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Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Roter Hibiskus: Roman (German Edition)

Titel: Roter Hibiskus: Roman (German Edition)
Autoren: Katherine Scholes
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denen sie sich gesehnt hatte. Aber jetzt schienen sie mit ihrem Leben, mit ihrer Ehe nichts mehr zu tun zu haben …
    »Ich habe einen Plan ausgearbeitet«, fuhr John fort. »Da draußen hat uns auch ein Wildpark-Ranger begleitet. Er sagt, sie suchen Leute für die Tsetsefliegen-Kontrolle.« Ein ironisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Ich soll Methoden finden, um Fliegen zu töten. Ich werde viel unterwegs sein. Du wirst in Arusha leben.«
    »Arusha«, wiederholte Mara. Sie bemühte sich, ihre Verwirrung zu verbergen.
    »Da wird es dir gefallen«, erklärte John. »Es gibt Geschäfte, viele Europäer. Einen sehr guten Club.«
    Mara ergriff einen Papieruntersetzer und begann ihn zu zerpflücken. Jetzt war der perfekte Augenblick, um John zu sagen, dass sie schwanger war. Ein Baby würde Teil dieses neuen Lebens sein, das vor ihnen lag. Aber sie brachte die Worte nicht über die Lippen. Dann erschien der Kellner mit ihrem Getränk. Als er es vorsichtig auf den Tisch stellte und einen neuen Papieruntersetzer darunterschob, bestellte John sich ebenfalls eine Limonade.
    »Ja, Bwana«, erwiderte der Junge, blieb aber neben Maras Ellbogen stehen, als ob er weitere Anweisungen erwartete.
    »Danke. Das ist alles«, sagte sie.
    Er beugte sich ein wenig zu ihr. »Memsahib, ich bin ein guter Kellner. Ich kann Geschirr spülen. Oder Wäsche waschen.« Er richtete sich auf und lächelte. »Ich würde gerne für Sie arbeiten.«
    »Aber du hast doch schon einen guten Job«, erwiderte Mara leichthin.
    »Ich möchte in Raynor Lodge arbeiten«, beharrte der Junge. »Mein Vetter hat dort gerade erst einen Job bekommen.«
    Aus den Augenwinkeln sah Mara, dass John leicht die Stirn runzelte. Es überraschte sie nicht, dass er dem Wortwechsel nicht folgen konnte. Als er zur Safari abgereist war, hatten ja die wenigen Angestellten in Raynor Lodge noch nicht einmal regelmäßig ihr Gehalt bekommen.
    Mara blickte an dem Kellner vorbei zur Bar, in der Hoffnung, er würde von selbst aufhören, wenn sie ihn nicht ermutigte. Der neue Hotelbesitzer, Mr. Abassi, kam aus der Küche. Er trug ein frisch gebügeltes Hemd, dessen Weiß vor seiner schwarzen Haut förmlich leuchtete. Er machte einen sehr geschäftigen Eindruck. Mara wusste, dass ihm die jüngsten Entwicklungen in Raynor Lodge nicht entgangen waren. Sie war sich nicht sicher, ob er die Lodge als Konkurrenten oder als Verbündeten beim Aufbau der lokalen Touristenindustrie sah. Auf jeden Fall winkte Abassi ihr, als er sie sah, und kam auf ihren Tisch zu. Der Kellner huschte davon.
    Abassi begrüßte zuerst John und fragte nach seiner Safari. Mara hörte ihm nervös zu, weil sie Angst hatte, er könne erwähnen, was in Johns Abwesenheit geschehen war. Sie suchte nach einer Gelegenheit, ihrem Mann in Ruhe alles zu erklären. Aber sie hätte sich keine Sorgen machen brauchen; die Begrüßung bewegte sich glatt von der Safari zur Gesundheit von Abassis Frau und Kindern.
    Schließlich war der Wortwechsel zwischen den beiden Männern beendet, und Abassi wandte seine Aufmerksamkeit Mara zu.
    »Ich habe das meiste von Kefas Bestellungen fertig. Aber wir haben nicht genug Whisky oder Gin. Wir erwarten diese Woche eine Lieferung.«
    Mara nickte nur. Sie wagte es nicht, John anzusehen. In der Geschichte der Lodge war es den Afrikanern noch nie erlaubt gewesen, Vorräte einzukaufen. Und jetzt bestellte der Mann, den John als Haus-Boy kannte, sogar Alkohol.
    »Ich verstehe nicht«, sagte John leise.
    Mara schluckte, gab aber keine Antwort.
    »Was ist hier los?«
    Abassi spürte die wachsende Spannung und blickte interessiert von einem zum anderen. Auch der Kellner, der mit Johns Limonade an den Tisch getreten war, beobachtete die Szene.
    »Wir müssen reden«, sagte Mara. »Aber nicht hier.«
    Rasch tranken sie beide aus, ohne den anderen anzusehen. Dann standen sie auf und gingen.
    Sie fuhren mit den beiden Landrovern zu Wallimohammeds Hof. Dort nahm John seinen Rucksack aus seinem Wagen und legte ihn und sein Gewehr in Maras Auto. Er tat dies schweigend, und Mara sah zu. Es lag auf der Hand, dass dieser Ort für ein Privatgespräch genauso wenig geeignet war wie das Hotel. Ab und zu trafen sich ihre Blicke, aber nur für einen Augenblick. Mara war froh, als einer der Mechaniker auftauchte, der sich die Hände an einem schmierigen Lappen abwischte. John führte ihn zu seinem Landrover und redete dabei in schnellem Swahili auf ihn ein. Er öffnete die Haube, und dann beugten sich die beiden
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