätte sie sich ins Bett gelegt, obwohl sie noch nicht einmal den halben Tag hinter sich gebracht hatte.
    Schritte näherten sich. Sie richtete sich auf, als Kefa zu ihr trat. Lächelnd wies er in Richtung des Esszimmers.
    »Menelik hat dir Kaffee serviert. Ich habe das Reservierungsbuch auf den Tisch gelegt.«
    »Danke«, erwiderte Mara. Ihr fiel ein, dass sie sich ja die Buchungen anschauen wollte, damit Kefa ausrechnen konnte, was sie an Vorräten brauchten.
    »Ich schaue mir ihre Arbeit an«, sagte Kefa und wies auf die Männer, die die Schaufeln niedergelegt hatten und aus ihren Wasserflaschen tranken. »Anschließend komme ich zu dir.«
    »Ja, gut«, sagte Mara. Sie wusste, dass ihre Stimme gepresst und freudlos klang.
    Kefa blickte sie forschend an. »Mach dir keine Sorgen. Es wird alles bereit sein, wenn der Bwana zurückkehrt.«
    »Ich weiß. Ich mache mir keine Sorgen«, erwiderte Mara.
    Sie schwiegen, und Mara sah die Unsicherheit in Kefas Augen. Sie wusste, dass auch er nervös war wegen Johns Rückkehr. Seit Kefa Lodge-Manager war, hatte er die neue Autorität und die zusätzliche Verantwortung, die damit einherging, genossen. Aber bald schon würde Mara nicht mehr die Bwana Memsahib sein. Und was würde dann passieren?
    »Der Kaffee wartet auf dich«, sagte Kefa. »Er wird kalt.«
    Das Reservierungsbuch war einfach nur ein in Stoff eingeschlagenes Heft mit einer Seite für jeden Tag. John kaufte jedes Jahr in Binas Warenhaus ein neues. Als Mara es zu sich heranzog, spürte sie an der rauhen Oberfläche des Stoffs, dass die weißen Ameisen am Werk gewesen waren. Die Empfindung schien ihr übertrieben, als ob sie jeden Bezug zur Realität verloren hätte. Alles war ihr entweder viel zu fern, wie die Vorstellung, dass der Pool jemals fertig werden könnte, oder zu nah und überwältigend, wie der Duft von Meneliks Kaffee, der in der Tasse dampfte. Er hatte ihn auf äthiopische Art
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